Buntes

Berni "Löwe von Bochum" Vossebein feiert 95. Geburtstag

Berni Vossebein in Aktion bei der Senioren-WM in Bremen 2006 (©Schillings/DTTB)

14.03.2020 - Der „Löwe von Bochum“ wird 95 Jahre alt. Am 14. März feiert Bernhard, genannt Berni, Vossebein, seinen runden Ehrentag und kann sich dabei der Glückwünsche vieler Weggefährten sicher sein. Denn der ehemalige Nationalspieler und langjährige Trainer hat nicht nur wegen seiner fachlichen Kompetenz, sondern vor allem auch wegen seiner menschlichen Qualitäten einen festen Platz im Herzen vieler Tischtennisspieler sicher.

Hans Wilhelm Gäbs Geburtstagsgruß an Berni Vossebein:

Lieber Berni,

dass ich an diesem Tag nicht bei Dir sein kann, tut mir unendlich weh. Aber mein Leben nach der Leber-Transplantation bringt es nun mal mit sich, dass ich täglich Medikamente nehmen muss, die meine Immunabwehr in den Keller drücken. Gegen eine fette Grippe könnte ich allenfalls im Entscheidungssatz gewinnen, gegen den Coronavirus würde ich ohne Satzgewinn aus dem Turnier ausscheiden.

Und so haben mir die Männer in den weißen Kitteln derzeit Startverbot für viele schöne Dinge gegeben. Keine German Open in Magdeburg, keine Deutschen Meisterschaften in Chemnitz, kein Bundesligaspitzenspiel meiner Borussia gegen Ochsenhausen.

Und nun eben auch kein Besuch bei Deiner Feier zum 95. Geburtstag, für die ich vor Wochen schon zugesagt und auf die ich mich so gefreut hatte.

Berni, wir waren als Spieler über lange Zeit Rivalen. Meistens hast Du mich weggebügelt, aber ganz am Anfang, es muss so Ende der 50er bei meinem ersten Endranglistenturnier im WTTV und bei unserem ersten Kampf überhaupt gewesen sein, da habe ich Dich mit Glück und Gottes Hilfe geknackt, und Du warst ein wenig geknickt. 

Und als der ganze Ranglisten-Tross nach dem 1. Tag des Turniers in einem Bus gemeinsam zum Hotel fuhr, da hörte ich plötzlich – Du saßest wohl 10 Reihen hinter mir und konntest mich nicht sehen – Deine Stimme: „Wer ist denn dieser Gäb überhaupt. Den kenn ich doch gar nicht. Der hat in meinem Kämpferbuch noch nie eine Rolle gespielt!“

Bernis Kämpferbuch, liebe Freunde, war eine Kladde, in der der Löwe von Bochum über Jahrzehnte jedes seiner Einzel und jeden einzelnen Satz eingetragen hat, vielleicht die Grundlage für sein phänomenales Gedächtnis. Wenn ich mich mit Berni über die alten Zeiten unterhalte, dann kann er sich nicht nur an jedes Spiel erinnern, nein, er hat auch noch einzelne Ballwechsel und Satzstände im Kopf: „Weißt Du noch, Hans, ich hatte gegen Breumair 2:0 und 19:17, und dann schieß ich zwei Elfmeter weg!“

Jedenfalls, mit diesem Ranglistenturnier fing es an mit uns beiden. Natürlich hat er mich beim nächsten Zusammentreffen weggefegt. Wir blieben harte Konkurrenten, aber über die Zeit wurden wir auch Freunde, und heute können wir feststellen, dass wir seit mehr als 60 Jahren Wegbegleiter geblieben sind, verbunden durch die Liebe zu unserem Sport und verbunden sicher auch durch unsere gemeinsame Überzeugung, dass Kampf am Tisch ohne Fairplay die Sache nicht wert ist. Du jedenfalls, Berni, hast Dir in all den Jahrzehnten im Wettkampf niemals auch nur die kleinste Unsportlichkeit geleistet. 

Lieber Berni, Du warst nicht nur einer der größten Kämpfer, den der Tischtennissport je gesehen hat. Du warst auch einer, der trotz aller Erfolge ein bescheidener Kerl geblieben bist. 

Du warst und bist einfach ein feiner Mensch.

In unserem Sport giltst Du seit langem als eine historische Persönlichkeit, Du hast einen Teil Tischtennis-Geschichte geschrieben. Und Du kannst stolz auf Dein langes Leben sein, stolz auf Deine Familie, stolz auf das, was Du dem Sport gegeben hast und was Du durch den Sport geworden bist.

Berni, könnte ich jetzt hier sein, so würde ich Dich in den Arm nehmen und Dich kräftig drücken. Und dann würde ich Dir sagen: 

„Berni, wenn Du den hundersten feierst, dann bin ich aber zur Stelle!“

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