06.12.2023 - Nach seinem doppelten Triumph bei den Feeder-Turnieren in Portugal als Qualifikant und Düsseldorf innerhalb von einer Woche ist Steffen Mengel aktuell der Mann der Stunde. Erstmals seit dem Ende seiner Zugehörigkeit zum DTTB-Kader 2018 steht der Bundesligaspieler aus Mühlhausen mit 35 Jahren wieder in den Top 100 der Weltrangliste. Was der frühere Nationalspieler zu seinem Aufschwung sagt, wie der zweifache Familienvater seine größten Rückschläge weggesteckt hat und welche Pläne er für die Zukunft hat, lesen Sie im ausführlichen myTischtennis.de-Interview.
myTischtennis.de: Trotzdem musstest du beim Heim-Feeder in Düsseldorf ohne Coach auskommen. Was war der Grund dafür?
Steffen Mengel: Das hat mich schon traurig gemacht. Ich habe einen Tag vor dem Turnier ein Foto mit den Ansetzungen der deutschen Spieler geschickt bekommen. Bei den Herren waren drei Trainer im Einsatz, bei den Damen zwei. Und bei mir stand keiner, auch wenn am ersten Tag nur einer zeitgleich mit mir gespielt hat. Ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich betreut werden möchte. Auch am Finaltag, als ich als letzter Deutscher noch im Rennen war, war kein Trainer in der Halle, um mich zu unterstützen. Ich habe die Scheuklappen aufgezogen und in den Einzelkämpfer-Modus geschaltet. Das war schon schade. Samir ist natürlich nicht bei jedem Turnier dabei, er war jetzt auch mit seinen Spielern woanders unterwegs. Er hat seine Verpflichtungen beim Verband, weil er für die Schweiz als Nationaltrainer und Sportdirektor aktiv ist.
myTischtennis.de: Als unabhängiger, nicht vom Verband geförderter Spieler musst du dich komplett selbst finanzieren. Lohnt sich da überhaupt die Kosten-Nutzen-Rechnung mit Blick auf das Start- und geringe Preisgeld bei einem Feeder? Und sind künftig auch Contender oder Star Contender für dich attraktiv?
Steffen Mengel: Ich zahle alles aus eigener Tasche. Beläge, Trainer, Turniere. Ich kann aber sagen, dass das, was ich in den vergangenen zehn Tagen erlebt habe, mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen ist. Viele haben mich gefragt, wieso ich diese Turniere spiele, wo ich nicht mehr in der Nationalmannschaft bin und mich auf die TTBL konzentrieren könnte. Ich habe zwei Turniere gewonnen und nicht mal die Kosten für den Flug und die Unterkunft in Portugal raus. Das ist für Außenstehende schwer zu erklären, warum man dann um die halbe Welt fliegt. Aber die Weltrangliste ist einfach das Markenzeichen, um sich Plätze bei großen Turnieren zu erspielen. Es zählen nur die besten acht Ergebnisse eines Jahres. Wenn man 18 Mal meldet und zehn Mal schlecht spielt, ist das egal. Für die Möglichkeiten, die sich jetzt auftun, habe ich unglaublich hart gekämpft. Wie schon gesagt, habe ich meine ganzen Träume und Ziele noch nicht erreicht. Ich möchte unbedingt weiter Gas geben. Vor vier Wochen hätten 98 Prozent der Leute noch gesagt: ,Was der Mengel da vor hat, ist Utopie.’ Ich liebe die Herausforderung und bin dank drei von acht Turnieren auf Platz 71 geklettert. Vielleicht ergibt sich sponsorentechnisch wieder etwas, dass ich zumindest bei den Reisekosten unterstützt werden kann. Am liebsten hätte ich noch in Italien gespielt, aber wir spielen am 16. Dezember mit Mühlhausen gegen Grenzau.
myTischtennis.de: Deine TTBL-Bilanz ist ausgeglichen. Mit dem Post SV bist du auf Tuchfühlung zu den Play-offs. Was ist national in dieser Saison möglich?
Steffen Mengel: Mühlhausen ist ein guter Verein, die Team-Chemie stimmt. Ansonsten passt auch alles. Bei unseren Heimspielen vor 450 Fans herrscht die beste Stimmung in der Liga. Es macht einfach enorm Spaß, dort zu spielen. Wir wollen wieder in die Play-offs kommen.
myTischtennis.de: Mit 35 ist bei dir noch nicht an ein Karriereende zu denken. Machst du dir trotzdem Gedanken darüber?
Steffen Mengel: Ich denke schon darüber nach, was einen irgendwann reizen würde. Aber ich brenne noch extrem dafür, Profi zu sein, und spüre noch so viel Energie und Lust, viele Jahre auf hohem Niveau zu spielen. Danach werden wir sehen. Natürlich ist die Profi-Karriere endlich. Aber ich möchte mir niemals vorwerfen: ,Wenn du damals nicht das und das gemacht hättest, dann wäre das und das drin gewesen.'"
(FKT)
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