02.01.2025 - Vom einstigen DTTB-Talent zu Italiens Nummer drei. Ende 2024 kehrte Gaia Monfardini für ein WTT Feeder an den Ort zurück, wo sie während ihrer Jugend gefördert wurde: ins Deutsche Tischtennis-Zentrum nach Düsseldorf. Mit der myTischtennis.de-Redaktion hat die 23-Jährige kurz danach über ihre Rückkehr nach Deutschland, die Schwierigkeiten nach dem Verbandswechsel 2019 und ihre bekannte Mutter gesprochen, mit der das Sprachgenie noch immer ein Doppel bildet.
Wenn Gaia Monfardini, wie zuletzt Mitte November für ihren Start beim WTT Feeder, die Hallen des Deutschen Tischtennis-Zentrums in Düsseldorf betritt, dann fühlt es sich für die Italienerin ein Stück weit so an, als würde sie nach Hause kommen. „Es ist immer schön, weil ich mich hier noch gut auskenne“, erläutert Monfardini und schätzt noch heute vor allem die vielfältige Essensauswahl in ihrer alten Heimat. Das schlechte Wetter in Deutschland habe sie dagegen weniger vermisst. „Immer wenn ich hier bin, ist es kalt und regnerisch“, sagt die einstige DTTB-Nachwuchsspielerin, die sich früher auf Bundesranglistenturnieren regelmäßig mit Sophia Klee und Co. gemessen hat.
Beide wuchsen gemeinsam auf und standen sich auch beim Feeder, Monfardinis letztem Turnier des Jahres 2024, wieder gegenüber. Es war nicht das einzige Duell gegen alte Verbandskolleginnen in der jüngeren Vergangenheit. So verlangte die Weltranglisten-167. im Oktober bei der EM in Linz der späteren Bronzemedaillengewinnerin Nina Mittelham in der zweiten Hauptrunde (3:4) einiges ab und warf Sabine Winter bei der Individual-WM in Durban 2023 in selbiger überraschend aus dem Rennen. Als Elfjährige kam die gebürtige Italienerin 2012 nach Deutschland, um in einer "besseren und stärkeren Tischtennis-Umgebung" aufzuwachsen, spielte für den SV DJK Kolbermoor in der dritten und für den TTC Staffel in der zweiten Damen-Bundesliga.
Verbandswechsel: Ein schwieriger, aber richtiger Schritt
Doch der Weg verlief nicht immer geradlinig – eine der zu überwindenden Hürden: der Verbandswechsel zurück nach Italien im Jahr 2019. Ein nicht ganz einfacher Schritt, der von vielen als überraschend empfunden wurde. „Manche Spielerinnen haben nicht ganz verstanden, warum ich gegangen bin. Sie dachten, ich würde bleiben, und fanden, ich wäre nicht loyal. Das war schon traurig. Andere haben mich dafür auch unterstützt“, erklärt Monfardini. Warum sie Deutschland den Rücken gekehrt hat? Besonders das lange Warten auf ihren deutschen Pass habe sie belastet, da sie länger als geplant auf eine Entscheidung warten musste. „Ich war kurz davor, den Pass zu bekommen, aber dann hieß es, ich müsste noch drei Jahre warten. Das wollte ich nicht“, so Monfardini über ihre schwierige Entscheidung, die sich später als richtig herausstellte.
Mit dem Wechsel entstanden auch neue Herausforderungen, etwa die Anstrengung, sich im neuen Umfeld zu beweisen. Doch Monfardini nahm die Veränderungen sportlich, wurde hinter Giorgia Piccolin und Debora Vivarelli zur Nummer drei ihres Landes. „Mich kannten alle nur noch von früher, als ich klein war. Anfangs hieß es: ,Wo kommt die denn her?‘ Aber ich habe mich schnell mit guten Leistungen zurechtgefunden.“ Inzwischen schlägt sie für den ASV Südtirol auf und trainiert in ihrem Wohn- und Trainingsort Terni, gut 100 Kilometer nordöstlich von Rom, wo sich auch das italienische Tischtennis-Zentrum befindet.
Viele Reisen durch drei Vereine und WTT – Doppel mit prominenter Mutter
Zudem ist sie noch für Tramuntana Figueres, einen spanischen Verein zwischen Barcelona und der südfranzösischen Grenze, sowie für den serbischen Klub Stk Josip Kolumbo in der European Trophy aktiv. Viele Flugstunden und Wochen auf Achse sind da vorprogrammiert. „Es ist immer aufregend, viel unterwegs zu sein, neue Orte zu entdecken und viele Menschen kennenzulernen. Das ist das Schöne am Tischtennisleben“, schwärmt Monfardini, während sie über ihre Reisen und die verschiedenen Stationen ihrer Karriere spricht. Die Tochter eines italienischen Vaters und der gebürtigen Chinesin Wenling Tan Monfardini wuchs zweisprachig auf, kann sich neben Chinesisch und Italienisch auch fließend auf Deutsch und Englisch verständigen. „Aktuell lerne ich noch Spanisch und Französisch. Wenn das auch noch klappt, wäre das schon krass“, sagt das Sprachgenie.
Im Einzel wartet Monfardini noch auf ihren ersten Meistertitel in Italien. Im Mixed ist ihr der erste Platz schon gelungen. Mit John Oyebode bildet die 23-Jährige auch international ein eingespieltes Duo. Wie in alten Kolbemoorer Zeiten steht Monfardini in Spanien zudem noch heute im Damen-Doppel mit ihrer Mutter, die sich 2003 mit der italienischen Mannschaft zur Europameisterin krönte und ihrer Tochter das Talent in die Wiege legte, am Tisch. „Das ist immer etwas Besonderes. Wir sehen uns zwar nicht so oft, wie man vielleicht denkt, aber vor großen Turnieren trainieren wir intensiv zusammen, verbringen Zeit mit der Familie und unserem Hund.“
Kein Druck bei Zielen, Bachelor-Studium in der Tasche
Gaia Monfardini macht einen bodenständigen Eindruck und genießt die Momente, die ihr durch den Profisport ermöglicht werden. „Mein Ziel ist es, Spaß am Spiel zu haben und mich stetig zu verbessern. Es geht nicht darum, einen bestimmten Rang zu erreichen, sondern mich mental zu stärken und mich nicht unter Druck zu setzen“, erklärt sie. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen stehe irgendwann auf ihrer Agenda, genau wie ein baldiger Master im Bereich Übersetzung. „Meine Eltern haben mir immer geraten, mich auch außerhalb des Sports weiterzubilden. Für uns alle war es wichtig, einen Plan B zu haben“, sagt die Rechtshänderin, die unmittelbar nach ihrem EM-Sieg gegen Sarah de Nutte für eine Videokonferenz zu ihrem Handy rennen musste, um die Abschlussnote für ihr Bachelor-Studium zu erhalten. Der Studiengang Ökonomie auf Chinesisch und Englisch passt für das reisefreudige Sprachgenie wie die Faust aufs Auge.
Zur TTR-Historie, zum WTT- und Instagram-Profil von Gaia Monfardini.
(FKT)
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