Olympia 2021

China zu stark - DTTB-Damen kämpfen um Bronze

Petrissa Solja spielte furchtlos gegen Olympiasiegerin Chen Meng (©ITTF)

04.08.2021 - Jie Schöpp hatte nach dem erfolgreichen Viertelfinalspiel gegen Südkorea angekündigt, noch einmal scharf nachdenken zu wollen, um ein Mittel gegen China zu finden, auf das sie in den vergangenen Jahren nicht gekommen ist. Ihre Bemühungen fruchteten nicht: Das Halbfinale zwischen Deutschland und China ging erwartungsgemäß deutlich an die Titelverteidigerinnen. Somit richtet sich der Fokus der DTTB-Damen nun auf das Spiel um Bronze gegen Hongkong.

Dass es mit dem Finaleinzug in diesem Jahr schwer werden würde, war den deutschen Damen bereits nach der Auslosung klar. Denn selbst, wenn man die Vorschlussrunde erreichen würde, hieße der Torwächter auf dem Weg ins Endspiel höchstwahrscheinlich China. Und dass die Titelverteidiger und Topfavoriten gerade in der Mannschaft schwer zu besiegen sind, ist allgemein bekannt. So hielt sich die Enttäuschung über die 0:3-Niederlage bei den deutschen Damen in Grenzen. Im Gegenteil: Sie konnten ihr sogar etwas Positives abgewinnen. „Wir können mit viel Selbstbewusstsein aus dem Spiel gehen“, fand Petrissa Solja, „Unsere Gegner haben uns auf jeden Fall ernst genommen, das hat man gesehen.“

Solja verliert, aber gewinnt Selbstvertrauen

Vor allem Solja selbst sorgte dafür, dass sich die Chinesinnen nicht zu sicher sein durften. Gegen Olympiasiegerin Chen Meng hatte sie bereits im Viertelfinale der Grand Finals 2020 mit 2:0 geführt, dann aber noch mit 4:2 verloren. Die Weltranglistenerste dürfte also nicht überrascht gewesen sein, als Solja sie direkt im ersten Satz mit 6:1 unter Druck setzte und mit 11:5 die Führung holte. Chen glich zwar sogleich aus und brachte sich selbst mit 2:1 in Front. Solja ließ sich dadurch jedoch nicht den Mut nehmen, führte auch in Satz vier mit 7:3 und später mit 9:7, wurde aber wiederum ein- und überholt. Einen Matchball wehrte Solja noch ab, holte sich gar einen Satzball. Beim Stand von 13:11 hatte es die Chinesin dann aber geschafft. „Ich bin super zufrieden mit meiner Leistung“, erzählte Solja. „Das war eine große Steigerung zu meinen letzten Spielen. Ich habe von Satz zu Satz gemerkt, dass ich besser in den Einzel-Rhythmus finde. Trotzdem ist es gegen China so schwer, die letzten Punkte zu machen, speziell gegen Chen. Ich muss jeden Ball super spielen. Wenn einmal ein schlechter oder einfacher Ball kommt, schlägt es ein.“

Die beiden Spiele zuvor verliefen wesentlich deutlicher, aber auch hier gab es kleine Lichtblicke. So hielten Solja und Shan Xiaona im ersten Satz des Doppels gut mit, ließen ihre Gegnerinnen Wang Manyu und Chen Meng nicht davonziehen, bevor diese den entscheidenden Punkt zum 11:9 machten. Danach kam das deutsche Duo auf keinen grünen Zweig mehr. Han Ying hatte bei Sun Yingsha schon im Einzel-Viertelfinale kein Loch gefunden - das war im Teamwettkampf zunächst nicht anders. Nichtsdestotrotz wurde die Chinesin noch einmal kurz nervös, als Han im dritten Satz drei Matchbälle abwehrte und auf 9:10 herangekommen war. Nach einem Time-Out beendete Sun das Spiel dann aber ohne weitere Komplikationen. „Sun kann wirklich alles. Ich habe lange ein Loch gesucht, aber leider erst bei 6:10 ein kleines gefunden“, erklärte Han.

Gute Erinnerungen an Hongkong

Jetzt richten sich alle Augen auf das Halbfinale gegen die Hongkong-Chinesinnen, die ihr Halbfinale gegen Japan glatt mit 0:3 verloren haben. Einzig Spitzenspielerin Doo Hoi Kem gewann einen Satz gegen Mima Ito, ansonsten blieb die Weste der Gastgeberinnen weiß. „An der Wand unseres Gebäudes im Olympischen Dorf hängen alle Medaillengewinner - da wird man schon ein bisschen neidisch“, verriet Han. „Die Medaille von vor fünf Jahren ist nicht mehr in unseren Köpfen, morgen geht es nur um diese Medaille.“ Ihre Kollegin Solja stimmte ein: „Wir wollen diese Medaille so sehr, aber Hongkong genauso. Es wird ein hartes Spiel: Entweder man hat danach eine Medaille oder nicht. Dadurch, dass wir schon Silber gewonnen haben, können wir eventuell ein bisschen gelassener ins Spiel gehen. Wir sind unserem Ziel jetzt so nah - wir wollen die Chance nun auch nutzen.“ Bundestrainerin Jie Schöpp hat gute Erinnerungen an Hongkong: „Wir haben sie 2016 im Viertelfinale geschlagen, das wollen wir jetzt wieder schaffen. Im Spiel heute haben wir unsere Form getestet, wir haben sie stabilisiert und sogar gesteigert. Das war eine sehr gute Vorbereitung auf das Spiel um Platz drei.“ Vielleicht ja sogar so gut, dass ab morgen auch Petrissa Solja, Han Ying und Shan Xiaona als Medaillengewinner im Olympischen Dorf zu sehen sein werden.


Die Spiele im Damen-Einzel

Halbfinale

China - Deutschland 3:0
Wang Manyu/Chen Meng - Petrissa Solja/Shan Xiaona 3:0 (9,2,4)
Sun Yingsha - Han Ying 3:0 (6,4,9)
Chen Meng - Petrissa Solja 3:1 (-5,4,9,11)

Hongkong - Japan 0:3
Soo Wai Yam Minnie/Lee Ho Ching - Kasumi Ishikawa/Miu Hirano 0:3 (-7,-2,-8)
Doo Hoi Kem - Mima Ito 1:3 (-9,9,-1,-7)
Lee Ho Ching - Miu Hirano 0:3 (-10,-7,-3)

Spiel um Platz drei
Deutschland - Hongkong, Donnerstag 4 Uhr

Finale
China - Japan, Donnerstag 12:30 Uhr

(JS)

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