Buntes

Abdullah Yigenler: „Das Erdbeben war zerstörerisch“

Abdullah Talha Yigenler spricht offen über die schlimmen Ereignisse in der Türkei. (©Instagram Yigenler/WTT)

09.02.2023 - Das Ausmaß des Erdbebens in der Türkei und Syrien ist immens. Abdullah Talha Yigenler ist von der Naturkatastrophe betroffen. Das ehemalige Wohnhaus des türkischen Nationalspielers wurde komplett zerstört. Im myTischtennis.de-Interview spricht der Zweitligaspieler des 1. FC Saarbrücken über die verheerenden Folgen der Tragödie, die Verwüstungen in seiner Heimat, das Mitgefühl über die sozialen Medien und die Auswirkungen auf seine Tischtennis-Karriere.

Es sind schreckliche Bilder, die in den vergangenen Tagen in den Nachrichten zu sehen waren. Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8 und weitere Nachbeben erschütterten weite Teile des Südens der Türkei sowie nördliche Gebiete in Syrien. Das Elend ist groß, die Zahl der Toten (aktuell ca. 17.000) steigt täglich. Die Suche nach Überlebenden hält an. Unzählige Menschen haben ihr Hab und Gut verloren und wühlen sich durch Schutt und Asche. Abdullah Talha Yigenler gehört zu den besten Tischtennisspielern seines Landes. Der Weltranglisten-382., der im Winter vom TTBL-Aufsteiger Mainz 05 in die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken wechselte, ist noch immer schockiert. Der Sport steht für 23-Jährigen derzeit hinten an. Yigenler hält sich aktuell in seiner Heimat auf und hat uns seine Eindrücke vom Unglück geschildert.

myTischtennis.de: Abdullah, zunächst einmal wünschen wir viel Kraft in dieser schweren Zeit. Wie hast du die Katastrophe erlebt?

Abdullah Talha Yigenler: Vielen Dank! Es gab schwere Erdbeben in fünf bis sechs Städten, eines davon passierte in meiner Stadt Adana. Dort sind mindestens zwölf Gebäude beschädigt worden. In einem davon habe ich acht Jahre gelebt. Unser altes Haus in einem Wohnblock wurde leider komplett zerstört. Es besteht immer noch ein Risiko, aber wir befinden uns in einem sicheren, dreistöckigen Haus außerhalb der Stadt.

myTischtennis.de: Wie geht es dir und deiner Familie und wo warst du zum Zeitpunkt des Bebens?

Abdullah Talha Yigenler: Uns geht es zum Glück gut. Aber auch wir haben Menschen verloren, einige von ihnen sind Familienmitglieder und Freunde. Und viele sind immer noch in Gefahr. Ich war im Haus, als das Erdbeben stattfand. Das erste Beben ereignete sich um 4.17 Uhr am frühen Montagmorgen und es war wirklich schlimm. Wir sind alle sehr schnell nach draußen gerannt. Um 13.24 Uhr kam das zweite, etwas kürzere Beben. 

myTischtennis.de: Wie sehen derzeit die Hilfen vor Ort aus? Die Solidarität weltweit ist groß…

Abdullah Talha Yigenler: Derzeit sehen wir, dass immer mehr internationale Hilfe aus verschiedenen Ländern eintrifft. Und auch die Zivilbehörden helfen Menschen in den betroffenen Gebieten. Es ist wirklich zerstörerisch. Eine Stadt ist fast von der Landkarte verschwunden. Kein Gebäude steht mehr. Wir wissen nicht, wie wir all diese Dinge in Ordnung bringen sollen. Wir sind in unseren Häusern und warten einfach ab. 

myTischtennis.de: An Tischtennis ist da im Moment nicht zu denken.

Abdullah Talha Yigenler: Ich kann im Moment nicht trainieren. Die Hallen sind zwar nicht beschädigt. Aber sie werden geöffnet, um Leute unterzubringen. Ich fühle mich wirklich sehr schlecht dabei.

myTischtennis.de: Du bist im Winter nach einem halben Jahr in der TTBL in die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken gewechselt. Wann bist du das nächste Mal in Deutschland?

Abdullah Talha Yigenler: Ich werde am 15. Februar wieder nach Deutschland kommen. Ich fühle mich nicht gut, weil ich dem Team fernbleibe, aber ich kann nichts dagegen tun. Dass ich Mainz verlassen habe, lag nicht an mir, sondern am fehlenden Arbeitsvisum. Ich habe es beantragt, aber der Antrag wurde verschoben und dann war es zu spät. Die Saarbrücker haben mir geholfen, wofür ich sehr dankbar bin!

myTischtennis.de: Vorausgesetzt die Situation entspannt sich, wie sehen deine Karrierepläne sowie die nationalen und internationalen Ziele aus?

Abdullah Talha Yigenler: Ich habe den Traum, eines Tages in die Bundesliga zurückzukommen. Im Moment halte ich mich von den Turnieren fern, aber ich glaube, dass die Situation nicht von Dauer ist, sich bessern wird und wir sehr bald weitermachen können. 

myTischtennis.de: Wie viele Beileidsbekundungen von Vereinskollegen und anderen Spielern haben dich erreicht?

Abdullah Talha Yigenler: Ich bin allen sehr dankbar, die sich Sorgen machen, Nachrichten schicken, nachdenken und ihr Mitgefühl zeigen. Gott helfe den Menschen, die sich in einer ernsten Situation befinden und die auf Hilfe warten. Manchmal ist es auch einfach eine freundliche und aufrichtige Botschaft. Dadurch fühlt man sich besser und gefestigt.

myTischtennis.de: Könnten auch durch Tischtennis (Benefizspiele, Spenden-Aktionen usw.) Hilfen für die Opfer der Erdbebenkatastrophe geleistet werden?

Abdullah Talha Yigenler: Für ein so großes Erdbeben ist das vielleicht nicht genug, aber keine Hilfe ist zu klein. Ich glaube, dass solche Wohltätigkeitsspiele zu positiven Ergebnissen führen würden.

Zum Instagram-Profil und zur TTR-Historie von Abdullah Talha Yigenler

(FKT) 

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2025 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.