Buntes

Ehemalige TTBL-Vereine: TTC Hagen wagt Neustart in der Bezirksliga

Alte Mannschaft, alte Halle. Vom Glanz alter Tage ist nicht mehr viel übrig. Dennoch schaut der Klub positiv nach vorne. (©TTC Hagen)

01.09.2020 - 2013 schaffte der TTC Hagen den Sprung in die TTBL. Drei Jahre lang spielte der Klub im Konzert der Großen mit. 2020 ist vom Glanz alter Tage nicht mehr viel übrig. Der TTC absolvierte am vergangenen Wochenende sein erstes Saisonspiel - in der Bezirksliga. Wie es soweit kommen konnte, hat uns der 2. Vorsitzende Horst Bartelmeß verraten. Der TTC ist der erste Verein, den wir im Rahmen unserer neuen Serie ,Ehemalige TTBL-Vereine' vorstellen.

Horst Bartelmeß erinnert sich noch ganz genau an das Jahr 2012 zurück. Der einstige (Team-)Manager ist ein echtes Urgestein des TTC Hagen e.V., der sich am 23. Juni 2008 aus der Fusion der TTG Hasper SV/Berge-Westerbauer und des Post SV Hagen heraus gegründet hatte. Auch heute kümmert sich Bartelmeß als 2. Vorsitzender noch um die Finanzen – ehrenamtlich versteht sich. Anlässlich der Mannschafts-WM in Dortmund führte er ein richtungsweisendes Gespräch mit Andreas Preuß, der neben seinem Managerposten bei Borussia Düsseldorf auch im Aufsichtsrat der TTBL sitzt. 

Früher Talentschmiede von Borussia Düsseldorf

Damals hatte die beste deutsche Herrenliga noch eine Sollstärke von zehn statt zwölf Teams. Da diese nicht erfüllt wurde und noch ein Platz zu vergeben war, beantragte der TTC als Tabellenvierter der 2. Bundesliga Nord die Lizenz für das Oberhaus. „Wir hatten als Anfänger einen großen Vorteil“, sagt Horst Bartelmeß über das gute Verhältnis zu Preuß und der Borussia. Eine Kooperationspartnerschaft entstand, Hagen wurde eine Art Talentschmiede für den deutschen Rekordmeister.

Mit dem geschaffenen finanziellen Rahmen lief es sportlich zunächst gut. Im ersten Jahr wurde die Klasse souverän gehalten. Die zweite Saison begann jedoch nicht gerade glücklich. Chiang Hung-Chieh, prominenter Neuzugang aus Taiwan, hatte erst Probleme mit dem Visum. Auch am Tisch wurde der Topspieler seinen Erwartungen nicht gerecht. Ex-Spielertrainer Andreas Fejer-Konnerth nahm nach der Trennung seinen Platz ein. Am Ende profitierten die Hagener vom Rückzug des TTC Frickenhausen und blieben erneut drin.

Yoshimura, Källberg und Co. spielten einst in Hagen

Mit dem Abschluss der Saison 2015/2016 endete die Sternstunde des Vereins. Vor dem Start in diese Spielzeit wurde die Mannschaft neu formiert. Anton Källberg, heute fester Bestandteil von Borussia und einer der besten schwedischen Tischtennisspieler, wechselte als 18-Jähriger von Zweitligist Herne zum Nachbarn nach Hagen. In den Hochzeiten schlugen zuvor zudem Spielergrößen wie der japanische Meister Maharu Yoshimura, der Däne Jonathan Groth, Cedric Nuytinck aus Belgien oder Ovidiu Ionescu (heute in Mühlhausen aktiv) für den TTC auf. „Sie haben zu kleinen Konditionen bei uns gespielt und wollten sich zeigen“, berichtet Horst Bartelmeß, der sich mit einigen Ex-Akteuren bei Turnieren wie den German Open auch nochmal über alte Zeiten unterhält.

