Buntes

Schiedsrichter-Urgestein Marx: Laufbahn-Ende nach 63 Jahren

Hat am vergangenen Samstag seine Schiedsrichter-Laufbahn beendet: Paul-Wilhelm Marx (©TTC DJK Neukirchen)

15.04.2022 - Im Jahr 1959 erwarb er seine erste Schiedsrichter-Lizenz: Paul-Wilhelm Marx. Am vergangenen Samstag nun fand die 63-jährige Laufbahn des Unparteiischen ihren Abschluss. Beim Herren-Regionalligaspiel zwischen der TG Neuss und der TG Obertshausen hatte der 91-Jährige seinen letzten Einsatz als Oberschiedsrichter und wurde im Anschluss zum Ehrenschiedsrichter des WTTV ernannt.

"Es war ein wunderbarer Tag. Ich habe tolle Geschenke und eine Plakette bekommen. Die TG Neuss hat für mich einen sehr guten Abschluss organisiert", fasst Marx seinen letzten Einsatz als Schiedsrichter zusammen. "Nach dem Spiel habe ich noch mit einigen Leuten im Kreis zusammengestanden und Anekdoten ausgetauscht." Bei wie vielen Spielen er in über sechs Jahrzehnten als Unparteiischer aktiv war, "das kann ich gar nicht bemessen. Auf westdeutscher Ebene bis zur Oberliga und Regionalliga der Herren und Damen würde ich behaupten, im Durchschnitt etwa einmal im Monat als Schiedsrichter im Einsatz gewesen zu sein, häufig in Holzbüttgen, Düsseldorf, Uerdingen oder Waldniel", so der 91-Jährige. 

Ehefrau Roswitha spielte in der Damen-Bundesliga
Den Weg zum Tischtennissport gefunden hatte Paul-Wilhelm Marx im Übrigen durch seine Frau. Die spielte lange Jahre in der Damen-Bundesliga, u. a. mit Diane Schöler in Düsseldorf, und ihr Ehemann dachte sich recht bald, als er die Schiedsrichter bei den Spielen sah: "Das will ich auch ausprobieren!" 1959 erwarb er seine allererste Schiedsrichter-Lizenz, 1965 die Verbandsschiedsrichter-Lizenz, 1970 die internationale Schiedsrichter-Lizenz. Doch schon ein Jahr zuvor, bei der WM 1969 in München, wo u. a. Eberhard Schöler WM-Gold im Einzel nur knapp verpasste, saß Marx an der Box. "Diese WM zusammen mit der 1989 in Dortmund waren für mich die Höhepunkte als Schiedsrichter", berichtet der 91-Jährige, der später auch Spiele und Turniere im Para-Sport schiedste.

Häufig sei er in Ostrava bei den Czech Open bzw. internationalen tschechischen Meisterschaften gewesen, zudem hätten Turniere in den Niederlanden, Belgien und Österreich angestanden. In den meisten Fällen gingen die Spiele reibunglos über die Bühne, "nur einmal hat sich ein Spieler beschwert, dass ich kein guter Schiedsrichter sei", erzählt Marx, der sich aber nicht entlocken lassen will, um welchen Spieler es sich handelt. Innerhalb der Szene bekannt wurde der 91-Jährige selbst als der Mann mit dem "grünen Jackett", das er auch dann nicht ablegen wollte, als der DTTB seine Kleiderordnung änderte. Auf nationaler und internationaler Ebene hatte Paul-Wilhelm Marx demnach seit 2009 keine Einsätze mehr. Auf Verbandsebene wurde aber die "Lex Marx" eingeführt, weshalb es ihm seitdem weiterhin erlaubt war, als Schiedsrichter aktiv zu sein und dabei das geliebte grüne Jackett zu tragen.

MIt über 90 Jahren Einsatz als Spieler in der 2. Kreisklasse
Doch nicht nur als Schiedsrichter, sondern auch als Spieler war Marx im Einsatz: Für den 1. NTTC Nordstadt, den BV Weckhoven, den TuS Neuss-Reschenberg – hier zeitweise auch zusammen mit seiner Frau in einer Mannschaft – und seit 2018 für den TTC DJK Neukirchen. Für diesen Klub bestritt er im November als 91-Jähriger in der 2. Kreisklasse sogar noch ein Meisterschaftsspiel, bei dem er auch fast einen Satz gewann. "1981 bin ich in Weckhoven Vereinsmeister geworden, das war wohl mein größter Erfolg als Spieler. Ich habe ein paar Mal in der Landesliga Ersatz gespielt, war ansonsten aber vorwiegend in der Kreisliga und Kreisklasse im Einsatz", erzählt Marx. 

Ganz beendet sein soll das Kapitel Tischtennis für den 91-Jährigen noch nicht. "Ich bin Schiedsrichter im Ruhestand, habe meine Lizenz aber noch und könnte im Notfall einspringen, wenn ich gebraucht werde." Aber auch so wolle er noch bei dem ein oder anderen Spiel als Zuschauer zugegen sein. Dann höchstwahrscheinlich ohne sein grünes Jackett...

(DK)

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