TTBL

Preuß stellt sich gegen Ebners Vorwürfe

Florian Ebner (l.) greift Andreas Preuß scharf an (©Südwest Presse/Fabig)

28.08.2023 - Nach monatelangem Warten ist das Urteil zum Doppelspielverstoß der Neu-Ulmer Truls Moregardh und Lin Yun-Ju inzwischen gefallen. Zu den Akten gelegt ist der Konflikt jedoch noch nicht. Der TTC Neu-Ulm erneuerte seine Vorwürfe gegen den TTBL-Aufsichtsrat und speziell dessen Vorsitzenden Andreas Preuß, mit den erhobenen Strafen das Ziel verfolgt und erreicht zu haben, einen Konkurrenten seines Vereins Borussia Düsseldorf zu schwächen. Der Borussia-Chef bestreitet das.

Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die Andreas Preuß, dem Manager des Rekordmeisters Borussia Düsseldorf und Aufsichtsratsvorsitzenden der TTBL, in der Pressemitteilung des TTC Neu-Ulm zum Urteil des Schiedsgerichts im Fall Truls Moregardh/Lin Yun-Ju vor gut einer Woche entgegenschlugen. „Fakt ist, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Liga für seinen Verein das Ziel erreicht hat, dass zwei der besten Tischtennisspieler der Welt in der Saison 23/24 aufgrund der ausgesprochenen Sperren nicht mehr für einen Konkurrenten in der Liga und im Pokal antreten können“, hieß es dort, obwohl die angedrohte Sperre von zehn Spielen in der Saison 2023/24 vom Schiedsgericht als unwirksam erklärt und nur an der Geldstrafe festgehalten worden war. Des Weiteren gibt Neu-Ulm der Liga die Empfehlung, den Einfluss des Managers von Borussia Düsseldorf auf die TTBL einer strengen Prüfung zu unterziehen. Nicht nur zwischen den Zeilen wird Preuß somit erneut bezichtigt, seine Doppelrolle zu Gunsten seines Vereins ausgenutzt und einen starken Konkurrenten geschwächt zu haben.

Ebner: „Ganz schlechte Governance“

Diesen Vorwurf hört Preuß nicht zum ersten Mal. Schon kurz nach dem Verstoß der beiden Neu-Ulmer Moregardh und Lin, die Anfang des Jahres trotz ihres gültigen TTBL-Lizenzvertrags in ausländischen Ligen spielten und damit einen Eklat auslösten, hatte auch Dimitrij Ovtcharov auf seinem Instagramkanal von einem Interessenkonflikt gesprochen, den Post aber wieder gelöscht und sich bei Preuß entschuldigt. Neu-Ulms Präsident Florian Ebner ist auch nach der Urteilsverkündung nicht besänftigt. „Aus Sicht des TTC Neu-Ulm bleiben wir dabei, dass die unzulässigen Sperren ein Instrument waren, Moregardh und Lin für 23/24 zumindest aus dem Pokalwettbewerb zu verbannen“, erklärt Ebner auf Anfrage. „Ob der Liga klar war, dass die Sperren nicht halten, wissen wir nicht. Bei Andreas Preuß dagegen als dem einzigen Gewinner gehen wir davon aus, dass ihm das äußerst löchrige Regelkonstrukt schon bewusst war und er die Niederlage bei den Sperren vor dem Schiedsgericht in Kauf genommen hat. Dieser Interessenkonflikt Liga/Düsseldorf ist einfach eine ganz schlechte Governance.“

