Buntes

Ebner: "Wir spielen, solange wir noch dürfen"

Wie beim Pokalfinale im Januar möchte Florian Ebner auch gerne in der Champions League jubeln (©Gohlke)

14.11.2023 - Der TTC Neu-Ulm spielt in dieser Saison zwar nicht mehr in der TTBL. In der Champions League will das starbesetzte Team aber unbedingt den Titel gewinnen, wie Vereinschef Florian Ebner im myTischtennis.de-Interview erklärt. Es könnte der letzte sein, denn womöglich wird Mannschaften ohne Zugehörigkeit zu nationalen Ligen künftig ein Riegel Richtung Europa vorgeschoben. Ebner erzählt, wie viel Tischtennis in Neu-Ulm noch übrig ist und wer diesmal für die Bayern aufschlägt.

myTischtennis.deDie TTBL-Saison ist in vollem Gange - allerdings ohne den TTC Neu-Ulm. Wie ist das für Sie, nach vier Jahren wöchentlichem Tischtennis in Neu-Ulm nicht mehr Teil davon zu sein? Vermissen Sie etwas?

Florian Ebner: Es ist für uns ja jetzt schon eine Weile her. Unser letztes Spiel war im März oder April - und nun stecken wir mitten in den Vorbereitungen zur Champions League, was wieder großen Spaß macht. Auf den Pokalwettbewerb und das Final Four, wo wir nicht mehr dabei sein können, blicken wir aber mit einem weinenden Auge, den vermissen wir schon.

myTischtennis.deTot ist der Tischtennissport in Neu-Ulm dank der Champions-League-Mannschaft ja noch nicht. Diese ist allerdings in der ganzen Welt verstreut und trainiert nicht gemeinsam in Neu-Ulm. Wie viel Tischtennis gehört aktuell noch zu Ihrem Alltag? 

Florian Ebner: Das ist ganz wenig geworden. Solange unsere drei russischen Spieler hier gewohnt und trainiert haben, da gehörte Tischtennis zum Alltag. Das ist jetzt anders, was ich für die jungen Russen sehr bedauere, die ja nicht mehr die Plattform haben, die sie in der Vergangenheit hatten. 

myTischtennis.deWas machen Maksim Grebnev, Lev Katsman und Vladimir Sidorenko denn jetzt?

Florian Ebner: Vladimir Sidorenko ist in Frankreich, in Hennebont, und wir gehen davon aus, dass wir ihn in der Champions League wiedertreffen, wenn wir uns beide für das Final Four qualifizieren. Die anderen beiden sind in Russland, wobei Maksim Grebnev seit letzter Woche hier ist und sich auf unsere Champions-League-Spiele in dieser und der nächsten Woche vorbereitet. Für uns ist es ein großer Vorteil, dass man sich die Spieltermine in der Champions League so eng legen kann.

myTischtennis.deWie viel ist denn von den aufgebauten Strukturen in Neu-Ulm noch übrig?

Florian Ebner: Wir haben ja mit Dmitrij Mazunov immer noch einen Full-Time-Trainer, bloß haben wir leider wenig für ihn zu tun. Ansonsten ist von den Strukturen eigentlich nichts mehr da.

myTischtennis.deUnd nichtsdestotrotz starten Sie in dieser Woche in Europas wichtigste Liga. Mit welchem Ziel gehen Sie in die Saison?

Florian Ebner: Wir sind hochgradig ambitioniert und wollen die Champions League dieses Jahr unbedingt gewinnen. 

myTischtennis.deHat sich dieses Ziel durch den Rückzug aus der TTBL und den Rechtsstreit mit der Liga verstärkt?

