Buntes

Wie Tibor Klampár einst das Frischkleben entdeckte...

Tibor Klampár entdeckte das Frischkleben Anfang der 70er-Jahre (©YouTube)

09.10.2014 - Nicht allzu lange ist es her, da sah man vor Wettkämpfen, aber auch Trainingseinheiten, wie fleißig geklebt wurde. Belag ab, Kleber auf's Holz, nach kurzer (oder längerer) Wartezeit das Ganze wieder zusammen und dann ab an den Tisch. Doch wer ist eigentlich auf die Idee des Frischklebens gekommen und wie sahen die Anfänge aus? Und welche Entwicklung nahm die Methode? Das erfahren Sie hier!

Im Jahr 2008 war es. Nachdem fast zwei Jahrzehnte über das Für und Wider und die Gefahren für die Gesundheit diskutiert worden war, wurde das Frischkleben von der ITTF engültig verboten. Seine Ursprünge hatte das Verfahren, das dazu benutzt wurde, die eigenen Schläge spinreicher und schneller zu machen, allerdings schon Anfang der 70er-Jahre. Einem gewissen Tibor Klampár waren damals die eigenen Beläge nicht schnell genug gewesen, was ihn zum Handeln veranlasste: "Mein Schläger war zu langsam, deshalb habe ich die Beläge abgenommen und neue aufgeklebt. Auch die waren zu langsam. Deshalb habe ich meine alten noch einmal mit Fahrradkleber, der besonders viel Lösungsmittel enthielt, aufgeklebt. Ich merkte, dass sich etwas verändert hatte..." Nun waren die Topspins des Ungarn wesentlich schneller und rotationsreicher. "Auch das Geräusch, wenn der Ball auf den Schläger auftraf, war anders", so Klampár. "Ich wusste, dass ich etwas Neues entdeckt hatte."

"Keiner wusste, warum mein Schläger so schnell war"
Ein Jahr lang konnte der heute 61-Jährige seine Neuentdeckung für sich zu behalten, indem er seinen Schläger auf der Toilette oder dem Hotelzimmer klebte. "In dieser Zeit habe ich viele Turniere gewonnen und keiner wusste, warum mein Schläger so schnell war und woher dieses Geräusch kommt." Einmal, als er wieder mal auf der Toilette seinen Schläger klebte, ertappte ihn dabei sein Mannschaftskamerad János Takács. Takács ahmte Klampár nun nach, klebte selbst aber in aller Öffentlichkeit. Das Geheimrezept war keines mehr, die neue Methode verbreitete sich rasendschnell. Fortan benutzten nicht nur ungarische Spieler den hochgiftigen Fahrradkleber, sondern auch solche aus Jugoslawien und der Tschechoslowakei. "Durch das Frischkleben entwickelten sich viele neue Spielelemente, wie etwa der besonders schnelle Topspin oder das Spiel Topspin gegen Topspin. Man konnte einfach viel mehr Spin erzeugen", berichtet Klampár. Spieler aus anderen Ländern Europas griffen bald auch auf den Fahrradkleber zurück und so machten sich Tischtenniskleber-Hersteller daran, unter ihrem Namen ähnlichen Kleber zu verkaufen – ohne an die gesundheitlichen Risiken zu denken.

Schädliche Wirkung rückt ins Licht der Öffentlichkeit
Die schädliche Wirkung jener Kleber rückte erst Anfang der 90er-Jahre ins Licht der Öffentlichkeit. Zwar sollten schon 1992 Kleber mit sogenannten flüchtigen organischen Verbindungen verboten werden, dieses Verbot wurde jedoch wieder gekippt bzw. enthielt es viele Einschränkungen. So wurden nur solche Kleber verboten, die die giftigsten aller Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Hexan oder Toluol, enthielten. Die dazugehörige Testmethode mit der sogenannten „Dräger Tube“ leitete die Ära der Schlägerkontrollen ein. Andere giftige Inhaltsstoffe abgesehen von Hexan oder Toluol wurden aus den Klebern allerdings nicht beseitigt. Dass schließlich im letzten Jahrzehnt verstärkt wissenschaftliche Studien vor der Schädlichkeit der flüchtigen organischen Verbindungen warnten, hatte ein gänzliches Verbot der Frischkleber zur Folge – das aufgrund der Olympischen Spiele in Peking jedoch erst zum 1. September 2008 in Kraft trat. Seither gehört das Frischkleben in seinem ursprünglichen Sinne der Vergangenheit an. 'Entdecker' Tibor Klampár sagt trotz der gesundheitlichen Bedenken der Methode mit etwas Wehmut: "Das Frischkleben zu verbieten, war die falsche Entscheidung. Jetzt ist das Spiel langsamer, die Beläge sind nicht mehr so elastisch."

(DK)

 

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.