13.06.2023 - Eric Glod lebt seit vielen Jahren offen homosexuell. Kürzlich hat der luxemburgische Nationalspieler für sein Land auf Malta an den JPEE, den Spielen für kleine europäische Staaten, teilgenommen und bei der dortigen Eröffnungsfeier mit einer aufgemalten Regenbogenfahne im Gesicht ein Zeichen für Diversität im Sport gesetzt. In einem Interview mit dem „Luxemburger Wort“ hat sich der 29-Jährige über sein Coming-out und sein anfangs nicht immer einfaches Leben als queerer Tischtennisprofi geäußert.
Eric Glod kam Ende Mai eine besondere Ehre zuteil, er durfte die luxemburgische Delegation als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier der JPEE anführen – ein Gänsehaut-Moment. Sportlich reichte es im Team-Wettbewerb nach der Finalniederlage gegen Malta zwar nur zu Silber, im Doppel trumpfte der Weltranglisten-204. an der Seite von Luka Mladenovic aber groß auf und holte Gold. Den Mainzer hatte der 29-Jährige im Frühjahr noch bei den nationalen Meisterschaften in die Schranken gewiesen. Noch wichtiger als das Abschneiden und die Repräsentation seines Landes war für Glod aber eine ganz andere Sache.
Der vierfache, luxemburgische Landesmeister outete sich im Alter von 20 Jahren als homosexuell. Die Eröffnungsfeier der Spiele auf Malta nutzte er als Plattform, um mit einer aufgemalten Regenbogenflagge im Gesicht auf Diversität im Profi-Sport aufmerksam zu machen. „Das war mir enorm wichtig und ich bin sehr glücklich, dass es mir erlaubt wurde. Ich weiß, dass Sport eigentlich unpolitisch ist und keine Zeichen gesetzt werden sollen, aber für mich ist das keine politische Botschaft. Akzeptanz und Diversität sind Menschenrechte“, sagt Glod in einem Interview mit der größten Tageszeitung des Landes, dem „Luxemburger Wort“.
Viel Lob für Regenbogen-Aktion – wenige Coming-outs im Leistungssport
Für die Aktion erntete der Sportsoldat vor allem über die sozialen Medien viel Lob, von anderen Athleten vor Ort wurde er aber nicht direkt angesprochen. „Das finde ich nicht schlimm. Dadurch, dass sie nichts dagegen hatten, zeigten sie Respekt. Ich habe aber durch Luka Mladenovic gehört, dass über mich gesprochen wurde. Ich finde, dass mehr für Diversität im Sport getan werden könnte. Warum wird die Akzeptanz nicht durch Flaggen offener gezeigt? Sport bringt Menschen zusammen, egal, welche Hautfarbe, Religion oder Sexualität sie haben. Das könnte noch mehr unterstrichen werden“, so Glod.
Dass im Leistungssport, vor allem im Fußball, bisher kaum ein Profi den Mut hatte, sich zu 'outen', wird von der Gesellschaft oft mit negativen Konsequenzen für die Person in Einklang gebracht. „Solange es eine Schlagzeile generiert, muss offen geoutet werden. Wenn es irgendwann nur noch eine kleine Randnotiz ist, haben wir das Ziel fast erreicht. Natürlich sollte es eigentlich für keine großen Schlagzeilen sorgen, aber das ist noch nicht der Fall. Deswegen halte ich es für extrem wichtig, nach vorn zu gehen und zu sagen: ‚Ich bin queer, schwul, lesbisch oder was auch immer. Akzeptiert das‘.“
„Ich habe darauf geachtet, nicht schwul zu sein“
Glod, der aktuell für den österreichischen Erstligisten Badener AC spielt, geht mittlerweile auf der internationalen Tischtennisbühne offen damit um, homosexuell zu sein. Doch das war nicht immer so. Früher habe er Probleme mit sich selbst gehabt. Glod wollte der „normativen Vorstellung von Männlichkeit“ entsprechen und fühlte sich erst im Alter von 20 Jahren bereit dazu, seinen Teamkollegen von seiner Homosexualität zu erzählen.
„Mein Leben war ein Schauspiel. Ich habe darauf geachtet, nicht zu schwul rüberzukommen." Ein halbes Jahr, nachdem es bekannt wurde, habe er mit seinen Teamkollegen gesprochen und alle hätten offen reagiert und gefragt, warum er ihnen das nicht schon früher gesagt hätte. "Mit jedem Einzelnen hatte ich einen schönen Moment, an den ich mich gerne erinnere. Keiner hat Angst, Emotionen zu zeigen. Deswegen stelle ich mir die Frage nicht mehr, ob ich mich anders freuen sollte oder anders spielen muss. Die große Akzeptanz hilft mir enorm dabei, mich wohlzufühlen.“
Zum Instagram-Profil von Eric Glod
(FKT/Quelle: LW)
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