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Sabine Winter: „Das Fachabi liegt in der Schublade“

Sabine Winter will auch international schnellstmöglich wieder durchstarten. (©ITTF)

26.11.2020 - Anfang September feierte Sabine Winter nach überstandener OP und erfolgreichem Schulabschluss ihr lang ersehntes Comeback beim TSV Schwabhausen. Im Gespräch mit der myTischtennis-Redaktion spricht die 28-Jährige unter anderem über ihren Weg zurück an den Tisch, ihre Pläne für die Zukunft und ihre soziale Ader für das Hilfsprojekt 'Slum Ping Pong'. Schon bald möchte sie als Schirmherrin selbst nach Uganda reisen.

myTischtennis.de: Sabine, im Sommer hast du dein Fachabitur mit Bravour bestanden (zum Bericht). Was ist seitdem passiert und was sind deine Pläne damit?

Sabine Winter: Ich wurde Mitte Mai an der Schulter operiert und konnte eine Weile nicht trainieren. Dann hatte ich erstmal einen schönen Sommer und habe einen Heimaturlaub in den Bergen gemacht. Im August bin ich dann nach Düsseldorf zurück und habe wieder ganz langsam angefangen. Das Fachabi liegt gerade in der Schublade. Ich weiß noch nicht genau, wann ich es auspacken und nutzen werde. Irgendwann wird es so weit sein, aber erst mal möchte ich noch Tischtennis spielen. 

myTischtennis.de: Wie lief deine erste Einheit nach monatelanger Pause? Bist du heute wieder völlig schmerzfrei?

Sabine Winter: Die bestand fast nur aus Vorhand- und Rückhand-Konter. Ich habe mich langsam an die Belastung gewöhnt. Vom Gefühl her war es am Anfang nicht gut, ein paar Bälle kamen trotzdem auf den Tisch (lacht). Momentan kann ich gut einmal am Tag trainieren. Beim zweiten Mal merke ich die Schulter doch recht schnell. Ich trainiere alles, nur eben noch nicht ganz so viel, wie ich es mal habe. Da gebe ich mir noch ein bisschen Zeit.

myTischtennis.de: Von deinen fünf Einzeln (vier in der Bundesliga, eins im Pokal) konntest du alle gewinnen. Hat es dich gewundert, dass es direkt so gut läuft?

Sabine Winter: Das Pokalspiel war ja schon Anfang September. Da habe ich fast noch gar nicht trainiert. Ich war schon positiv überrascht, dass die Bälle vernünftig kamen und ich wieder relativ ordentlich reingekommen bin. Aber es ist sicherlich noch etwas Luft nach oben. 

myTischtennis.de: Mit dem TSV Schwabhausen bist du stark in die Saison gestartet, unter anderem habt ihr gegen Berlin und Kolbermoor Remis gespielt. Kann der TSV den Topklubs im Titelrennen Paroli bieten?

Sabine Winter: Das ist nicht unser Ziel. Sie haben zwar den einen oder anderen Punkt liegen gelassen, aber sie sind auch nicht mit ihren Top-Mannschaften aufgelaufen. Berlin und Kolbermoor werden sich natürlich auf die Play-offs konzentrieren. Spätestens dann werden sie auch zeigen, dass sie die Besten sind.

myTischtennis.deVon 2012 bis 2019 warst du selbst in Kolbermoor aktiv. Wie besonders war das Spiel am vergangenen Wochenende für dich?

Sabine Winter: Ich hätte gerne die Fans wiedergesehen, die uns über die Jahre immer unterstützt und angefeuert haben. Aber da keine Zuschauer erlaubt sind, war das in der leeren Halle nicht möglich. Für mich war die Bedeutung des Spiels nicht größer als in anderen Spielen.

myTischtennis.de: Du bist mehrfache deutsche Meisterin und zweifache Goldmedaillengewinnerin im EM-Doppel. Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Sabine Winter: Jetzt, wo mein Fachabi in der Schublade liegt, möchte ich in der Weltrangliste klettern und wieder fest zum Nationalteam gehören. Ich möchte wieder mehr internationale Turniere spielen. Hoffentlich erfolgreich, damit ich weiter nach oben komme. 

myTischtennis.de: Seit 2018 engagierst du dich für das Hilfsprojekt 'Slum Ping Pong' in Uganda, das in Armut lebenden Kindern durch Spenden und Tischtennis den Zugang zu Bildung ermöglicht. Wie kam die Idee zustande?

Sabine Winter: Es begann damit, dass ich auf Facebook ein Video hochgeladen habe, in dem ich auf einem Berg Tischtennis gespielt habe. Daraufhin hat mich der Gründer des Projekts angeschrieben, wie begeistert er und die Slumkinder von diesem Clip waren. Er hat mir sehr viel von 'Slum Ping Pong' erzählt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass er den Kindern wirklich hilft. Wir sind in Kontakt geblieben. Irgendwann habe ich angefangen, meine Trikots zu versteigern. Glücklicherweise haben 'Peti' und 'Franz' auch welche abgegeben. Meine werden irgendwann langweilig (lacht). In Kampala kann man mit 1000 Euro sehr viel mehr anfangen als in Deutschland. Auch die ITTF und einige Vereine sind mittlerweile darauf aufmerksam geworden. Leute, die helfen wollen und können, sollen davon erfahren.

myTischtennis.de: Was passiert mit den Erlösen?

Sabine Winter: In Uganda gibt es auch einen Lockdown. Die Kinder können nicht in die Sporthallen. Deshalb wurden sechs Tische selbst gebaut und draußen in den Slums aufgestellt, damit dort weiterhin Tischtennis gespielt werden kann. Das Geld fließt auch in einen Gesundheitsfond.

myTischtennis.de: Dein Vater war schon vor Ort. Bist du auch schon nach Kampala gereist?

Sabine Winter: Leider nicht. Ich wollte eigentlich dieses Jahr hin. In der Zeit nach dem Fachabi hatte ich es mir fest vorgenommen. Dann kam Corona dazwischen und ich konnte meinen Plan nicht umsetzen. Den Flug hatte ich glücklicherweise noch nicht gebucht. Wenn es problemlos ohne Quarantäne möglich sein wird, dann werde ich nach Kampala reisen, um mir vor Ort alles anzuschauen und die Leute auch persönlich kennenzulernen.

Weitere Informationen zu 'Slum Ping Pong'
Zur Facebook-Seite des Hilfsprojekts

(FKT)

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