Der Beschuldigte, der den Posten des Aufsichtsratschefs bereits seit der Gründung der TTBL Sports GmbH im Jahr 2010 innehat, sieht keine Grundlage für diese Vorwürfe. „Man kann natürlich diskutieren, ob ein Mitglied eines Vereins im Aufsichtsrat oder im Vorstand sein kann, das ist kein verwerflicher Gedanke“, räumt Preuß ein. „Aber ich sehe da nichts, das man mir vorwerfen könnte.“ Das gilt in seinen Augen auch für den Fall Kamal Achanta, der von der Gegenseite beim Schiedsgerichtsverfahren angeführt wurde. Der indische Nationalspieler war in der Saison 2021/22 von Borussia Düsseldorf als Amateurspieler bei der TTBL lizenziert worden. Dieser Status wurde gewählt, weil man Achanta laut Preuß nur als Ersatzspieler für den Notfall auf der Liste haben wollte. Für einen solchen „Amateurspieler“ wird kein Arbeitsvisum benötigt, er wird im Falle eines Einsatzes aber auch nicht entlohnt. Im Januar 2022 half der Inder seinem Verein - aus langjähriger Verbundenheit und ohne Bezahlung, wie Preuß erklärt, - aus der Patsche und sprang im TTBL-Match gegen Bremen ein, als das Corona-Virus den Borussia-Kader empfindlich geschmälert hatte. „Erst im Mai haben wir dann davon erfahren, dass er auch in der katarischen Liga gespielt hat“, erinnert sich der Borussia-Manager. „Und wir haben das noch am selben Tag bei der TTBL und beim WTTV angezeigt.“ Die Folge war der Entzug der Spielberechtigung durch den Verband, von der TTBL erhielt Achanta jedoch keine Strafe. Ein Hinweis auf Ungleichbehandlung?

Stehle: „Völlig anderes Gefährdungsniveau“

Das weist Nico Stehle, Geschäftsführer der TTBL, strikt zurück. Der Sachverhalt und die Motivlage der Fälle Achanta sowie Moregardh/Lin seien in keiner Weise identisch. „Der Regelverstoß der Spieler Moregardh und Lin ist aufgrund nachvollziehbarer objektiver Gesichtspunkte ein gefährlicher Präzedenzfall“, erklärt Stehle. „Der Fall von Kamal Achanta war das nicht ansatzweise.“ Dabei verweist er auf die Vorsätzlichkeit des Vergehens der Neu-Ulmer, die dadurch den maximalen sportlichen Erfolg im Pokal für ihren Club sowie wirtschaftliche Vorteile hätten erreichen wollen. „Die TTBL durfte und musste insofern von einem völlig anderen Gefährdungsniveau des Falles der Spieler hinsichtlich des künftigen Vertrauens in die Wettbewerbsintegrität ausgehen“, schließt Stehle. Da dies bei Achanta nicht der Fall gewesen sei, hätte man bei ihm von einer Strafe auf Grundlage des Lizenzvertrags abgesehen. Für die Entscheidung des Schiedsgerichts fiel das Kapitel Achanta am Ende nicht ins Gewicht.

„Aus Sicht der Spieler Moregardh und Lin wird der Fall Achanta nur relevant, wenn die TTBL die Geldstrafen gegen die Spieler einfordert“, stellt Ebner klar. „Dann muss die TTBL erklären, warum für unsere beiden Spieler ihre Regeln gelten sollen, für andere Spieler aber nicht.“ Damit spielt der Neu-Ulmer Vereinschef darauf an, dass das Schiedsgericht anders als ein staatliches Gericht seine Spieler nicht zur Zahlung der Geldstrafe verurteilen kann. Gegebenenfalls könnte der Fall also noch vor ein staatliches Gericht kommen, falls die Spieler die Zahlung verweigern, die TTBL sie aber einfordern will. Auf juristischer Ebene könnte der Kampf zwischen der Liga und den beiden Spielern samt ihrem Verein also weitergehen, während es auf der sportlichen Ebene erst einmal keine Berührungspunkte mehr gibt. Schließlich hatte sich der TTC Neu-Ulm bereits im Februar für einen Rückzug aus der Liga entschieden, da ihm eine Planung für die TTBL, Champions League und den Pokalwettbewerb durch die Ungewissheit, wie das Urteil ausfallen würde, zu diesem Zeitpunkt unmöglich erschien. Zwischen Neu-Ulm und Borussia Düsseldorf – und damit zwischen Ebner und Preuß – könnte es dagegen auch in dieser Saison wieder zu einem Aufeinandertreffen kommen: in der Champions League, für die der bayerische Verein auch ohne TTBL-Zugehörigkeit spielberechtigt ist. Wenn es zum Duell der beiden Teams kommt, darf man wohl ein aufgeladenes Match erwarten, bei dem auch einiges Nicht-Sportliche mitschwingen dürfte.

Einen ausführlichen Bericht zum Schiedsgerichtsurteil und zu den Hintergründen des Konflikts lesen Sie auch in der am Ende der Woche erscheinenden September-Ausgabe des Magazins tischtennis.

(JS)

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