Erstmals im Herren-Nationaltrikot: Cedric Meissners Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende. (©WTT/ETTU)
12.09.2023 - Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu und Patrick Franziska sind bekanntlich nicht mit nach Schweden gereist. So bedeutete die Team-Europameisterschaft in Malmö vor allem für die zweite Reihe der DTTB-Herren eine Chance. Während Ricardo Walther erstmals seit 2017 wieder in einem deutschen Team-EM-Aufgebot standen, feierte Cedric Meissner seine Premiere. Die Nominierung als fünfter Mann war der nächste Schritt auf der Karriereleiter des 23-Jährigen.
Das deutsche Nationaltrikot hat Cedric Meissner bisher nur in der Jugend getragen. 2017 bejubelte der Linkshänder den Titel bei der Jugend-EM in Portugal. Im gleichen Jahr trug Ricardo Walther die Team-EM-Goldmedaille in Luxemburg um den Hals. 2023 zählten beide erstmals gemeinsam zum Aufgebot beim wichtigsten europäischen Mannschaftswettbewerb. „Ich freue mich riesig, dabei sein zu dürfen und möchte so viel wie möglich mitnehmen“, sagte Meissner am Rande der EM in Schweden.
Dass es in Malmö als fünfter Mann nicht zu einem Einsatz reichen und Meissner wohl nur auf der Bank sitzen würde, war dem gebürtigen Niedersachsen bewusst. Umso höher sei es anzurechnen gewesen, durch das Fehlen von Ovtcharov, Qiu und Franziska überhaupt in die engere Auswahl gerückt zu sein, zumal er kein Mitglied des DTTB-Perspektivkaders ist.
Meissner erklärt DTTB-Entscheidung – Walther übernimmt Verantwortung
Die letzten beiden Plätze hinter Timo Boll, Benedikt Duda und Ricardo Walther wurden wenige Tage vor der Bekanntgabe des Aufgebots in einem DTTB-internen Dreierturnier in Düsseldorf ausgespielt. Stumper, Meissner und Fanbo Meng standen sich im Modus Jeder-gegen-jeden gegenüber. Ohne eigenen Coach setzte sich Meissner zunächst mit 3:2 gegen Stumper durch. Nach dem Vier-Satz-Sieg gegen Meng war klar: Meissner fährt mit zur EM. Ob beim Einspielen oder Wasserholen. Der TTBL-Spieler gab sich komplett mannschaftsdienlich. „Ich habe versucht, so viel wie möglich zu helfen, was auch immer die Jungs brauchten.“
Die Reise nach Schweden war für den ehemaligen Bad Homburger die Belohnung für eine starke Entwicklung in vergangenen beiden Jahren. In Saarbrücken krönte sich der 23-Jährige im Juni 2022 zum deutschen Mixed-Meister und gewann an der Seite von Yuan Wan sowie im Einzel im Februar auch das WTT-Feeder-Heimspiel in Düsseldorf. „Bis Anfang des Jahres lief es sehr gut. Im Sommer gab es immer wieder kleinere Schwächephasen. Mit Beginn der neuen Saison bin ich wieder auf dem Weg nach oben und steigere mich die ganze Zeit. Ich bin gespannt, wie es weiterläuft“, blickt Meissner voraus.
Nach Feeder-Sieg und Weltranglistensprung: Noch ungeschlagen beim 1. FCS
Ein entscheidender Schritt im anhaltenden Lernprozess war der Vereinswechsel im Sommer vom Zweitligisten TTC OE Bad Homburg zum 1. FC Saarbrücken-TT. Beim amtierenden Champions-League-Sieger ist Meissner nach zwei Einzeln in der neuen TTBL-Saison sogar noch ungeschlagen und hatte zuletzt auch gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Walther im Duell gegen Grünwettersbach die Nase vorn. „Die Stimmung ist mega, ich wurde gut aufgenommen und alle sind supernett. Der Wechsel hat mir extrem weitergeholfen und weiteres Selbstvertrauen gegeben. Es ist gut, wenn man solche Leute hinter sich hat. Das freut mich einfach“, betont Meissner, der inzwischen den Sprung in die Top 100 der Weltrangliste geschafft hat.
Neben dem Neuling machte auch Ricardo Walther in den vergangenen Monaten (inter-)national wieder mit guten Ergebnissen auf sich aufmerksam. Die Rückkehr ins Team vor der Mannschafts-WM in Chengdu 2022 war somit kein Zufall. Als zweitältester Akteur hinter Boll versuchte der 31-Jährige noch mehr Verantwortung zu übernehmen als in früheren Tagen. „So hatte ich automatisch auch eine Führungsrolle. Das war zwar im Nationaltrikot ungewohnt für mich, aber grundsätzlich kein Neuland, denn in Grünwettersbach ist es ja schon seit geraumer Zeit so. Ich wollte die jungen Spieler mitziehen und einen guten Teamspirit entwickeln.“
Stimmen auch die Leistungen am Tisch konstant, können sich die Herren mit einer formstarken „zweiten Reihe“ berechtigte Hoffnungen auf eine erfolgreiche Zukunft machen.
(FKT)
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