Buntes

Ex-BL-Vereine: Das wurde aus dem FSV Kroppach

Damals kaum zu stoppen: Krisztina Toth, Wu Jiaduo, Kristin Lang (früher Silbereisen) und Shan Xiaona. (©Verein)

27.01.2023 - Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, als der FSV Kroppach seinen überraschenden Rücktritt aus der Damen-Bundesliga erklärte. Der Nachhall war groß. Wir blicken auf die Gründe und die vorherige Glanzzeit als erfolgreichster deutscher Damen-Klub zurück. Wie sich der Verein heute aufstellt und wie die Vereinsverantwortlichen das langjährige Abenteuer mit etwas Abstand bewerten, erfahren Sie im nächsten Teil unserer Serie ,Ehemalige BL-Vereine‘.

Dauer-Meister in der Damen-Bundesliga, Europapokalsieger und Champions-League-Vizechampion. Was heute in der Vita des ttc berlin eastside steht, traf von 2000 bis 2012 auf den FSV Kroppach zu. Der Klub aus der 700-Seelen-Gemeinde aus dem Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz war über ein Jahrzehnt das Aushängeschild und der Dominator im deutschen Damen-Tischtennis. Dabei spielte der FSV Mitte der 1990er-Jahre noch in der Bezirksliga. Bis zur Saison 1999/2000 folgten fünf Aufstiege in Folge. In der ersten Bundesliga-Saison 2000/2001 erkämpfte sich Kroppach prompt den zweiten Tabellenplatz hinter dem FC Langweid. Ein Jahr später feierte der Verein mit den Topspielerinnen, der ehemaligen deutsche Nummer eins Wu Jiaduo, Nicole Struse, Jie Schöpp und Galina Melnik die erste deutsche Meisterschaft – nach einem zweifachen Endspielsieg gegen eastsides Vorgängerverein 3B Berlin. 

Persönliche Gründe führten zum Aus – Tränen bei den Spielerinnen

2003 bejubelte man in bis auf Melnik gleicher Besetzung gegen die Italienerinnen Sterilgarda TT Castel Goffredo den Titel im 2005 abgeschafften Europapokal der Landesmeister. Nach einer zwischenzeitlichen Durststrecke mit Christina Fischer, Jessica Göbel und Co. gewannen die Westerwälderinnen von 2008 bis 2013 sechs deutsche Meisterschaften in Serie. Zum Champions-League-Triumph reichte es nie, die Finals 2008 und 2009 gingen jeweils verloren. Damals zählte sogar die 17-jährige Teenagerin, spätere Weltmeisterin und chinesische Weltklassespielerin Liu Shiwen zur Mannschaft. Die heutige BTTV-Verbandstrainerin Krisztina Toth, die Chinesinnen Wang Yuegu, Sun Beibei und Jia Jun sowie später auch Shan Xiaona und Kristin Lang, die damals noch unter ihrem Geburtsnamen Silbereisen angetreten war, prägten die erfolgreiche Zeit entscheidend mit. Umso überraschender machte am Ende der Saison 2012/13 die Nachricht des Rückzugs die Runde – mitten auf dem sportlichen Höhepunkt. 

Ausschlaggebend seien „zu 100 Prozent persönliche Gründe“ gewesen, da sich ein Großteil der Unterstützer im fortgeschrittenen Alter befand, erklärte das Führungstrio Hans-Jürgen Bertling, Horst Schüchen und Wilfried Leicher damals das abrupte Ende. Die Spielerinnen ahnten nichts und vergossen sogar einige Tränen, zumal Erfolgslosigkeit und finanzielle Probleme sich keineswegs andeuteten. Intern habe sich die Entscheidung jedoch schon länger angebahnt, wie der damalige Teamchef Dennis Leicher heute zugibt. „Das war schon ein Fulltimejob, obwohl wir einen klaren Etat hatten und auch beim Sponsoring mehrgleisig und solide gefahren sind.“ Der Aufwand sei zum Schluss zu groß gewesen. „Wir sind zum Beispiel nach Leipzig gefahren, da hat die Fahrt dann länger gedauert als das Spiel. Freitags hat man noch Europapokal gespielt. Das nagte schon an einem“, so Leicher.

Damen-Mannschaft schlägt heute in der Verbandsliga auf 

Was aber bleibt, das seien die vielen schönen Erinnerungen und die Verbundenheit, auch der jetzigen aktiven Mitglieder untereinander. Der Teamgeist aus den glorreichen Zeiten ist weiter präsent. Bereits damals habe man sich nach den Bundesligaspielen mit den Star-Spielerinnen als Fan zum gemütlichen Kaltgetränk jederzeit zusammensetzen können, die eine oder andere Anekdote von früher ist auch heute gelegentlich noch Thema. Die Tischtennisabteilung des FSV Kroppach hat sich zur Saison 2017/2018 mit der des Nachbarortes Müschenbach zusammengetan. „Beide Vereine hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Aufgrund abnehmender aktiver Spielerinnen und Spieler war der Schritt naheliegend“, erklärt der heutige Abteilungsleiter Sven Saynisch.

Unter dem Vereinsnamen TTG Kroppach/Müschenbach (RTTVR-Spielgemeinschaft) kämpft die erste Herren-Mannschaft in der Bezirksliga Rheinland Ost um Punkte, die Damen starten in der Verbandsliga Rheinland. Zudem sind in der laufenden Spielzeit zwei Jugendmannschaften gemeldet. Möglicherweise wird es schon bald eine dritte geben. „Mit unserer engagierten Jugendtrainerin Elisabeth Klein und der Zusammenarbeit mit der Grundschule Kroppach haben wir eine tolle Gruppe von vielen aktiven Kindern und Jugendlichen, die es weiter zu unterstützen gilt und in den Erwachsenenbereich zu führen“, so Saynisch. In Kroppach steht im Jahr 2023 der „Spaß am Tischtennis und im Verein“, definitiv im Vordergrund.

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Zum Vereinsprofil des Nachfolgeklubs (click-TT)

(FKT)

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