Buntes

Platten, Bierchen, Wind - Tischtennis mal anders

Die Banden flattern im Wind - eine ungewohnte Herausforderung für Vereinsspieler (©Schäbitz)

03.07.2025 - Den Tischtennissport hat myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz meistens in Hallen erlebt. Als am vergangenen Wochenende die German Streettabletennis Open in Köln quasi vor ihrer Haustür stattfanden, stattete sie dem Outdoor-Event einen Besuch ab. Was für Leute spielen hier mit? Sind das reine Freizeitspieler oder womöglich potenzielle neue Vereinsmitglieder? Und mit welcher Motivation spielt man draußen statt im Verein? Schäbitz hat sich einen Eindruck verschafft.

Es ist über 30 Grad warm, der Wind weht allerdings ordentlich. Nicht gerade die optimalen Bedingungen, um draußen Tischtennis zu spielen, sollte man meinen. Doch den rund hundert Menschen, die sich am vergangenen Wochenende im Kölner Klingelpützpark versammelt haben, scheint das nicht viel auszumachen. Sie sind Teil der German Streettabletennis Open, die schon ein paar Mal in Köln stattgefunden haben und sowohl reinen Outdoor- als auch Vereinsspielern offen stehen. Gespielt wird in vier Spielklassen an normalen Tischtennistischen, die der 1. FC Köln zur Verfügung gestellt hat, die allerdings - anders als im Hallensport - durchweg als „Platten“ bezeichnet werden, wie man zum Beispiel auf den Tischzetteln ablesen kann. 

Ungebunden und mit Bierchen

Und auch sonst ist einiges anders als beim Indoor-Tischtennis. Der 73-jährige Michael, im Turnier als „Ottifant“ bekannt, erzählt zum Beispiel, dass man auf der Straße auch weiterspielt, wenn der Ball durch ein paar Baumäste von der normalen Flugkurve abgelenkt wird. Außerdem spiele die soziale Komponente eine größere Rolle als die Entscheidung über Sieg und Niederlage. „Es gibt viele Vereinsspieler, die auch draußen ‚zocken‘“, beschreibt er, wie sich die Szene zusammensetzt. „Auf der anderen Seite gibt es viele Outdoorspieler, die man schwer in einen Verein bringen könnte. Viele haben keine Lust auf die feste Trainingseinheit am Dienstagabend, sondern wollen flexibel spielen - und auch gerne mit einem Bierchen in der Hand.“

Einer, auf den das zutrifft, ist Philipp, auch „das eiskalte Händchen“ genannt. Früher spielte er mal im Verein, inzwischen ist er aber nur noch draußen unterwegs. „Ich weiß nicht, ob der Punktspielbetrieb mit seinen verbindlichen Terminen noch das Richtige für mich wäre“, erzählt er, während er im Schatten sitzt und den anderen beim Spielen zuschaut. „Am liebsten gehe ich einfach spontan raus.“ Selbst die WhatsApp-Gruppe, in der sich die Kölner Outdoor-Szene organisiert und wo man sich zum Spielen verabreden kann, nutzt er nur sporadisch. Es geht entspannt zu in der Kölner Freizeit-Tischtennis-Community. 

Ungewohnte Herausforderungen

Inzwischen ist der Doppelwettbewerb der German Streettabletennis Open in vollem Gange. Die Sonne knallt erbarmungslos auf die Platten, während sich Frauen und Männer, Jugendliche und Senioren aus verschiedensten Teilen Deutschlands, aber auch aus der Schweiz, Norwegen oder Großbritannien, in derselben Konkurrenz zu lauter Musik miteinander messen. Der Ton ist freundlich, die Stimmung fröhlich, was aber nicht bedeutet, dass kein Ehrgeiz im Spiel wäre. Gekämpft wird auch im Park um jeden Ball, auch wenn der Asphaltboden, die blendende Sonne und der Wind vor allem für die Vereinsspieler eine ungewohnte Herausforderung darstellen. Wie geht man mit Rücken- oder Gegenwind um? Der TTR-Wert ist da nicht immer ein verlässlicher Gradmesser, um Prognosen für den Ausgang eines Spiels zu treffen. 

Im Schatten der Bäume sitzen „Tomahawk 76“, „Forest Pong“ und „Binh Beo Lam“ zusammen und gönnen sich eine Portion Pommes. Das Trio spiegelt verschiedene Gruppen wider, die bei den German Streettabletennis Open am Start sind. Der eine ist Vereinsspieler, der gerne auch mal draußen zockt, der andere war früher im Club aktiv und hat den zwischendurch verlorengegangenen Spaß am Tischtennis durch die Outdoorszene wiedergefunden. Und der Dritte war bislang nur an Steinplatten unterwegs, könnte sich aber auch vorstellen, irgendwann einmal im Verein zu spielen. „Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre“, findet Vereinsspieler Tomahawk 76, der extra aus Norddeutschland angereist ist. „Hier ist keine stickige Luft und es gibt keine stinkigen Leute.“ 

Verein und Straße - unvereinbar?

Die Unterschiede zwischen Indoor und Outdoor werden an diesem Wochenende offensichtlich - im Klingelpützpark geht es vorrangig um Spaß, das Ergebnis tritt vielmals in den Hintergrund. Und doch wird hier letztendlich auch nur normales Tischtennis gespielt. Auf Verbandsebene wurde das Potenzial, das die vielen Freizeitspieler in Deutschland auch für die Vereine bieten, schon lange erkannt. Aber lassen sich diese beiden Gruppen, die offensichtlich verschiedene Bedürfnisse haben, miteinander vereinen? Veranstaltungen wie die German Streettabletennis Open beweisen, dass das durchaus möglich ist. Und sicher kann andersherum auch der Vereinssport für Straßenspieler attraktiv sein. Wichtig ist, dass man aufeinander zugeht und miteinander in Kontakt kommt. Und dafür haben die German Streettabletennis Open schon einmal einen sehr guten Rahmen geboten.

Impressionen vom Turnier finden Sie auf dem Instagramkanal von streettabletennis, einen Podcast zum Event hat „Rotierende Ratlosigkeit“ aufgenommen.

(JS)

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