Die deutsche Gehörlosen-Nationalmannschaft möchte zwei Vertreter zur WM schicken (©privat)
10.05.2016 - Eine Tischtennis-WM ohne Deutschland? Undenkbar, sollte man meinen. In diesem Jahr wird es allerdings im Gehörlosensport genau dazu kommen, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Die deutsche Nationalmannschaft hat schlicht kein Geld, ihre Sportler vom 17. bis 26. Juli in die Türkei zu schicken und wendet sich nun an die myTischtennis.de-Community. Finden wir 20 Leute, die jeweils 100 Euro spenden würden?
Eine Weltmeisterschaft - neben den Olympischen Spielen sicherlich das Event, das jeder Sportler in seiner Karriere einmal besuchen möchte. Während die hörenden Tischtennisspieler jedes Jahr die Gelegenheit bekommen, sich bei den internationalen Titelkämpfen mit den weltbesten Konkurrenten zu messen, findet die WM der gehörlosen Spieler nur alle vier Jahre statt. Umso bitterer, wenn man diese Chance ungenutzt verstreichen lassen muss, weil der Gehörlosen-Verband nicht über die Mittel verfügt, seine Sportler in die Türkei zu schicken.
2000 Euro fehlen noch
„Wir haben das Team schon so reduziert, dass nur noch vier Leute fahren würden: zwei Spieler und zwei Betreuer“, erklärt Bundestrainer Rainer Jungblut, der auf seinen Platz im Flieger bereits verzichtet hat. „Und trotzdem kommt mit Flug, Hotel, Verpflegung usw. eine ziemlich große Summe zusammen, die das Ganze kosten wird.“ Dank mehreren Facebookaufrufen und einer Crowdfunding-Aktion konnte das Team schon ein paar Spender finden. „Aber es reicht noch nicht ganz. Mit weiteren 2000 Euro wäre uns richtig gut geholfen.“ Nun bittet die Nationalmannschaft die myTischtennis.de-Community in einem letzten Versuch um ihre Mithilfe. Wenn 20 Leute 100 Euro spenden, wäre das Problem bereits gelöst.
Eine Nicht-Teilnahme Deutschlands an der WM hätte auch abgesehen von der verpassten Chance, sich mit den Besten der Welt zu messen, unerfreuliche Folgen. „Hier sind alle wichtigen Länder vertreten und kämpfen um Weltranglistenpunkte“, erklärt Mark Mechau, einer der beiden Sportler, die in die Türkei fliegen sollen. „Wenn wir nicht teilnehmen, verlieren wir eine Menge Punkte und haben dann eine schlechtere Setzung und schwierigere Auslosung bei den Deaflympics (den Olympischen Spielen der Gehörlosen, Anm. d. Red.), die schon nächstes Jahr stattfinden.“ Der 42-jährige Mechau ist ein alter Hase des Sports und durfte sich schon zig Titel und Medaillen ans Revers heften. So zum Beispiel auch bei der WM 2008 in Sofia, als er im Einzel, Doppel und Mixed jeweils Bronze holte und im Teamwettbewerb sogar mit Silber belohnt wurde.
Zusammen für eine Überraschung gut
Seine Teampartnerin Annalena Moll hingegen, die zweite Spielerin, die zur WM fahren dürfte, steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Für die 16-jährige Baden-Württembergerin, die bei der Jugend-EM im vorigen Jahr mächtig abräumte und mit drei Goldmedaillen nach Hause kam, wäre es die erste Weltmeisterschaft. „Annalena ist vom Deutschen Gehörlosen-Sportverband zur Nachwuchssportlerin des Jahres 2015 gewählt worden - sportartenübergreifend. Sie ist also eines der größten Talente“, weiß Trainer Jungblut. „Sie würde sehr wichtige Wettkampferfahrung sammeln können, wenn sie in die Türkei fliegen dürfte.“ Sowohl für Mechau als auch für Moll werde es allerdings schwer werden, im Einzel in die Medaillenränge vorzustoßen - hier ist das Viertelfinale das erklärte Ziel. Im Mixed seien die beiden allerdings auch für eine Überraschung nach oben hin gut.
Mark Mechau, der den Tischtennisschläger seit über 30 Jahren regelmäßig zur Hand nimmt, fühlt sich aktuell ein wenig wie Matilda Ekholm. „Die sportliche Qualifikation habe ich, aber es fehlt noch die offizielle Nominierung vom Verband. Der hat wie bei Matilda Ekholm das letzte Wort“, stellt Mechau den Vergleich mit der Schwedin an, die 2008 und 2012 trotz Qualifikation nicht zu den Olympischen Spielen fahren durfte. „Ich hoffe, wir können fahren. Für uns ist es sehr schwer, weil wir medial kaum beachtet werden. Wir freuen uns über jede kleine Aufmerksamkeit.“ Vielleicht gibt es für ihn und Annalena Moll ja wie bei Ekholm ein Happy End...
Wer möchte etwas spenden?
Wer Mark Mechau und Annalena Moll eine Teilnahme an der WM ermöglichen möchte, kann seine Spende auf folgendes Spendenkonto überweisen:
Name: Deutscher Gehörlosen-Sportverband e.V.
IBAN Nr.: DE96 3605 0105 0006 0153 66
Verwendungszweck: Tischtennis WM 2016, Samsun/Türkei
Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband stellt gerne eine Spendenbescheinigung aus, dazu benötigt er nur den Namen, Betrag und die Adresse. Falls das benötigte Geld nicht zusammenkommt und die Mannschaft nicht fahren kann, wird das Geld zurücküberwiesen.
(JS)
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