Florian Ebner: Für mich persönlich nicht. Aber die Spieler haben schon einen großen Ehrgeiz. Das, was Truls Moregardh und Lin Yun-Ju widerfahren ist, ärgert sie natürlich und jetzt wollen sie unbedingt die Champions League gewinnen.

myTischtennis.deWer wird außerdem noch zum Team gehören? Es war ja auch von der Verpflichtung von Quadri Aruna zu lesen…

Florian Ebner: Wir spielen die Champions League mit den Leuten, mit denen wir auch den Pokal gewonnen haben. Quadri Aruna ist im Kader, aber diese und nächste Woche in den Gruppenspielen nicht dabei. Und das bedeutet letztlich, dass er für das Final Four nicht in Frage kommt, weil er bis dahin nicht mehr die Anzahl an Spielen bestreiten kann, die dafür nötig ist. Aruna haben wir vor allem darum verpflichtet, weil wir noch nicht wussten, wie es mit unseren Asiaten aussieht. Lin hatte zum Beispiel im Sommer noch gesagt, dass er wegen der Olympiavorbereitung nicht spielen kann. Aber nun steht fest, dass er kommt. Ich nehme an, dass Truls Moregardh, der sehr gut mit ihm befreundet ist, und Dimitrij Ovtcharov hier ein wenig Überzeugungsarbeit geleistet haben: Wir wollen das Ding gewinnen und du musst dafür herkommen. Ich hatte da meine Finger nicht im Spiel (lacht).

myTischtennis.deIst das ganze Rechtsstreit-Thema mit dem Urteil des Schiedsgerichts denn nun abgehakt oder gab es da noch ein Nachspiel?

Florian Ebner: Nein, das wurde dann von den Rechtsanwälten für uns abgewickelt. Für die Spieler war einfach wichtig, dass bezüglich der Sperren nichts an ihnen hängenbleibt. Jetzt ist das erledigt und abgehakt. Das ganze Thema war insgesamt sicher unglücklich und wurde ziemlich aufgebauscht, woran wir auch unseren Anteil hatten. Im Nachhinein hätte das so nicht sein müssen. Aber inzwischen haben sich alle wieder beruhigt und jetzt spielen wir Champions League, solange wir das noch dürfen.

myTischtennis.deEs ist tatsächlich eine ungewöhnliche Konstellation, als Mannschaft ohne Zugehörigkeit zu einer nationalen Liga in der Champions League zu spielen. Gehen Sie denn davon aus, dass dem künftig ein Riegel vorgeschoben wird und dies die letzte Champions-League-Saison für Neu-Ulm sein wird?

Florian Ebner: Ich gebe zu, dass man es nur so kennt, dass die Champions-League-Teilnehmer auch in einer nationalen Liga spielen. Aber letztendlich gibt es für die Champions League eine sportliche Voraussetzung, man muss zu den punktbesten Mannschaften Europas gehören, und die erfüllen wir. Es ist nur eine Nebenvoraussetzung, dass der nationale Verband die Meldung vornehmen muss. Von Seiten der ETTU wird die Satzung so bleiben, wie sie ist. Hier wird die Zugehörigkeit zu einer nationalen Liga wohl nicht zur Voraussetzung. Aber von Seiten des DTTB könnte es zu einer Änderung kommen, welche Mannschaften gemeldet werden dürfen. Darüber soll beim DTTB-Bundestag am Wochenende abgestimmt werden.

myTischtennis.deWäre das Kapitel Tischtennis in Neu-Ulm dann endgültig beendet?

Florian Ebner: Wenn der Bundestag beschließt, dass der TTC Neu-Ulm da nicht mehr mitspielen soll, dann ist es eben so. Den warten wir jetzt mal ab. Falls der Antrag durchgeht, werden Dimitrij Ovtcharov und Co. auch andere Vereine finden. Sie werden dann aber wahrscheinlich nicht mehr in Deutschland spielen, was schade wäre.

myTischtennis.deSehen Sie es als Vor- oder Nachteil für Ihre Chancen in der Champions League an, dass sich der TTC Neu-Ulm nur auf diesen einen Wettbewerb konzentriert?

Florian Ebner: Am Ende wird es darauf ankommen, ob es uns gelingt, in der Mannschaft eine richtig gute Stimmung zu erzeugen, obwohl die Spieler als Team ja so selten zusammenkommen. Wir brauchen eine Atmosphäre, in der die Mannschaft sagt: Wir als Team wollen das gewinnen! So wie es auch beim Pokalwettbewerb war. Und da werden wir unsere Anstrengungen drauf konzentrieren. Ich glaube, dass das bei den Spielern auf jeden Fall was ausmacht.

(JS)

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