Buntes

Reportage: Königsklassen-Erlebnis mal anders

Die myTischtennis-Mitarbeiter Fabian Kleintges-Topoll und Simon Fabig waren zum Auftakt in Düsseldorf vor Ort. (©Fabig)

11.12.2020 - Außergewöhnliche Zeiten bedeuten zugleich außergewöhnliche Bedingungen. Am Freitagmorgen begann auf dem ARAG CenterCourt in Düsseldorf das Champions-League-Turnier der Herren, das bedingt durch die Corona-Pandemie erstmals in einer ‚Bubble‘ ausgetragen wird. Für myTischtennis.de-Redaktionsvolontär Fabian Kleintges-Topoll war es zugleich der Premiereneinsatz bei einem internationalen Wettbewerb. Seine Erlebnisse hat er in einer Reportage zusammengefasst.

Freitagmorgen, 9 Uhr. Gut ausgeschildert ging es für mich und meinen Kollegen Simon durch den Hintereingang direkt auf den roten Boden. Freundlich empfangen mussten alle Pressevertreter und Fotografen noch schnell das unterschriebene Hygienekonzept und einen Gesundheitsbogen abgeben, der versicherte, dass man auch symptomfrei ist. Erst dann bekamen wir die Akkreditierungen ausgehändigt und durften uns größtenteils frei bewegen. Allerdings nur mit FFP2-Masken. Da alle Tage vor 22 Uhr in der Regel kein Ende nehmen, war klar: Ohne regelmäßig an die frische Luft zu gehen, lässt es sich ohne Kopfschmerzen auf Dauer wohl kaum aushalten. Ganz so schlimm wurde es glücklicherweise nicht.

Beim Betreten der Halle spielten sich die ersten Teams bereits ein. Englands Topspieler Liam Pitchford traf mit UMMC Jekaterinenburg auf Ostrava aus Tschechien. 3:0, eine deutliche Angelegenheit für den Mitfavoriten auf die europäische Krone. "Ich kenne es ja schon aus China", antwortete der 27-Jährige auf die Frage, wie er es denn finden würde, in einer geschlossenen 'Bubble' um die Krone des Kontinents zu kämpfen. Timo Boll vergleicht das Turnier mit einer normalen Mannschafts-WM. "Da hat man auch nur Kontakt zum eigenen Team. Daher fühlt es sich gar nicht so anders an." Einige andere Akteure hingegen betraten absolutes Neuland. 

Vladimir Samsonov diskutiert über die Bälle

Hochintensiv hatte sich Borussia Düsseldorf auf die 'Mammutaufgabe' im heimischen Wohnzimmer vorbereitet. Ob beim Bälle sammeln, Tische desinfizieren oder bei der Livestream-Betreuung. Egal wo man auch hinschaute, irgendwo sah man immer einen der unzähligen Crew-Mitglieder und weiteren Helfer vom Gastgeberklub. Über 70 sind bis zum Finaltag am kommenden Freitag insgesamt im Einsatz. Manager Andreas Preuß hatte bei der Begrüßung das erste Wort, Borussia-Pressesprecher Alexander Schilling konnte kaum eine Minute mal ruhig auf seinem Stuhl Platz nehmen. Gleiches galt für die anwesenden ETTU-Verantwortlichen, die im ersten Spiel mit deutscher Beteiligung gleich mal einschreiten mussten. Diskussionsbedarf gab es vor der Partie zwischen Fakel Orenburg und dem Post SV Mühlhausen (3:1) von Seiten Vladimir Samsonovs.

Der Weißrusse hatte einiges anzumerken, es hatten sich wohl einige falsche Bälle in den Eimer gemischt. "Generell waren sie für uns gewöhnungsbedürftig", meinte auch Daniel Habesohn. "Die werden sonst nirgendwo gespielt", führte der Österreicher fort. Am kleinen weißen Rund hat es letztlich nicht gelegen, dass es für die Thüringer nichts mit den ersten Punkten wurde. Besser machten es die Düsseldorfer, deren Gegner bei allem Respekt nicht an das Niveau der Russen herankommen konnte. Von der Organisation her lief alles hervorragend. Einziger Kritikpunkt: In der Halle wurden nirgendwo die Zwischenstände der Einzelbegegnungen auf einem Monitor angezeigt. Etwas unglücklich, wenn man ständig zwei Tische im Blick haben muss und die Ergebnisse sonst nirgendwo aufgeführt sind.

Anders Lind war kaum zu bändigen

Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass sämtliche Stars jederzeit für ein kurzes Interview zugänglich waren. Zwar wurde in der Mixed-Zone natürlich auf den Abstand geachtet, für eine kurze Analyse standen Spieler und Trainer auf Nachfrage immer bereit. Die Frage nach anwesenden Zuschauern erübrigt sich. Trotzdem ließ es sich die eine oder andere Mannschaft nicht nehmen, die Konkurrenz auch weit nach den eigenen Spielen von der Tribüne aufmerksam zu beobachten, sofern sie nicht gerade beim Essen oder in der Trainingshalle waren. Zu guter Letzt noch ein paar interessante Zahlen: 85 Umrandungen wurden für die 'Bubble' neu produziert, 2.500 Spielbälle insgesamt benötigt. Über 1.000 Mahlzeiten werden serviert, rund 300 Shuttle-Fahrten stehen an. Denn nicht jeder konnte im Sporthotel untergebracht werden.

Nach dem letzten deutschen Spiel des amtierenden Mannschaftsmeisters aus Saarbrücken gegen den österreichischen Vertreter Walter Wels (3:0) neigte sich ein aufregender und ereignisreicher erster Tag für mich dann auch endgültig dem Ende zu. Übrigens: Ein bisschen Action gab es auch. Hennebonts Anders Lind war mit den Schiedsrichter-Entscheidungen im Duell gegen Dzialdowo mal so gar nicht einverstanden. Der Däne brüllte lautstark durch die Halle, schmiss seinen Schläger und war nur schwer zu bändigen. Emotionen sollten in diesem Wettbewerb keineswegs zu kurz kommen dürfen.

Klicken Sie sich auch durch die Galerie: So sieht es in der Bubble aus!

(FKT)

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