27.04.2022 - Wer sich die Übertragung des WTT Youth-Contender-Turniers in Linz diese Woche anschaut, könnte jenseits der Bande ein bekanntes Gesicht entdecken. Liu Jia beendete am Wochenende ihre Bundesliga-Karriere als Spielerin mit dem Gewinn des 20. Meistertitels mit Linz AG Froschberg und stellt sich nun neuen Herausforderungen als Trainerin - sowohl für den Österreichischen Tischtennisverband als auch in der Bundesliga.
Im März 1997 trat Liu Jia, damals 15 Jahre alt, eine wegweisende Reise an. Sie verließ ihre Heimat China für die Chance, beim österreichischen Club Linz AG Froschberg und später auch für die Nationalmannschaft Tischtennis zu spielen. Eine Entscheidung, die das Leben der 40-Jährigen und den österreichischen Tischtennissport nachhaltig geprägt hat. Die sympathische Linkshänderin entwickelte sich zu einer Leistungsträgerin und einem Aushängeschild des Verbands und gewann unter anderem die Einzelkonkurrenz der Europameisterschaft 2005. Nun möchte Liu dem Verband auf andere Art und Weise behilflich sein: Sie leitet das „Girls Winning Project“ des ÖTTV und führt junge Österreicherinnen an die Spitze heran.
Chinesisch-europäische Mischung
„Eine spannende Aufgabe“, wird Liu auf der Verbandsseite zitiert. „Ich erinnere mich dabei selbst an meine eigene Jugend. Ich versuche ihnen intelligentes Tischtennis beizubringen – Technik, Timing und Grundverständnis.“ Ihre Schützlinge sind Mädchen ab zehn Jahren, die sie mit ihrer Erfahrung trainieren soll. Dabei wird auch ihre chinesische Grundausbildung mit einfließen. „Ich zeige ihnen eine Mischung aus chinesischer und europäischer Spielweise. Aber wir machen keine Maschinenarbeit. Strategien – wie die Eröffnung des Spieles – stehen im Mittelpunkt“, erklärt die Linzerin. Einen ersten Erfolg konnte sie mit zwei ihrer Mädchen bei den Raiffeisen Youth Championships in Linz verbuchen, der erste größere internationale Vergleich steht allerdings in dieser Woche an, wenn die ITTF ein Youth-Contender-Turnier in Linz austrägt. Ein Heimspiel für Liu, die vor etwa zwei Wochen die Arbeit mit ihren Mädchen begann. „Mir liegt die Arbeit als Coach“, offenbart sie. „Dabei bin ich noch besser, als ich als Spielerin war.“
Und darin war sie schon überaus gut, wovon auch Linz AG Froschberg ein Liedlein singen kann - ihr Club, für den sie insgesamt 23 Jahre spielte und mit dem sie 20 Mal Österreichischer Mannschaftsmeister wurde und zwei Champions-League-Titel gewann. Unterbrochen wurde ihre Linzer Erfolgsgeschichte einzig von einem Engagement in Kolbermoor, wo sie 2018 die Deutsche Meisterschaft und 2019 den Pokalsieg feierte. Am vergangenen Wochenende setzte sie ihrer Laufbahn als Vereinsspielerin nun ein Ende und holte zum krönenden Abschluss noch den 20. Meistertitel mit Linz. Neben ihrer neuen Aufgabe in der Nachwuchsarbeit des Verbands wird sie laut ÖTTV künftig aber auch in der Bundesliga als Trainerin eingesetzt.
Siebte Olympiateilnahme?
Und selbst das Nationaltrikot will sie noch nicht ganz an den Nagel hängen. Zwar stand das Wort „Karriereende“ schon nach den Olympischen Spielen in Tokio im Raum, wo sie mit dem Erreichen des Einzel-Achtelfinals noch einmal eine beachtliche Leistung ablieferte. Nach Informationen der Kronenzeitung wird sie allerdings sogar bis Paris 2024 als Spielerin zur Verfügung stehen. Sollte sie in Frankreichs Hauptstadt am Start sein, wird sie dort ihre siebten Olympischen Spiele bestreiten. Ein Kunststück, das bisher nur Jean-Michel Saive, Jörgen Persson, Zoran Primorac, Segun Toriola und Olufunke Oshonaike gelang.
(JS)
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