Sportlich konnte der TTC mit Platz neun in der Abschlusstabelle zwar nicht mehr absteigen, finanziell geriet der Klub im Frühjahr 2016 aber in immer größere Engpässe. Weil der Mindestetat von knapp 60.000 Euro nicht mehr erreicht werden konnte, war das Abenteuer TTBL vorzeitig beendet. Das Projekt war gescheitert, was sicherlich auch daran lag, dass örtliche Sponsoren und Zuschauer sich eher zu den Basketballern von Phoenix Hagen hingezogen fühlten. „Es heißt nicht umsonst Basketballstadt Hagen. Da kann keiner gegen ankommen. Uns ist es nicht gelungen, ein größeres Publikum zu gewinnen“, bedauert Bartelmeß.

Absturz von der Oberliga in die Bezirksliga

Trotzdem war man in der Kommune am Rande des Ruhrgebiets stolz, sich mit begrenzten Mitteln und jungen Talenten in der Erstklassigkeit bewiesen haben zu dürfen. Anfangs mit einem weinenden Auge betrachtet, empfindet der 2. Vorsitzende den Rückzug heute als einen „realistischen Schmerz. Es war eine sehr schöne Zeit. Wir hatten die Weltelite zu Gast und haben den Spitzensport als Verein an die Region weitergegeben“, blickt Bartelmeß zurück. Doch auch danach wurde es nicht leichter. Mittlerweile ist auch die Zeit nach der Bundesliga, die in der Oberliga begann, längst vergangen. 

Unglückliche Personalentscheidungen und Missverständnisse mit eingeflogenen Spielern stellten den Verein vor weitere Probleme. „Wir haben nicht die besten Griffe gemacht“, gibt Horst Bartelmeß zu. In der NRW-Liga war die Mannschaft zu unregelmäßig komplett. In der abgebrochenen Verbandsliga-Saison lief es nicht besser. Es folgte der Rückzug bis in die Bezirksliga – ein logischer Schritt, findet der 2. Vorsitzende. „Das Spielerpotenzial war für die Landesliga einfach nicht ausreichend“, so Bartelmeß. Seit dem Neustart setzt der TTC in erster Linie auf Spieler aus der eigenen Region. 

Neue Ziele: Stabiles Umfeld und breite Basis

Sein größtes Talent hat der TTC Hagen jedoch kürzlich verloren. Der 15-jährige Wim Verdonschot machte auf Verbandsebene bereits stark auf sich aufmerksam. Er wird künftig für Borussia Dortmund II in der Regionalliga West aufschlagen. Über die Zahl der Aktiven kann sich der Verein dennoch nicht beschweren. Mit sechs Herren, einer Damen- und vier Jugendmannschaften ist man gut aufgestellt. Die Trainingsbeteiligung sei in sämtlichen Altersklassen trotz Corona beachtlich positiv. Für die Zukunft werden keine klaren Ziele und Vorstellungen ausgegeben. „Wir wollen erstmal eine breite Basis schaffen“, lautet die oberste Prämisse. 

Vor acht Jahren spielte der TTC Hagen noch vor mehreren hundert Zuschauern in der städtischen Ischelandhalle gegen Borussia Düsseldorf und Co., am ersten Bezirksligaspieltag gewann das neue Team mit 9:3 beim TTC Altena III. An die glorreichen Zeiten und den gelebten TTBL-Traum wird der Klub so schnell nicht mehr anknüpfen. „Wir sind jetzt da, wo wir angefangen haben“, weiß Horst Bartelmeß, der nicht etwa den Verlust von Sponsoren als das größte Problem im Profibereich sieht. Vieles hänge von der Stabilität des Umfelds ab. Diese Stabilität hat der TTC Hagen wiedergefunden, auch wenn sportlich und wirtschaftlich im Amateurbereich kleinere Brötchen gebacken werden müssen.

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(FKT)

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