WM 2017

Boll morgen gegen Ma Long - Bärenstarker Filus ärgert Fan

Nach seinem Sieg gegen Marcos Freitas war Timo Boll schon ein wenig emotional (©Fabig)

05.07.2017 - Timo Boll steht im Viertelfinale der WM in Düsseldorf. Das Aufeinandertreffen der beiden Doppelpartner Boll und Ma Long ist damit gesichert. Der Rekordeuropameister hatte sich sein Ticket für die Runde der besten Acht gegen Marcos Freitas erspielt. Ruwen Filus verabschiedete sich derweil mit einer bärenstarken Leistung gegen den Weltranglistenzweiten Fan Zhendong. Er scheiterte zwar mit 2:4, bereitete dem Chinesen aber ernsthafte Probleme.

„Ich habe zwar noch nichts gewonnen, aber irgendwie bin ich trotzdem schon ein bisschen emotional. Fühlt sich gut an“, schmunzelte Timo Boll direkt nach seinem Sieg dem Hallensprecher ins Mikrophon und brachte die Halle damit noch einmal zum Kochen. Kurz zuvor hatte die Arena schon einmal gewackelt, als der Rekordeuropameister als erster Deutscher bei dieser WM ins Viertelfinale eingezogen war. Ein zweiter kann morgen Vormittag noch folgen. Dann trifft nämlich Dimitrij Ovtcharov auf Koki Niwa.

Auf seinem Weg ins Viertelfinale hatte Boll mit Marcos Freitas eine unangenehme Hürde vor sich. Der Portugiese begann das Spiel furios und sicherte sich sogleich die erste Führung, die Boll wenig später egalisieren konnte. Satz drei und vier verliefen fast deckungsgleich. Beide Male erspielte sich der Publikumsliebling eine hohe Führung, beide Male wurde es am Ende noch einmal richtig eng und beide Male holte sich Boll den Satz. Mit dieser 3:1-Führung im Rücken brachte der Deutsche den Sieg im fünften Durchgang souverän nach Hause. „Ich hatte einen ganz schlechten Start“, fand Boll. „Ich habe es bei ihm mit kurzen Rückschlägen versucht, obwohl ich wusste, dass das schwer wird. Aber es war unmöglich, seine Aufschläge kurz zu retournieren, ich habe gar keinen Rhythmus gefunden. Ab dem zweiten habe ich mir dann gedacht: Jetzt einfach nur lang.“

Morgen kommt es dann zu einem besonders attraktiven Duell: Im Doppel spielte Boll noch Seite an Seite mit Ma Long, diesmal werden sie im Viertelfinale an gegenüberliegenden Seiten des Tisches stehen. „Das wird verdammt schwierig. Ma Long brauchte hier, glaube ich, auch ein paar Runden, um ins Rollen zu kommen, aber jetzt ist er langsam im Rhythmus. Er kennt mich sehr gut. Ich will mich jetzt nicht vorher aufgeben, es ist eine Heim-WM, da muss man alles probieren. Aber ich brauche gegen ihn einen guten Start.“

Bärenstarker Filus ärgert Fan Zhendong

Nach seinem Einzug ins Achtelfinale war Ruwen Filus gestern Abend in der Mixed Zone fast ein wenig euphorisch. „Vor ein paar Jahren habe ich bei den Polish Open gegen Fan Zhendong gespielt und habe nur mit 2:4 verloren. Vielleicht habe ich also eine kleine Chance“, hoffte der Abwehrspezialist. Und er sollte Recht behalten. Er ist zwar 30 Weltranglistenplätze von Ma Longs direktem Verfolger entfernt, hielt gegen den Chinesen aber mehr als gut mit. Schon den ersten Satz verlor er erst in der Verlängerung mit 11:13, den nächsten dominierte er und holte ihn auf seine Seite, auch wenn es am Ende noch einmal knapp wurde. Wer dachte, dass ihn die folgenden beiden Durchgänge, die auf das Konto des Chinesen gingen, entmutigen würden, wurde eines Besseren belehrt. Mit dem Rücken zur Wand drehte der Fuldaer noch einmal auf und holte sich mit Weltklasse-Aktionen den Satz auf seine Seite. Hoffnung schwappte noch einmal auf die Tribüne, doch Fan Zhendong ließ keinen siebten Satz mehr zu. Mit 11:3 setzte er ein beeindruckendes Ausrufezeichen hinter seinen Sieg gegen einen hervorragenden Ruwen Filus, der sich damit trösten kann, einen der großen Titelkandidaten vor Probleme gestellt zu haben. 

