Buntes

Faszinierende Jonglage: Krankheit mit Tischtennis geschlagen

Mal eine ganz andere Art des 'Behind-The-Back-Shots' (©Alt-Pong)

05.09.2018 - Was macht ein Jongleur, der wegen einer neurologischen Erkrankung keine Bälle mehr werfen und fangen kann? Der Peruaner Lucas Zileri schnappte sich ein paar Tischtennisschläger und schaute, wie er die kleinen weißen Bälle kunstvoll herumwirbeln kann, ohne sie auffangen zu müssen. Herausgekommen ist eine beeindruckende Mischung aus Tischtennis, Jonglage und Musik. Und dabei war Zileri in seinem ganzen Leben erst einmal bei einem Tischtennistraining.

Kleine Kunststücke mit Ball und Schläger machen sicher alle Tischtennisspieler gerne. Schließlich kann man mit ein bisschen Ballgefühl schon ganz ansehnliche Tricks zustandebringen. Lucas Zileri ist da allerdings noch einmal auf einem ganz anderen Level unterwegs. Er ist professioneller Jongleur und hat sich in den vergangenen drei Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, wie man Tischtennisequipment künstlerisch nutzen kann - und das, ohne den Sport jemals in einem Verein gespielt zu haben. Das Ergebnis: eine beeindruckende Form der Tischtennisjonglage, die der 28-jährige Peruaner auch noch mit Musik verbindet. Denn die charakteristischen Geräusche, die ein Tischtennisball macht, lassen sich schließlich ganz herrlich als Rhythmusgeber nutzen. 

Geniale Lösung für neurologisches Problem

Doch wie ist er auf diese Idee gekommen? Tatsächlich war die Entscheidung, die klassische Jonglage erst einmal hintenan zu stellen, nicht ganz freiwillig. Zileri studierte fünf Jahre an Zirkusschulen in Madrid und Brüssel. Vor drei Jahren schloss er sein Studium zwar erfolgreich ab, erhielt aber auch die Diagnose der fokalen Dystonie, einer neurologischen Erkrankung, bei der Bewegungen in bestimmten Situationen nicht mehr ausgeführt werden können. So leiden zum Beispiel manche professionelle Musiker daran, dass sich beim Spielen ihres Instruments die Muskeln verkrampfen und sie ihre Finger nicht mehr kontrollieren können, was nicht selten zur Berufsunfähigkeit führt. „In meinem Fall bedeutete dies, dass ich Objekte nicht mehr mit meiner rechten Hand fangen und werfen konnte“, erzählt der aktuell in Italien lebende Peruaner. Für einen professionellen Jongleur ist dies natürlich eine niederschmetternde Nachricht. Doch Zileri bewies Flexibilität. Während einer Rehabilitationsmaßnahme wurde er auf folgende Idee gebracht: „Ich könnte eine Art Jonglage machen, die ich sogar dann ausführen kann, wenn meine Hand nicht richtig funktioniert. Also kaufte ich ein paar Tischtennisschläger und begann, zu experimentieren.“ Die Idee, das Ganze auch noch zum Musizieren zu nutzen, kam ihm da ganz nebenbei: „Weil die Schläger so laute Geräusche machen. Ich dachte mir, ich habe eigentlich keine andere Wahl, als diesen ganzen Pings und Pongs irgendeinen Sinn zu geben - und das erwies sich als guter Einfall!“

Um sich die Rhythmen zu merken, die er auf seinen selbstgebauten Klangtafeln kreiert, hat sich Zileri eine eigene Notation überlegt, von der man ein paar Beispiele auf seiner Facebookseite „Alt-Pong“ begutachten kann, die er auch regelmäßig mit neuen Videos bestückt. Nach der langen Übungs- und Experimentierphase soll es bald aber wieder auf die Bühne gehen. So arbeitet er gerade an einer sechs- und 20-minütigen Nummer, mit denen er auf Festivals auftreten will, und kann sich auch vorstellen, irgendwann einmal kleine Konzerte zu geben. Ob er auch die Tischtennisszene in irgendeiner Weise bereichern kann? „Von den drei Bereichen, in denen ich gerade unterwegs bin, also Zirkus, Musik und Tischtennis, weiß ich vom Tischtennis am wenigsten. Aber vielleicht könnte man herumfahren und Vorführungen bei Turnieren machen oder Workshops geben oder Sponsoren suchen“, überlegt Zileri. „Aber ich weiß nicht wirklich, wie so was in eurer Community funktioniert. Falls jemand eine Idee hat, kann er sie mir gerne an lucas.zileri@gmail.com schicken.“

Ganz verschiedene Bereiche

Vor ein paar Monaten lud ihn ein Freund zum Training in dessen Verein ein. Dies blieb allerdings bisher auch die einzige Trainingsstunde seines Lebens. „Was ich mache und was professionelle Tischtennisspieler tun, ist sehr verschieden - und das nicht nur, weil wir verschiedene Fähigkeiten üben“, findet Zileri. „Tischtennisspieler versuchen, sich innerhalb feststehender Regeln hervorzutun, und ich versuche, mit diesen Regeln herumzuspielen. Wir sind also in ganz verschiedenen Bereichen unterwegs.“ Für den einen oder anderen Tischtennisspieler kann es trotzdem reizvoll sein, sich ein paar Tricks von Zileri abzuschauen. Beim nächsten Meisterschaftsspiel wäre das schließlich ein Riesen-Hingucker... 
 

Neben den 'Homevideos', die Lucas Zileri regelmäßig auf seiner Facebookseite postet, hat er auch schon einen professionelleren Clip erstellt:

(JS)

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