Lin Gaoyuan streifte sich nur einmal das Mühlhäuser Trikot zum Spiel über (©Facebook/Post SV Mühlhausen)
05.06.2025 - Als der Post SV Mühlhausen im Juli 2024 den Transfercoup rund um die beiden chinesischen Nationalspieler Lin Gaoyuan und Liang Jingkun publik machte, stand nicht nur die thüringische Tischtennisszene Kopf. Am Ende kam es jedoch nur zu einem Einsatz von Lin im Achtelfinale der Champions League - und auch im Europe Cup scheiterte man ohne chinesische Unterstützung am Finaleinzug. Trainer Erik Schreyer nimmt trotzdem auch Positives aus dieser Saison mit.
„Mit diesen beiden Königstransfers haben wir eine Euphorie ausgelöst. Die Region hat es verdient, solche Highlightspiele zu bekommen“, lautete der Kommentar von Erik Schreyer, Trainer des Post SV Mühlhausen, im Juli 2024, als gerade die Verpflichtung der chinesischen Nationalspieler Lin Gaoyuan und Liang Jingkun für seine Champions-League-Mannschaft publik geworden war. Auf die Highlightspiele mit chinesischen Stars warteten die Thüringer jedoch vergeblich. Am Ende kam es nur zu einem einzigen Einsatz eines Chinesen - und dieser dann leider nicht vor heimischem Publikum, sondern auswärts. „Für uns - aber auch für die Fans - war das sehr enttäuschend“, berichtet Schreyer nun ein knappes Jahr nach dem Interview mit myTischtennis.de zum Transfercoup. „Wir hatten große Pläne. Und mit einem Chinesen im Team wären wir in den meisten Spielen hoher Favorit gewesen. Das hat einfach wehgetan.“
„So viel Pech kann man kaum haben“
So blieb man nicht nur in der TTBL am Ende hinter den Erwartungen zurück und schloss die Saison auf dem zehnten Platz ab. Auch in den europäischen Wettbewerben lief es nicht wie erhofft. In der Champions League schied Mühlhausen im Achtelfinale aus, im Europe Cup arbeitete man sich bis ins Halbfinale vor, scheiterte dann aber kurz vor dem Finaleinzug - beide Male unterlagen die Thüringer erst im alles entscheidenden Golden Match. Auf die Zusammenarbeit mit den Chinesen lässt Schreyer trotzdem nichts kommen. „Es gibt natürlich Leute, die jetzt sagen, das sei alles nur PR gewesen und die Chinesen wollten eigentlich gar nicht bei uns spielen. Aber das komplette Gegenteil ist der Fall“, stellt Schreyer klar. „Lin Gaoyuan wollte wirklich unbedingt, der chinesische Verband stand dahinter. So viel Pech wie wir kann man eigentlich kaum haben.“
Nach einer planmäßig ohne Chinesen gespielten Champions-League-Vorrunde scheiterte ein Einsatz von Liang und Lin im Achtelfinal-Hinspiel an Verletzung beziehungsweise Krankheit. Im Rückspiel gegen K.S. Dekorglass Dzialdowo stand man dann nach einer 1:3-Niederlage zwar schon mit dem Rücken zur Wand, kämpfte sich aber mit Lins Hilfe ins Golden Match, wo der Chinese ebenfalls seine Pflicht erfüllte, Mühlhausen aber denkbar knapp noch ausschied. Drum ging es für die Thüringer eine Etage tiefer, im Europe Cup, weiter, wo man Lin gerne im Viertelfinale eingesetzt hätte. Hier funkte nun aber der neu strukturierte chinesische Verband dazwischen, der nach dem World-Cup-Titel des Brasilianers Hugo Calderano unter Druck geraten war und Lin ins geschlossene WM-Training der Nationalmannschaft beorderte - obwohl sich die Nummer 15 der Welt schon ein Flugticket für seinen ersten Europe-Cup-Einsatz gekauft hatte. Mühlhausen schaffte es auch ohne ihn ins Halbfinale, hier war dann aber gegen Ostrov die Endstation erreicht.
Der Kontakt bleibt bestehen
Auch wenn das chinesische Abenteuer nicht nach den Vorstellungen der Beteiligten verlaufen ist, will es Erik Schreyer nicht missen: „Es war auch für mich als Trainer eine super Erfahrung, Lin ist ein toller Mensch. Er hat sich fantastisch in unser Team integriert, so als ob er schon seit fünf Jahren bei Mühlhausen spielt.“ Auch die 50 bis 60 chinesischen Fans, die in der Post-SV-Halle auftauchten und Lin nach Polen hinterherreisten, hinterließen einen bleibenden Eindruck. „Er ist halt ein absoluter Star in China. Die Fans haben unsere Flugnummer getrackt und wussten ganz genau, in welchem Hotel wir untergebracht waren,“ erzählt der Trainer, der den Kontakt zu Lin hält. „Man weiß ja nie, es gibt ja auch wieder eine neue Champions-League-Saison.“ Für diese - wie auch für die TTBL-Spielzeit - stellt sich der Verein nun mit verändertem Gesicht auf. Daniel Habesohn und Irvin Bertrand verlassen den Post SV, Kay Stumper, Liao Cheng-Ting und Marcos Freitas kommen neu dazu. So möchte Mühlhausen die Balance zwischen Erfahrung und Jugend halten und sich für die verschiedenen Wettbewerbe möglichst breit aufstellen. Das Meldefenster für die ETTU-Wettbewerbe ist noch länger geöffnet - und auch Lin wäre wieder eine Option hierfür. „Wir sind natürlich nicht abgeneigt, aber das wäre dann eher die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.“
Auch dass ein anderer Topchinese den Weg zu einem deutschen Verein gefunden hat, haben die Mühlhäuser mit Interesse verfolgt. Bei Fan Zhendong und dem 1. FC Saarbrücken geht Schreyer jedoch von einem einfacheren Kooperationsverlauf aus. „Er will in Europa wohnen, hat die Freigabe vom Verband erhalten und ist dann sicherlich auch besser verfügbar“, vermutet der Post-SV’ler. Vielleicht bekommt die Mühlhäuser Region ja dann auf diesem Wege ihre Highlightspiele mit chinesischer Beteiligung. Und wer weiß? Womöglich dann in der Champions League ja sogar mit einem Topchinesen auf beiden Seiten.
Die Saison des Post SV Mühlhausen in den europäischen Wettbewerben:
Champions League
Vorrunde
Post SV Mühlhausen - CSS-Szak Odorheiu Secuiesc 3:0
Post SV Mühlhausen - STK Starr Croatia 3:1
Post SV Mühlhausen - SF SKK El Nino Praha 2:3
Achtelfinale
Post SV Mühlhausen - K.S. Dekorglass Dzialdowo 1:3
K.S. Dekorglass Dzialdowo - Post SV Mühlhausen 1:3
Golden Match: K.S. Dekorglass Dzialdowo - Post SV Mühlhausen 2:1
Europe Cup
Achtelfinale
Lille Metropole TT - Post SV Mühlhausen 1:3
Post SV Mühlhausen - Lille Metropole TT 3:0
Viertelfinale
Real Club Cajasur Priego TM - Post SV Mühlhausen 3:2
Post SV Mühlhausen - Real Club Cajasur Priego 3:0
Halbfinale
Post SV Mühlhausen - HB Ostrov z.s. 3:1
HB Ostrov z.s. - Post SV Mühlhausen 3:0
Golden Match: HB Ostrov z.s. - Post SV Mühlhausen 2:0
(JS)
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