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Wim Verdonschot: Nach Verletzung machte es Klick

Erstmals westdeutscher Einzelmeister: Wim Verdonschot. (©Jörg Fuhrmann)

30.01.2025 - Mit seinem ersten Einzel-Titel bei den westdeutschen Meisterschaften hat Wim Verdonschot Ende Januar seinen bisher größten nationalen Erfolg bei den Erwachsenen gefeiert. Seit dem Wechsel ins DTTZ nach Düsseldorf setzt der 19-Jährige voll auf die Karte Profi. Mit uns hat der gebürtige Berliner über seinen Aufschwung gesprochen. Warum eine Verletzung einen Schalter in seinem Kopf umlegte und wann das Nachwuchstalent den Sprung in die TTBL wagen möchte.

Mittwochmittag, 13.15 Uhr in Düsseldorf. Andre Bertelsmeier läuft gerade zum Mittagessen in die Stadt, Wim Verdonschot stellt zeitgleich seine Sporttasche im Bistro des Deutschen Tischtennis-Zentrums ab und nimmt sich eine gute halbe Stunde Zeit für ein Interview mit der myTischtennis.de-Redaktion. Bertelsmeier und Verdonschot sind Freunde, Trainingspartner und Konkurrenten zugleich, beide gelten bei den Jungen als die derzeit größten Nachwuchshoffnungen des DTTB. „Natürlich schaut man hier und da mal zu Andre rüber“, gibt der andro-Spieler zu, ohne sich nach dessen Durchbruch mit ihm vergleichen zu wollen: „Ich fokussiere mich in erster Linie auf mich.“

Wende durch Verletzung: „Jetzt oder nie“

Bei den deutschen Meisterschaften der Jugend 19 in Erfurt musste sich Verdonschot dem späteren Sieger im Einzel-Halbfinale beugen, im Doppel mit Tobias Sältzer düpierte er Bertelsmeier und löste ihn nach dem 4:0-Finalsieg über Tobias Hippler in Ochtrup vor einer Woche als westdeutschen Einzel-Meister ab. „Aktuell läuft es super und ich spiele sehr gut“, sagt der 19-Jährige, für den es seit seinem Umzug nach Düsseldorf im August 2023 stetig bergauf ging. In seiner Heimat Brandenburg hielt der als Einzelkind aufgewachsene Verdonschot im Alter von vier Jahren erstmals den Schläger in der Hand. Sein Vater Olaf spielte selbst und besitzt neben dem deutschen auch den niederländischen Pass, die Sprache sprechen Vater und Sohn nicht. 

Ein Jobwechsel der Eltern verschlug die Familie 2016 nach Nordrhein-Westfalen. Verdonschots erster WTTV-Klub wurde der TTC Hagen. Seine Anfänge am Tor zum Sauerland waren nicht leicht. „Ich habe nicht immer Vollgas gegeben, war noch etwas dicker und habe viel gezockt. Eine Rückenverletzung hat mich 2017 zum Nachdenken gebracht. Von da an habe ich noch härter trainiert.“ Die Kombination aus Fleiß, Disziplin und Ehrgeiz zahlte sich aus. Faktoren, die besonders viel zur positiven Entwicklung beigetragen haben. Denn der Rechtshänder bezeichnet sich selbst als „Holzfäller, der nicht mit dem meisten Gefühl gesegnet wurde“. 

Option Internat ausgeschlagen

Ein bisschen Glück gehörte auch dazu, so erhielt Verdonschot vor drei Jahren den Vorzug vor Mathias Hübgen und ist seither Teil des DTTB-Nachwuchskaders 1. Beim WTT Youth Contender in der Slowakei gewann er im November seine erste Medaille (Bronze). Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen bezog der Jung-Profi kein Bett im Deutschen Tischtennis-Internat. „Ich wurde zwar gefragt, hatte mich aber gerade erst an den Schulwechsel gewöhnt."

Funktioniert hat es auch so. Vor allem der Wechsel zum BV Borussia Dortmund im Jahr 2020 stellte sich im Nachhinein als richtig heraus. Bei den Schwarz-Gelben spielte Verdonschot vorrangig in der Regionalliga, steuerte in der vergangenen Saison auch einige Punkte zum TTBL-Aufstieg bei. Im Sommer ging es dann zum SV Union Velbert in die zweite Liga. Im oberen Paarkreuz steht er positiv (10:8), den Klassenerhalt sieht der U19-Vize-Team-Europameister als realistisch an.   

Über Velbert zurück zum BVB?

Sich im Unterhaus empfehlen, um dann, wie Bertelsmeier den Schritt in die TTBL zu wagen? Vor allem nach dem überraschenden Qualifikationssieg beim Feeder in Düsseldorf gegen Jin Ueda im November 2024 schien das Vorhaben plötzlich verlockend. Verdonschot führte viele Gespräche mit seinen Trainern, entschloss sich aber, bis Sommer 2026 weiter in Velbert aufzuschlagen. „Vielleicht kann ich dann zum BVB zurückkehren. Wir sind immer noch im guten Kontakt“, hofft der Jugendnationalspieler, der nur zehn Fußminuten vom DTTZ entfernt lebt.

Bertelsmeiers Mittagspause war am Mittwoch gegen 14 Uhr beendet, Verdonschot ruhte sich nach dem Interview für die nächste von insgesamt elf Trainingseinheiten in einer für ihn normalen Woche aus. Um 15 Uhr begann die nächste Einheit in der Halle. Beide durchlaufen die letzten Monate ihrer Jugendzeit. Danach wollen die Kumpels, die in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiern, ihren Weg weitergehen, der im Optimallfall eines Tages bis in die Herren-Nationalmannschaft führen soll. 

Zum Instagram-Profil und zur TTR-Historie von Wim Verdonschot.

In der November-Ausgabe wurde Wim Verdonschot im Magazin 'tischtennis' zum Spieler des Monats gekürt. Auf der Doppelseite erfahren Sie, warum Zhang Jike sein größtes Vorbild ist und wie U19-Bundestrainer Dustin Gesinghaus über seinen "disziplinierten Arbeiter" spricht. 

(FKT)

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