Sabine Winters Aufholjagden wurden heute nicht belohnt (©Thomas)
02.05.2018 - Dass es ein schweres Spiel gegen Österreich werden würde, war den deutschen Nationalspielerinnen im Vorhinein klar. Allerdings entwickelte sich die Achtelfinalpartie bei der Team-WM in Halmstad erst ganz nach deutschem Geschmack und die Tür zur Runde der besten Acht stand bereits ganz weit offen. Doch erst vergab Petrissa Solja die große Chance bei eigener 2:0-Führung, dann scheiterte Sabine Winter im alles entscheidenden Einzel.
Wie gewonnen, so zerronnen. Deutschlands Damen hatten den Sieg schon in den Händen, als ihnen das Viertelfinalticket doch noch verloren ging. In einem höchst dramatischen Achtelfinalspiel mussten sie am Ende Österreich zum 3:2-Triumph gratulieren. Während die Alpennation morgen China herausfordern darf, ist das Turnier für Deutschland hiermit beendet.
Solja vergibt große Chance nach überragendem ersten Spiel
Sabine Winter hatte bis hierhin kein einfaches Turnier. Und auch ihr erstes Einzel versprach, schwierig zu werden. Schließlich hatte sie bisher international noch nie gegen Sofia Polcanova gewinnen können. Tatsächlich fand sie auch bei dieser Begegnung zunächst kein Mittel gegen die hochgewachsene Österreicherin, die schnell auf 2:0 davonzog. Doch Winter, die in den vergangenen Tagen selbst das eine oder andere Mal schon 2:0 geführt hatte, bevor der Wind noch drehte, kratzte diesmal selbst die Kurve und rettete sich in den fünften Satz. Für diese sehenswerte Aufholjagd hätte sie den Sieg durchaus verdient gehabt, doch Polcanova hatte sich rechtzeitig wieder im Griff. Mit 11:4 holte sie Österreich den ersten Punkt. Nun kam Petrissa Solja an die Reihe, für die Spiele gegen Österreich immer besonders schwierig sind. Schließlich spielt ihre Schwester Amelie seit einiger Zeit für das Nachbarland, nachdem sie im deutschen Team keine Perspektive mehr gesehen hat. Glücklicherweise trafen die beiden Schwestern nicht direkt aufeinander - dafür bekam es Solja mit einer anderen Bekannten zu tun: ihrer ehemaligen Linzer Teamkollegin Liu Jia, die keine leichte Gegnerin für sie ist. Anders an diesem Tag! In begeisternder Manier ließ sie die Österreicherin gar nicht erst in ihr Spiel finden und brachte ihrem Team in drei deutlichen Sätzen den Ausgleich.
Die Manege war frei für die andere Solja-Schwester, allerdings auf der gegnerischen Seite. Für Deutschland stieg Nina Mittelham in den Ring, die gestern einen deutlichen 3:0-Sieg im Thailandspiel einfahren konnte. Soljas unorthodoxe Spielweise war eine Herausforderung für die 21-Jährige und so entwickelte sich ein enges Duell, das ebenfalls in den fünften Satz ging. Diesmal war es jedoch die Deutsche, die den Punkt mit nach Hause nehmen durfte und ihr Team damit erstmals in Führung brachte. Damit hatte Solja die Möglichkeit, den Sieg für Deutschland nach Hause zu bringen - und anfangs sah auch alles danach aus, als ob sie diese Chance mit Bravour nutzen würde. Doch trotz einer zwischenzeitlichen Führung von 2:0 und 5:1 kippte das Spiel noch. Polcanova fand zurück in die Partie und holte Österreich den Ausgleich. „Das war sehr unnötig“, fand Solja selbst. „Ich habe hoch geführt, hatte auch im dritten Satz ein paar Bälle Vorsprung, habe es aber nicht geschafft, den Satz nach Hause zu bringen. Ich habe sicher auch ein paar Fehler gemacht, aber bei 9:9 hat sie zwei gute Bälle gespielt und ist von da an einfach besser geworden - und ich habe es dann nicht geschafft, ein Stück besser zu spielen.“
Winters Aufholjagd wird wieder nicht belohnt
Die Entscheidung fiel also doch im fünften Einzel zwischen Winter und Liu Jia - und auch dieses Spiel entwickelte sich zu einem Wechselbad der Gefühle. Die Österreicherin legte mit 2:0 vor, dann übernahm Winter und spielte sich in den fünften Satz - um wie schon im ersten Einzel nach großer Aufholjagd noch zu verlieren. „In beiden Einzeln brauchte ich etwas Zeit, um mich an das Aufschlag-/Rückschlagspiel zu gewöhnen“, erklärte Winter. „Ich hätte eigentlich den zweiten Satz schon gewinnen müssen. Wenn man 0:2 hinten liegt, ist es gegen jeden schwer - aber gegen solche Topspieler natürlich noch mal besonders.“ Eines machte die Niederlage für sie allerdings ein bisschen leichter: „Dass im Viertelfinale China wartet und wir jetzt nicht eine realistische Chance auf eine Medaille verspielt haben.“ Österreich wird morgen alles dafür tun, die Sensation zu schaffen.
Für die größte Überraschung in den anderen Achtelfinals sorgte die Ukraine, die sich mit 3:2 gegen Singapur durchsetzte. Tetyana Bilenko, Ganna Gaponova und Margaryta Pesotska gingen als absolute Underdogs ins Rennen, erspielten sich jedoch ihr Ticket fürs Viertelfinale, wo sie Japan herausfordern werden. Deutschlands Gruppengegner Hongkong gewann gegen Taiwan und trifft nun auf Europameister Rumänien. Zudem kommt es im Viertelfinale zum Nachbarschaftsduell Süd- gegen Nordkorea, nachdem Letztere Russland aus dem Turnier warfen.
Das Spiel im Überblick:
Österreich - Deutschland 3:2
Sofia Polcanova - Sabine Winter 3:2 (7,6,-3,-7,4)
Liu Jia - Petrissa Solja 0:3 (-5,-8,-3)
Amelie Solja - Nina Mittelham 2:3 (-9,8,-8,7,-6)
Sofia Polcanova - Petrissa Solja 3:2 (-5,-9,9,3,6)
Liu Jia - Sabine Winter 3:2 (5,9,-6,-9,5)
(JS)
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