TTBL

TTF holt Double - Bolls Abschied ohne Happy End

Shunsuke Togami und Simon Gauzy feiern den entscheidenden Punkt, Timo Boll war das Happy End nicht vergönnt (©Fabig)

15.06.2025 - Timo Boll hat sein Karriereende nicht mit einem letzten Titelgewinn gemeinsam mit Borussia Düsseldorf feiern dürfen. Im nervenaufreibenden TTBL-Finale gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen, welches vor großer Kulisse und vielen prominenten Gesichtern stattfand, war weder Boll noch seinem Club Borussia Düsseldorf der Sieg vergönnt. Stattdessen sicherte sich Ochsenhausen nach dem deutschen Tischtennispokal in diesem Jahr bereits den zweiten Titel.

Der letzte Ballwechsel seiner Karriere war wenig glanzvoll. Nach Shunsuke Togamis Aufschlag verschätzte sich Timo Boll beim Rückschlag und spielte den Ball hoch ins Aus. Damit ging eine große Karriere zu Ende, die ein Happy End verdient gehabt hätte. An diesem Tag waren es jedoch die TTF Liebherr Ochsenhausen, die besser waren und sich verdient die deutsche Mannschaftsmeisterschaft und das Double aus Pokal- und TTBL-Sieg sicherten. Vor 4000 Fans - darunter vielen Stars aus der Tischtennisszene, aber etwa auch Basketball-Ikone Dirk Nowitzki, Handball-Star Christian Schwarzer und dem ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach - gab Boll seinen endgültigen Abschied von der Karriere als aktiver Sportler, nachdem er sich bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer bereits von der internationalen Szene verabschiedet hatte. Den Titelgewinn feierten jedoch die Tischtennisfreunde aus Ochsenhausen.

Comeback mit und ohne Erfolg

Borussia Düsseldorf hatte dabei mit ihrer Aufstellung überrascht. Denn statt an Position drei wurde Boll als Nummer zwei aufgeboten und bestritt damit gleich das erste Einzel gegen die Nummer drei der Welt, den Vize-Weltmeister und World-Cup-Gewinner Hugo Calderano. Doch wie Borussia-Manager Andreas Preuß vor dem Match im Interview berichtete, traute man dem scheidenden Star zu, gegen den Brasilianer auch in dieser Topform etwas ausrichten zu können. Die ersten beiden Sätze sprachen eine andere Sprache. Boll war nach eigener Aussage durchaus mit Respekt, sogar mit etwas Aufregung in dieses letzte Mannschaftsspiel gestartet und kam in den ersten beiden Sätzen nicht zum Zug. Im dritten Durchgang wendete sich dann jedoch das Blatt. Boll hatte nun das Momentum auf seiner Seite, rettete sich in den fünften Satz und ging auch hier mit 5:1 voran. Alles war bereitet für das perfekte Happy End für den Publikumsliebling, doch Calderano kam zurück. Der Borusse sicherte sich bei 9:8 noch einmal die Führung, doch der Brasilianer machte die entscheidenden Punkte und holte Ochsenhausen das 1:0. Boll verweilte noch etwas in der Box und hing der verpassten Chance nach. Sollte das schon sein letzter Aufschlag gewesen sein?

Ganz ähnlich verlief das zweite Match der Begegnung. Dang Qiu lag gegen Simon Gauzy genau wie Boll gegen Calderano zunächst mit 0:2 hinten, bevor er sein Comeback startete und es ebenfalls bis in den fünften Satz schaffte. Anders als Boll belohnte sich der Penholderspieler für seine Mühen, gewann den Durchgang mit 11:4 und bescherte Düsseldorf den Ausgleich, der allerdings nicht lange Bestand haben sollte. Anton Källberg, der aktuell an Schulterproblemen laboriert, verlor gegen den frischgebackenen Doppelweltmeister Shunsuke Togami mit 0:3, so dass Ochsenhausen vor dem Spitzenduell zwischen Calderano und Qiu schon eine Hand am Pokal hatte. Doch Timo Boll sollte noch ein weiteres Spiel bekommen, eine Zugabe mit großer Bedeutung, da sein Teamkamerad Qiu Calderano mit 3:0 besiegte. 

Boll bekommt sein zweites Match

Die Entscheidung sollte also im Doppel fallen - zwischen Boll/Källberg und Gauzy/Togami. Diesmal war Boll nach einem 0:2-Rückstand aber kein Comeback vergönnt. Gauzy und Doppelweltmeister Togami spielten sich konzentriert und verdient zum 3:0-Sieg und besiegelten damit das dritte Double der Vereinsgeschichte nach 2004 und 2019. Für Hugo Calderano und Simon Gauzy bedeutete dies das perfekte, zumindest vorläufige Ende ihrer Zeit bei den TTF Liebherr Ochsenhausen. „Ich bin wirklich sehr glücklich. Es war kein einfaches Spiel, das ist es nie gegen Düsseldorf“, sagte Calderano nach dem Match. „Wir haben gezeigt, dass wir diese Saison eine sehr starke Mannschaft hatten - schön, dass wir erfolgreich waren. Am Anfang der Saison war das Ziel, vielleicht einen Titel zu holen. Ich spiele zwar nicht mehr für Ochsenhausen, aber Ochsenhausen bleibt in meinem Herzen.“

Timo Boll hatte sich für sein letztes Spiel ein anderes Ende gewünscht. 14 Mal hatte Borussia Düsseldorf mit Boll im TTBL-Finale gestanden und 14 Mal gewonnen - ausgerechnet beim 15. Mal sollte diese Serie reißen. Trotzdem stand die ganze Arena für den scheidenden Star auf, der mit Tränen in den Augen in der Box stand. Nach berührenden Worten von langjährigen Weggefährten wie Jörg Roßkopf, Helmut Hampl oder Dimitrij Ovtcharov wurde auch Boll noch zum Mikrophon gebeten. „Meinen Teamkameraden geht es, glaube ich, schon ein bisschen auf den Keks“, sagte er zu den vielen Abschieden, die er im vergangenen Jahr gegeben hatte. „Aber ich habe unglaubliche Momente erlebt. Dafür einen großen Dank. Es war sportlich vielleicht nicht mehr das große Highlight am Ende, aber emotional auf jeden Fall. Das Jahr werde ich nie vergessen.“ Und Tischtennis-Deutschland wird seinen größten Star für immer in Erinnerung behalten.

 

Das Spiel im Überblick

TTF Liebherr Ochsenhausen - Borussia Düsseldorf 3:2
Hugo Calderano - Timo Boll 3:2 (4,8,-7,-8,9)
Simo Gauzy - Dang Qiu 2:3 (8,8,-7,-4,-4)
Shunsuke Togami - Anton Källberg 3:0 (6,1,7)
Hugo Calderano - Dang Qiu 0:3 (-8,-11,-5)
Shunsuke Togami/Simon Gauzy - Anton Källberg/Timo Boll 3:0 (7,9,6)

(JS)

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