„Mir hat es Spaß gemacht, ich habe ein paar tolle Bälle getroffen und die Nummer zwei der Welt ein bisschen geärgert“, erzählte Filus den Journalisten nach dem Spiel. „Ich denke, da kann man nur stolz auf sich sein, wenn man so eine Leistung abruft. Und es zeigt, dass die Chinesen vielleicht doch nicht so weit weg sind, wie immer gesagt wird.“ Tatsächlich hatte Filus den Eindruck, dass Fan ein wenig nervös wurde. „Er schien keine richtige Taktik gegen mich zu finden, weil ich sehr variabel spiele. Es ist sicherlich auch etwas zermürbend, wenn man dann gegen mich nicht durchkommt. Aber um eine richtige Siegchance zu haben, hätte ich in Führung gehen müssen. Ich bin auf jeden Fall stolz, hier zu den besten 16 gehört zu haben.“ Zu den besten Acht gehört derweil Tomokazu Harimoto, der sich in der Nebenbox mit 4:1 gegen Lubomir Pistej durchsetzte. Der 13-Jährige bricht also auch in Düsseldorf einen Rekord nach dem nächsten. 

Endspiel zwischen Nummer 1 und 3 der Welt

Im Damen-Einzel sind wir hingegen schon ein paar Schritte weiter. In diesem Wettbewerb wurden heute bereits die Finalistinnen ermittelt. Ding Ning bekam ihre Revanche für die Asienmeisterschaftspleite gegen Miu Hirano und wusste sie zu nutzen. Zwar konnte die junge Japanerin den vierten Satz noch auf ihre Seite holen, der Sieg ging allerdings ungefährdet an die Olympiasiegerin. Im zweiten Halbfinale hatte zunächst Liu Shiwen die Nase vorn, wurde von Zhu Yuling allerdings noch im siebten Satz überholt, wo die Weltranglistendritte schnell auf 11:5 davonzog. "Im ersten Satz war ich mental besser vorbereitet als Liu, aber sie fand einfach immer besser ins Spiel und konnte den Satz dann doch noch gewinnen", erzählte Zhu, wie sie den 10:4-Vorsprung noch vergab. "Ich bin stolz darauf, dass ich den ständigen Rückstand immer wieder ausgeglichen habe. Ehrlich gesagt, bin ich einfach nur glücklich, denn das war mein erster offizieller Sieg gegen Liu Shiwen." Ding und Zhu kämpfen morgen um 13:30 Uhr um Gold. Das beschäftigt Zhu jedoch noch nicht: "Jetzt feiere ich erstmal und dann mache ich mir darüber Gedanken."

Auch im Herren-Doppel stehen die Finalisten bereits fest. Nach ihrem engen Spiel gegen Ho Kwan Kit/Wong Cho Ting gestern wählten Fan Zhendong/Xu Xin heute die kräftesparende Variante. Mit einem glatten 4:0 zogen sie gegen Koki Niwa/Maharu Yoshimura ins Endspiel ein und werden dort auf deren Landsmänner Masataka Morizono/Yuya Oshima treffen. Diese hatten sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Koreanern Jeoung Youngsik/Lee Sangsu für die letzte Runde empfohlen. Das Endspiel findet morgen um 16:30 Uhr statt.
 

Die Ergebnisse im Überblick:

Herren-Einzel

Achtelfinale
Ruwen Filus - Fan Zhendong CHN 2:4 (-11,11,-7,-3,9,-3)
Tomokazu Harimoto JPN - Lubomir Pistej SVK 4:1 (10,8,9,-9,9)
Timo Boll - Marcos Freitas POR 4:1 (-5,7,13,9,6)
Ma Long CHN - Chuang Chih-Yuan TPE 4:0 (8,11,1,6)
Lee Sangsu KOR - Vladimir Samsonov BLR Tisch 1, 20:30 Uhr
Jeong Sangeun KOR - Wong Chun Ting HKG Tisch 2, 20:30 Uhr

Viertelfinale
Lee Sangsu KOR - Wong Chun Ting HKG, 12:15 Uhr
Timo Boll - Ma Long CHN, 15 Uhr
Fan Zhendong CHN - , 19 Uhr
Tomokazu Harimoto JPN - , 20 Uhr
 

Damen-Einzel 

Halbfinale
Ding Ning CHN - Miu Hirano JPN 4:1  (4,8,5,-5,5)
Zhu Yuling CHN - Liu Shiwen CHN 4:3  (-10,9,-7,8,-8,9,5)

Finale
Ding Ning CHN - Zhu Yuling CHN, Sonntag 13:30 Uhr
 

Herren-Doppel

Halbfinale
Masataka Morizono/Yuya Oshima JPN - Jeoung Youngsik/Lee Sangsu KOR 4:2 (3,-6,8,-8,3,6)
Fan Zhendong/Xu Xin CHN - Koki Niwa/Maharu Yoshimura JPN 4:0 (7,2,7,4)

Finale
Fan Zhendong/Xu Xin CHN - Masataka Morizono/Yuya Oshima JPN, Sonntag 16:30 Uhr

(JS)

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