EM 2021

EM: Titelgewinn diesmal nicht höchste Priorität

Patrick Franziska führt das deutsche Herren-Team in Clju-Napoca an (©ETTU)

28.09.2021 - Heute haben im rumänischen Cluj-Napoca die 40. Mannschafts-Europameisterschaften begonnen. Die deutschen Teams sind bei der EM als Silbermedaillengewinner (Herren) und Vierte (Damen) der Olympischen Spiele zwar topgesetzt, reisen aber ohne die Tokio-Fahrer Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Han Ying, Shan Xiaona und die kurzfristig erkrankte Petrissa Solja an. Drei Monate nach der Individual-EM in Warschau hat der Titelgewinn diesmal nicht die höchste Prioritätsstufe. Die DTTB-Teams steigen am Mittwoch ins Turnier ein.

DTTB-Sportdirektor Richard Prause will bei der EM nämlich die Nationalmannschaften stärken: „Wenn wir die Entwicklung der weniger Erfahreneren und Jüngeren zu Leistungsträgern und Führungsspielern der Nationalmannschaft weiter fördern wollen, müssen wir ihnen häufiger die Möglichkeit geben, Verantwortung zu übernehmen. Damit stellen wir das Gerüst unserer Nationalmannschaften neben den Olympioniken auf ein noch viel solideres Fundament.“

Selbstbewusste Herren mit Titelchancen – Auftakt gegen Ukraine
Titelverteidiger Deutschland bestreitet am Mittwoch um 18 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) sein Auftaktmatch gegen die Ukraine und beschließt die Vorrunde am Donnerstag zur gleichen Zeit gegen Belarus. Nur die Ersten der acht Vorrundengruppen ziehen ins Viertelfinale ein. "Schon in der Gruppe müssen wir daher aufpassen und gut spielen", sagt Patrick Franziska. In Abwesenheit des Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov und des Europameisters Timo Boll übernimmt der Europe-Top-16-Gewinner von Thessaloniki erstmals als Spitzenspieler die Führungsrolle.

Der Saarbrücker freut sich darauf: „Ich bin sehr gerne Führungsspieler, in Saarbrücken kenne ich das ja, da bin ich der Oldie im Team. Von vorne Gas zu geben, den Jüngeren zur Seite zu stehen und zu helfen, ist mein Ding.“ Franziska ist sicher: „Wir spielen zwar ohne Timo und Dima, schicken aber sehr ein starkes Team ins Rennen, mit dem alles möglich ist.“ Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sieht das genauso: „Alle sind gesund und fit. Wir wollen auch ohne Timo und Dima weiterhin dieses Turnier gewinnen. Wir haben eine Mannschaft, die stark genug ist, um dieses Ziel zu erreichen.“ Gefährlichste Kontrahenten der Deutschen, abgesehen von zwei unliebsamen Unterbrechungen 2014 durch Portugal und 2015 durch Österreich bereits seit 2007 im Dauersieger-Modus, sind Herausforderer Schweden, England, Österreich, Portugal, Frankreich, Kroatien und Slowenien.

Stumper: "Überhaupt nicht über diese Möglichkeit nachgedacht"
Hinter dem Weltranglisten-14. Patrick Franziska (Saarbrücken), schickt der DTTB mit Defensivass Ruwen Filus (Fulda-Maberzell), dem Olympia-Ergänzungsspieler und Deutschen Meister Benedikt Duda (Bergneustadt) und Mixed-Europameister Dang Qiu (Düsseldorf) drei weitere international bereits mehrfach erfolgreiche Asse ins Rennen. Nummer fünf des Aufgebots ist Jugend-Europameister Kay Stumper (Neu-Ulm).

Trotz seiner jüngsten Erfolge auch im Erwachsenenbereich – u. a. Siege gegen Schwedens WM-Zweiten Mattias Falck in der TTBL und Dang Qiu bei den deutschen Meisterschaften – kam die EM-Nominierung für Stumper unerwartet: "Ich war vor allem überrascht, weil ich überhaupt nicht über diese Möglichkeit nachgedacht hatte. Mir wurde auf einmal die Nominierung mitgeteilt, und ich freue mich sehr, dass ich dabei bin." Der 18-Jährige wolle versuchen, so viel wie möglich zu lernen. "Wir haben viele sehr gute Spieler und mir ist klar, dass ich noch nicht zu den Stammspielern gehören werde. Ich werde einfach am und abseits des Tisches versuchen, mein Bestes geben. Ich bin jedenfalls bereit", so Stumper. 

Dezimierte DTTB-Damen nehmen Viertelfinale ins Visier
Für Deutschlands Damen beginnen die Titelkämpfe am Mittwoch (15 Uhr MESZ) gegen die Slowakei. Am Eröffnungstag hat das Team von Bundestrainerin Tamara Boros in der dreiköpfigen Gruppe A zunächst noch spielfrei. Sein zweites Vorrundenmatch gegen Spanien bestreitet Deutschland am Donnerstag um 12 Uhr. Das DTTB-Quartett ist zwar in Cluj-Napoca an Position eins gesetzt, aber diesmal umständehalber kein Titelanwärter. Die Deutschen, die 2019 in Nantes im Viertelfinale an Portugal scheiterten, müssen nicht nur auf die erfahrenen Stützen Han Ying (Tarnobrzeg, Polen) und Shan Xiaona (Berlin) verzichten, auch Petrissa Solja (Langstadt) steht nicht zur Verfügung. Die 27-jährige amtierende Europameisterin musste ihren EM-Start Ende vergangener Woche wegen einer Sinusitis, einer Entzündung der Nasennebenhöhlen, absagen. 

