Buntes

Weikert gegen Olympia-Absage und für Sportler-Impfung

Thomas Weikert will alles dafür tun, dass die Olympischen Spiele stattfinden können (©ITTF)

28.01.2021 - Die einen halten die Durchführung einer gigantischen Sportveranstaltung wie der Olympischen Spiele in der aktuellen Zeit für unrealistisch und unnötig. Die anderen sehen in der Hoffnung auf dieses Leuchtturmevent einen Silberstreif am Horizont, der realisiert werden muss. Thomas Weikert argumentierte als Präsident des Tischtennis-Weltverbands gegenüber der DPA, dass alles für die Austragung getan werden müsse, und befürwortete, dass Athleten bevorzugt geimpft würden.

Finden die Olympischen Spiele im Sommer 2021 in Tokio statt oder nicht? Eine Frage, die für viele Menschen, die in der Coronakrise ganz andere Probleme beschäftigen, keine Priorität hat. Für die Athletinnen und Athleten, die ihre ganze Karriere auf die Teilnahme an dem größten Sportevent der Welt ausgerichtet haben, und für die Sportverbände, die finanziell von der Austragung profitieren, ist sie aber eine ganz entscheidende. So dürfte es in diesen Kreisen für Erleichterung sorgen, dass IOC-Präsident Thomas Bach die Absage der Spiele weiterhin nicht zur Diskussion stellt. In einem virtuellen Meeting mit den Präsidenten der Weltverbände bekräftigte er am Montag, dass die Frage nicht laute, ob, sondern wie die Spiele ausgetragen würden. Eine Haltung, die auch Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbands, zusagt. In einem DPA-Interview räumte er zwar ein, dass er es als normaler Bürger angesichts der bisher niedrigen Impfzahlen und des wütenden Virus verschmerzen könnte, wenn dieses Sportevent nicht stattfände. „Als Weltpräsident sage ich hingegen: Wir müssen alles tun, dass die Spiele stattfinden. Koste es, was es wolle? Nein, aber bis zum letzten Moment warten und erst absagen, wenn es aufgrund tatsächlicher Umstände nicht mehr geht.“

Bevorzugte Behandlung für Olympioniken

Für die Sportler seien die Spiele ein Hoffnungsträger, für die Verbände eine wichtige Geldquelle. „Im Tischtennis bekommen wir für eine Olympiade rund 18 Millionen Dollar“, erzählt Weikert im Interview. „Wir nutzen sehr viel davon, um Tischtennis in der Breite und der Spitze weiterzuentwickeln.“ Diese Gelder würden im Tischtennis ungefähr 20 % der finanziellen Mittel ausmachen. Andere Verbände seien aber weitaus abhängiger vom Olympia-Zuschuss. „Für die Verbände wird es dramatisch“, weiß Weikert. Eine große Hoffnung der Beteiligten liegt daher in den Impfungen gegen das Coronavirus, die vielerorts aber gerade erst schleppend anlaufen. Ist es da realistisch, dass kerngesunde Sportler bevorzugt behandelt würden, um einer Verbreitung des Virus bei den Olympischen Spielen in Tokio entgegenzuwirken? Thomas Weikert hält das für vertretbar: „Wir reden von 10.000 Athleten und einer Vielzahl von Betreuern, die auf jede Menge Länder verteilt sind. Ein Problem daraus zu konstruieren, halte ich für überzogen. Olympia ist ein Leuchtturmprojekt, das eine große Bedeutung hat, nicht nur für die Sportler, sondern ganz klar auch für die Weltbevölkerung, die Medien oder für Arbeitsplätze. Deshalb müssen wir das irgendwie hinkriegen.“

Für den ITTF-Chef sei es somit zu rechtfertigen, wenn Olympiaathleten vorrangig behandelt würden. Natürlich respektiere man, dass zuerst die Risikogruppen geimpft werden. Doch danach solle auch der Sport diese Möglichkeit bekommen - wenn es nach Weikert ginge, bis spätestens Ende Mai. Eine Antwort auf diesen Wunsch aus der Politik ließ nicht lange auf sich warten. Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, hält dieses Szenario laut SID nach jetzigem Stand, mit Blick auf die Lieferengpässe und die Schwierigkeiten, eine funktionierende Impfinfrastruktur in Gang zu bringen, für unrealistisch. „In der Konsequenz erübrigt sich aus meiner Sicht daher zum jetzigen Zeitpunkt die Diskussion, ob ab Anfang Mai Athletinnen und Athleten geimpft werden können“, sagte Freitag, räumte aber gleichzeitig ein, dass man das Thema je nach tatsächlicher Entwicklung neu diskutieren könne. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht nicht, dass die Olympischen Spiele Priorität haben sollten. Man müsse sich den Realitäten stellen - und gerade gebe es noch nicht einmal genug Impfstoff, um den am stärksten gefährdeten Menschen zu helfen.

Qualifikation in Katar?

Bis die Flieger Richtung Japan abheben, müssen viele Athletinnen und Athleten aber erst einmal noch ihre Qualifikation in trockene Tücher bringen. Ein Punkt, den die deutschen Tischtennisspieler auf ihrer To-Do-Liste schon längst abgehakt haben. Doch einige Kollegen hoffen noch auf einen Startplatz, den sie zum Beispiel bei dem auf Ende April verschobenen europäischen Qualifikationsturnier in Portugal ergattern wollen. Wie Weikert im DPA-Interview erwähnte, hat die ITTF eine Lösung für die Startplatzvergabe gefunden, falls sie auf den verschiedenen Kontinenten nicht wie geplant stattfinden kann. „Wir haben vom Weltverband eine Lösung mit Katar angeboten, wo es wenige Corona-Fälle gibt“, sagt der ITTF-Präsident. Dort könnten auch kontinentale Qualifikationen ausgetragen werden. In Doha finden im Februar und März auch die ersten WTT-Turniere statt, die ein weiteres Beispiel dafür darstellen sollen, dass Sportevents zumindest in dieser Größenordnung unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen auch in Pandemiezeiten möglich sind.

(JS)

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