Buntes

Topchinesen fallen negativ auf, Verband greift durch

Fang Bo machte seinem Ärger mit einem Tritt gegen die Handtuchbox Luft (Quelle: YouTube)

24.01.2019 - Das Jahr ist noch keinen Monat alt, da sind Chinas Topspieler schon zweimal mit weniger erfreulichen Geschichten in die Schlagzeilen geraten. Zuerst trat der Vizeweltmeister von 2015, Fang Bo, während eines Super-League-Spiels gegen die Handtuchbox, dann riss sich Zhou Yu bei den Hungarian Open einfach einen Belag vom Schläger. Der chinesische Verband griff in beiden Fällen hart durch und bestrafte die Spieler und deren Trainer.

Wer zu den besten Sportlern seines Landes gehört und die Nation regelmäßig auch bei internationalen Wettkämpfen vertritt, muss neben guten Leistungen auch ein ehrenwertes Verhalten an den Tag legen. Dies gilt in China sicherlich noch einmal mehr als in vielen anderen Länder. Nichtsdestotrotz tanzen ab und an Tischtennisspieler des Reichs der Mitte aus der Reihe, was nicht gerne gesehen wird. Da war zum Beispiel Zhang Jikes zerrissenes Nationaltrikot bei der WM 2011 in Rotterdam oder die zertretene Bande beim World Cup 2014 in Düsseldorf. Oder natürlich auch der Boykott der chinesischen Topspieler bei den China Open 2017, mit dem sie ihren Unmut bezüglich der Versetzung von Cheftrainer Liu Guoliang kundtun wollten. In den ersten Wochen des neuen Jahres zog das Verhalten zweier chinesischer Topspieler, Fang Bo und Zhou Yu, nun erneut den Unmut der Verantwortlichen auf sich.

Die Vergehen sind dabei ganz unterschiedlich geartet. Fang Bo hatte am Neujahrstag in der Chinese Super League seinem Ärger über eine strittige Entscheidung Luft gemacht, indem er gegen eine Handtuchbox trat. Dafür sah er zunächst die rote Karte, später hagelte es laut South China Morning Post noch eine Sperre für zwei Super-League-Spiele, für seinen Club Tianjin Quanjian eine Geldstrafe von 50.000 Yuan, umgerechnet etwa 6.500 Euro, und 10.000 Yuan (1.300 Euro) für Trainer Liu Zhiqiang. „Nach dem Spiel habe ich mein Verhalten bereut“, schrieb Fang auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo. „Zum einen hat es dem Ansehen meines Teams geschadet. Zum anderen waren Kinder unter den Zuschauern, auf die es einen negativen Einfluss hatte. Es tut mir leid!“ Auch sein Coach Liu war bereit, die Verantwortung zu übernehmen: „Als sein Coach muss ich die Schuld auf mich nehmen. Wir müssen in Sachen Kommunikation besser werden, in diesem Bereich mangelt es noch.“

Anders als bei Fang Bo gründete sich Zhou Yus Verhalten in der ersten Hauptrunde der Hungarian Open vorige Woche dagegen nicht offenkundig auf Verärgerung. Im fünften Satz hatte der 26-Jährige erstmals die Führung an Chuang Chih-Yuan abgeben müssen. Nach der Satzpause kehrten die beiden Spieler an den Tisch zurück, nahmen ihre Schläger vom selbigen, woraufhin Zhou in Richtung Handtuchbox ging und seinen schwarzen Belag halb vom Holz riss. Der Grund dafür war laut dem Chinesen, dass der Belag während des Spiels beschädigt worden war, wofür zumindest spricht, dass er ihn sich am Ende des fünften Durchgangs mehrfach angeschaut hatte. „Ich wollte ihn austauschen“, lautete Zhous Erklärung. Das ist laut § B 4.2.4 zwar auch erlaubt, wenn dieser „unabsichtlich so schwer beschädigt wird, dass er nicht benutzt werden kann“. Der Schaden muss allerdings vor dem Wechsel durch den Schiedsrichter zumindest einmal festgestellt werden, denn sonst könnte es sich ja auch um ein taktisches Mittel handeln.

Zhou Yu gab an, diese Regel nicht zu kennen. „Es tut mir leid und ich werde die Regeln sorgfältiger studieren, um solche blöden Fehler in der Zukunft zu vermeiden.“ Dass ein Topspieler dieses Kalibers dies nicht wusste, erscheint wenig glaubhaft, von seinen Fans wird er jedoch mit dem Argument verteidigt, dass solches Verhalten in der Chinese Super League offenbar nicht geahndet werde. Bei den Hungarian Open folgte hingegen die sofortige Disqualifikation, da auch ein Weiterspielen mit dem alten Belag nicht mehr möglich war. Der chinesische Verband legte noch eine saftige Strafe obendrauf. So wird Zhou für drei Monate suspendiert, während sein Coach Ma Jungfeng einen Monat pausieren muss, was im Vergleich zu Fang Bos Strafe hart erscheint. Somit ist in diesem noch jungen Jahr 2019 schon eine Menge passiert im chinesischen Team. Ob aktuell härter durchgegriffen wird als früher oder der chinesische Verband, der seit kurzem von Liu Guoliang angeführt wird, nur transparenter mit seinen Sanktionen umgeht, sei dahingestellt. Solcherlei Fehlverhalten kann man sich in China auf jeden Fall auch als Topspieler gerade nicht erlauben.

(JS)

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