 Die Mannschaft von Bundestrainerin Tamara Boros verzichtete auf die Nominierung einer Ersatzfrau und kämpft in Rumänien mit der frischgebackenen Europe-Top-16-Gewinnerin und dreifachen Deutschen Einzel-Meisterin Nina Mittelham (Berlin), der EM-Viertelfinalistin und Zweiten im Doppel Ende Juni in Warschau, Sabine Winter (Schwabhausen), DM-Finalistin Chantal Mantz (Langstadt) und der dreifachen U15-Europameisterin sowie DM-Dritten Annett Kaufmann (Böblingen) um die nun bestmögliche Platzierung. Die erst 15-jährige Kaufmann freut sich natürlich, dabei zu sein, sie will "vor allem viel lernen und die Atmosphäre in mich aufsaugen. Als Team werden wir alles geben und jede Chance nutzen, um unsere Spiele zu gewinnen. Dazu wird jeder auf seine Art und Weise beitragen. Ich werde die Mannschaft nach Kräften unterstützen und bin einfach dabei. Ich hoffe, dass ich helfen kann - egal ob am Tisch oder auf der Bank.“

Teamspirit schon beim Ständchen für Geburtstagskind Winter
Bundestrainerin Tamara Boros setzt neben der individuellen Klasse vor allem auch auf den Teamgeist: „Wir haben in der letzten Woche auf die Teilnahme am WTT-Turnier in Katar verzichtet, um noch einmal gemeinsam im DTTZ in Düsseldorf bei einem EM-Lehrgang einen echten Teamspirit entwickeln. Unsere Spielerinnen gehen motiviert und gut vorbereitet in die EM.“ Grund zum gemeinsamen Feiern gab es unabhängig vom Turnierverlauf jedenfalls schon nach dem Vormittagstraining am Montag: „Oldie“ Sabine Winter, seit gestern 29 Jahre alt, wurde von der deutschen Mannschaft mit Geburtstagstorte und kräftigem Ständchen verwöhnt. Winter freute sich über die Glückwünsche: "Eine schöne Überraschung. Sprüche gab's natürlich auch: Zum Beispiel, dass mit 29 jetzt sicher meine Rückhand viel besser sei. Dann kann diese Woche ja nichts mehr schiefgehen."

Führungsspielerin ist nach dem Ausfall Soljas die zuletzt in glänzender Verfassung auftrumpfende Nina Mittelham. „Es ist für mich ganz klar eine Motivation, bei der EM auch als Führungsspielerin gefordert zu sein und nicht nur als Ergänzungsspielerin. Das ist eine andere Situation, aber ich empfinde diese nicht als Druck. In Berlin hatte ich jetzt schon häufiger die Situation, dass ich für den Verein wichtige Spiele gewinnen musste.“

Rumänien Favorit bei den Damen
Die Zielsetzung wurde für das auch ohne die aktuelle Nummer zwei der Europarangliste immer noch stark aufgestellte Team zunächst einmal angepasst. Sportdirektor Richard Prause: „Wir hoffen, dass wir die Gruppe gewinnen, was nicht so leicht wird. Unser Ziel sollte aber das Erreichen des Viertelfinals sein. Wir spielen immerhin mit Nina als Top-16-Gewinnerin, Sabine, die im EM-Viertelfinale stand, und der Möglichkeit, uns auch mit Chantal und Annett in Position zu bringen.“ 

Favorit auf den Titelgewinn in der BTC-Arena ist Gastgeber Rumänien, der 2017 im Finale Deutschland bezwang und auch 2019 Gold holte. An den Positionen drei und vier sind Österreich und die Ukraine gesetzt. Zum Favoritenkreis zählt auch der letztmalige Zweite Portugal mit European-Games-Gewinnerin Yu Fu.

Die acht Viertelfinalisten, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren, qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaften 2022 in Chengdu (China). Je drei weitere europäische Teams werden über die Weltrangliste ergänzt.

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Der Zeitplan

Dienstag, 28. September
1. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen, Gruppe A: Spanien – Slowakei, 18 Uhr, Tisch 3 
Herren, Gruppe A: Belarus – Ukraine, 15 Uhr, Tisch 3

Mittwoch, 29. September
2. Gruppenspiel Damen und Herren 
Damen: Deutschland – Slowakei, 15 Uhr MESZ, Tisch 3
Herren: Deutschland – Ukraine, 18 Uhr MESZ, Tisch 1

Donnerstag, 30. September
3. Gruppenspiel Damen und Herren 
Damen: Deutschland – Spanien, 12 Uhr MESZ, Tisch 2
Herren: Deutschland – Belarus, 18 Uhr MESZ, Tisch 2

Freitag, 1. Oktober
Viertelfinale Damen ab 9, 12 und 17.30 Uhr
Viertelfinale Herren ab 9, 15 und 17.30 Uhr

Samstag, 2. Oktober
Halbfinale Damen ab 9 und 15 Uhr 
Halbfinale Herren ab 12 und 18 Uhr

Sonntag, 3. Oktober
Finale Damen, 12 Uhr 
Finale Herren, 15.30 Uhr

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(DTTB/DK)

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