Buntes

Naomi Pranjkovic: Tischtennisprofi mit 1,0er-Abi

Naomi Pranjkovic schloss ihr Abitur mit der Note 1,0 ab (©privat)

01.07.2022 - Naomi Pranjkovic stehen alle Türen offen. Trotz der Doppelbelastung aus Schule und Tischtennis bestand die amtierende deutsche Jugendmeisterin vor kurzem das Abitur mit einem überragenden Notenschnitt von 1,0. Im Interview erzählt die Kolbermoorerin, wie sie diesen Spagat gemeistert hat, warum sie sich dazu entschlossen hat, mit dem Studium noch zu warten und es zunächst als Tischtennisprofi zu versuchen, und mit welchem neuen Ziel sie zur Jugend-EM fährt.

myTischtennis.de: Du hast vor kurzem deine Abitursprüfungen mit der Note 1,0 bestanden. Wie fühlt sich das an, dass du die Schule nun abgeschlossen hast und dann auch noch mit solch einem Ergebnis?

Naomi Pranjkovic: Ich freue mich sehr. In den letzten zwei Jahren habe ich mich so auf diesen Moment gefreut, dass die Schule vorbei ist. Und was das Ergebnis angeht, da habe ich mir gesagt, dass ich mein Bestes geben werde und dann schaue, was dabei herauskommt.

myTischtennis.de: Eine Abinote von 1,0 kriegen die meisten nicht einmal hin, wenn sie nicht noch nebenbei hochklassig Tischtennis spielen. Wie hast du diesen Spagat zwischen Schule und Sport gemeistert?

Naomi Pranjkovic: Neben dem Tischtennis und der Schule hatte ich ziemlich wenig Freizeit. Und in der wenigen Zeit, die ich dazwischen hatte, musste ich viel Stoff nachholen. Aber gerade weil mir nur so wenig Zeit zur Verfügung stand, habe ich nichts hinausgezögert, sondern es sofort gemacht. Und das hat gut geklappt.

myTischtennis.de: Ist dir das leicht gefallen oder hast du es als größere Belastung wahrgenommen, beides unter einen Hut zu bekommen?

Naomi Pranjkovic: Leicht war es auf keinen Fall, es war schon sehr anstrengend. Wenn es in der Schule nicht gut lief, dann lief es auch im Sport schlechter. Da stand ich dann schon etwas unter psychischem Stress, der sich auch auf den anderen Bereich ausgewirkt hat.

myTischtennis.de: Mit diesem Notenschnitt stehen dir theoretisch jetzt alle Türen offen. Du kannst tun, was du willst! Was wird das sein?

Naomi Pranjkovic: Ich werde den Fokus in den nächsten Jahren jetzt erst einmal ganz auf Tischtennis legen und schauen, wie gut ich bin und werde. Irgendwann werde ich dann an den Punkt kommen, an dem ich abschätzen muss, ob es sich lohnt, weiterzumachen oder einen neuen Weg einzuschlagen. 

myTischtennis.de: Was könnte das sein?

Naomi Pranjkovic: Ich möchte irgendwann Physik studieren, um später in diesem Bereich in der Forschung zu arbeiten. Aber ob ich nach vier oder nach acht Jahren an diesen Punkt komme, kann ich noch nicht sagen.

myTischtennis.de: Steht dann jetzt auch bald ein Umzug nach Düsseldorf bevor?

Naomi Pranjkovic: Erst einmal nicht. Ich werde auf jeden Fall noch ein Jahr weiter zu Hause wohnen. Und wenn ich dann gut genug bin und es auch vom Finanziellen her hinhaut, würde ich es gerne einmal in Düsseldorf versuchen wollen.

myTischtennis.de: Was reizt dich gerade am Profisport mehr als zum Beispiel am Studentenleben?

Naomi Pranjkovic: Es freut mich, dass ich jetzt erst einmal nicht mehr lernen muss. Tischtennis macht mir Spaß und ich will sehen, wie gut ich sein kann, wenn ich nicht nebenbei noch in die Schule gehe, sondern den vollen Fokus auf den Sport legen kann. Diesen Plan, es als Profi zu versuchen, habe ich nun schon seit sieben Jahren. Und dass ich jetzt die Zeit dafür haben werde, auch mal andere kleine Sachen zu machen, die mich außerdem noch interessieren, oder was mit Freunden zu unternehmen, ist auch ein Vorteil.

myTischtennis.de: Als nächstes steht für dich die Jugend-EM auf dem Programm. 2019 hast du schon zwei Bronzemedaillen gewonnen, 2021 bist du ohne Medaille heimgekehrt. Was hast du dir diesmal in den verschiedenen Wettbewerben vorgenommen? 

Naomi Pranjkovic: Mit der Mannschaft sind wir an Position vier gesetzt, da ist das Ziel, eine Medaille zu holen, wenn nicht sogar ins Finale zu kommen. Also, hier ist alles möglich. Im Einzel, Doppel (mit Sophia Klee) und Mixed (mit Tom Schweiger) ist es schwieriger, einzuschätzen, wie weit wir kommen können. Im Einzel wäre das Viertelfinale mein Ziel. Aber das größte Ziel wettbewerbsübergreifend ist, dass ich zufrieden bin, wie ich gespielt habe, und währenddessen viel Spaß habe. So dass ich am Ende sagen kann: Das war eine schöne EM. Bis jetzt hatte ich bei solchen Veranstaltungen durch die Schule immer den Druck, dass es sich auch lohnen muss, dass ich gerade den Unterricht verpasse. Den habe ich nun nicht mehr.

myTischtennis.de: Bei den deutschen Meisterschaften haben wir dich ja nicht gesehen, weil parallel dein Abiball stattfand, dafür warst du in den vergangenen Wochen bei WTT aktiv und hast bei den deutschen Jugend-Meisterschaften abgeräumt. Wie stark, glaubst du, bist du gerade - gerade auch im europäischen Vergleich?

Naomi Pranjkovic: Im Einzel bin ich an neun gesetzt und das sagt auch in etwa aus, wie ich gespielt habe. Ich weiß, dass ich noch besser spielen und Spielerinnen, die vor mir stehen, schlagen kann, auf der anderen Seite kann ich auch gegen hinter mir Platzierte verlieren. In den letzten Jahren war ich da etwas instabil. Aber ich weiß, dass ich weiter vorne mitspielen kann.

(JS)

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