Buntes

Dokumentarfilm: Aufstieg und Fall des TTC Neu-Ulm

Der Film "Ping Pong Paradise" begleitet den TTC Neu-Ulm durch Höhen und Tiefen (©madfilms/Riedelsheimer)

07.05.2025 - Der Stern des TTC Neu-Ulm glühte nicht lange im Tischtennis-Kosmos, aber durchaus hell. Man erinnere sich nur an die starbesetzte Mannschaft um Dimitrij Ovtcharov, die 2023 den Pokalwettbewerb und die Champions League aufmischte, und an die Querelen mit der TTBL, die zur Auflösung führten. Filmemacher Jonas Egert hat das Team in dieser aufregenden Zeit begleitet und präsentiert den daraus entstandenen Dokumentarfilm „Ping Pong Paradise“ beim DOK.fest München.

Tomokazu Harimoto, Lin Yun-Ju, Truls Moregardh und Dimitrij Ovtcharov in einer Mannschaft? Der TTC Neu-Ulm gelangte unter anderem durch diesen Wahnsinns-Transfercoup im Jahr 2022 in die Schlagzeilen der bundesweiten Presse. Etwa in der Süddeutschen Zeitung, wodurch der gebürtige Bielefelder Jonas Egert, der damals nach einem Thema für seinen Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München suchte, auf den ungewöhnlichen Verein aufmerksam wurde. „Ich habe mich damals mit Vereinschef Florian Ebner und Trainer Dmitrij Mazunov getroffen, die mir direkt mit großer Offenheit begegneten“, erinnert sich der Regisseur und Produzent. „Ich war begeistert, dass mir solch ein guter Zugang gewährt wurde. Das wäre wohl in anderen Sportarten, die weniger nischig sind, nicht denkbar gewesen.“ Ein paar Jahre später gibt es den TTC Neu-Ulm nicht mehr - dafür ist der Dokumentarfilm fertiggestellt, welcher den Club in seiner aufregendsten Phase begleitet. Am Samstag, 10. Mai 2025, feiert „Ping Pong Paradise“ Premiere beim renommierten Dokumentarfilmfestival DOK.fest München, für Anfang 2026 ist zudem eine bundesweite Kinotour in Planung.

Zwei Seiten einer Medaille

Der 111 Minuten lange Film zeigt beide Seiten der Medaille TTC Neu-Ulm. Zum einen die Weltstars Harimoto, Lin und Co., die sich beim Pokalfinale 2023 den Titel sicherten und in der Champions League bis zum Halbfinale für Furore sorgten. Zum anderen die eigentliche Kernmannschaft des Vereins, die Russen Lev Katsman, Maksim Grebnev und Vladimir Sidorenko, die zum Schluss ohne großen Erfolg in der TTBL aufschlugen. Filmemacher Jonas Egert widmet sich dem Kontrast dieser beiden Welten und dem Mann, der als Trainer beider Teams dazwischenstand, Dmitrij Mazunov. Der Russe war nach Ausbruch des Ukrainekriegs zu einer Art Ersatzvater für seine drei gesperrten Landsmänner in Deutschland geworden und erhielt zudem durch die Verpflichtung von Lin, Harimoto, Ovtcharov und Moregardh plötzlich ungeahnte Möglichkeiten, nach mehreren Titeln zu greifen. „Wir haben 60 Drehtage mit der Mannschaft verbracht, die sehr intensiv waren“, erzählt Egert, der selbst nur zum Spaß Tischtennis spielt. „Ich glaube, dass sich in meinem Dokumentarfilm eine Vielschichtigkeit an Themen wie Leistung, Sport, Sportkapitalismus und -politik, Internationalität und Exil, vor allem aber auch eine tiefe Menschlichkeit finden lassen, die weit über das hinausgehen, womit ich ursprünglich in dieser Geschichte gerechnet habe.“

Ein Happy End hatte die Story des TTC Neu-Ulm nicht. Nach Lizenzstreitigkeiten zwischen dem Verein und der TTBL, ausgelöst durch den Einsatz der Neu-Ulmer Spieler Truls Moregardh und Lin Yun-Ju in der Saison-Rückrunde 2022/23 in anderen Mannschaften im Ausland, trat Neu-Ulm zuerst noch in der Champions League an und zog sich dann komplett zurück. „Ich habe natürlich nur einen kleinen Ausschnitt betrachten können, war also nicht von 2019 an dabei, aber ich habe das Projekt als sehr ambitioniert wahrgenommen, das frischen Wind - und Spieler wie Lin und Harimoto - in die deutsche Tischtennisszene gebracht hat“, lautet Jonas Egerts Eindruck. „Ich habe natürlich auch die Kritik mitbekommen. Am Ende konnte der TTC Neu-Ulm, anders als das bei einem großen Verein mit langer Historie vielleicht gewesen wäre, so schnell verschwinden, wie er gekommen war.“ Für Egert geht es dagegen jetzt erst los. Wer Interesse an der Thematik hat, kann sich die Weltpremiere, für die sich auch Funktionäre aus Neu-Ulm angekündigt haben, beim DOK.fest München anschauen - oder ab Januar 2026 womöglich in einem Kino in Ihrer Nähe. 
 


 

Mehr Infos zu Ping Pong Paradise beim DOK.fest München

(JS)

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