Bundesligen

Hannovers Damen wechseln geschlossen nach Großburgwedel

Natalija Klimanova und Dijana Milosevic aus Großburgwedel dürfen sich ab Sommer auf viele neue Mitspielerinnen freuen. (©Verein)

18.03.2022 - In der 3. Bundesliga der Damen kommt es zur neuen Saison zu einem außergewöhnlichen Wechsel. Die komplette Mannschaft von Hannover 96 wird ab Sommer für den ebenfalls in Niedersachsen beheimateten Liga-Konkurrenten TTK Großburgwedel aufschlagen. myTischtennis.de hat mit den Vereinsverantwortlichen beider Klubs gesprochen und nennt die Gründe für die spektakuläre Team-Übernahme in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.

Auch unterhalb der ersten und zweiten Bundesliga werden im Tischtennis gelegentlich Transfers getätigt, über die bundesweit viel geredet wird. Etwa wenn der ungewöhnliche Fall eintritt, dass eine Mannschaft geschlossen zu einem anderen Verein wechselt, der auch noch in derselben Klasse an den Start geht. So geschehen in der 3. Bundesliga Nord der Damen: Ende Februar wurde bekannt, dass die ambitionierten Damen von Hannover 96 anstelle der gewohnten roten Trikots künftig die Vereinsfarbe blau des niedersächsischen Nachbarn TTK Großburgwedel tragen werden. Ausschlaggebend waren in erster Linie finanzielle Gründe. Denn zwei 96-Damen verdienen neben dem Studium ihren Lebensunterhalt mit Tischtennis.

Hannovers Herren zogen sich 2020 aus der 3. Liga zurück

„Wir haben versucht so gut es geht, finanzielle Argumente zu liefern. Aber wir konnten den Status Quo zu diesem Zeitpunkt nicht halten und haben deshalb das Angebot aus Großburgwedel angenommen“, sagt Hannovers Abteilungsleiter Hans Teille, der die Abgänge von Caroline Hajok, Maria Shiiba, Maria Panarina, Katerina Cechova sowie Madlin Heidelberg sehr bedauert. „Es tut schon weh, weil alle Spielerinnen hier aus der Region kommen und auch zuhause schlafen.“ Die Damen haben in den vergangenen sieben Jahren gemeinsam in der Box gestanden.

Nach dem Rückzug der Herren-Mannschaft, die bis vor zwei Jahren ebenfalls in der 3. Liga um Punkte gekämpft hat, wird es in Hannover zunächst kein semiprofessionelles Tischtennis mehr geben. Dem Hauptverein sind seit Beginn der Pandemie viele wichtige Einnahmen weggebrochen, was sich auch auf die große Tischtennis-Abteilung auswirkte. Auch der TTK Großburgwedel hat durch Corona gelitten. Manager und Team-Betreuer Michael Junker blickt nach dem Komplett-Wechsel nun aber wieder positiv in die Zukunft. „So ein gemeinschaftlicher Wechsel ist natürlich untypisch, aber ein echter Glückfall für uns, weil wir sowieso Bedarf hatten und auf der Suche nach Verstärkungen waren.“

Kontakt über 96-Trainerin – Mannschaft soll nicht eins zu eins ersetzt werden

Dass es zur schnellen Unterschrift kam, hat der TTK auch der aktuellen 96-Trainerin Natalie Horak zu verdanken, die in der Vergangenheit mehrere Jahre für Großburgwedel in der 2. Bundesliga spielte. Nach dem Karriereende hatte Horak zunächst als Spielertrainerin bei Hannover 96 mitgeholfen, den Damen-Leistungssport in der niedersächsischen Landeshauptstadt aufzubauen. „So war der Kontakt hergestellt. Als dann die Nachricht vom Aus in Hannover kam, sind wir uns schnell einig geworden. Die Spielerinnen wollten unbedingt zusammenbleiben“, sagt Junker. Der Manager ist seit über 20 Jahren im Verein und froh, die Verantwortung nun auf zwei weitere Schultern zu verteilen, denn Horak wird das Traineramt ab Sommer übernehmen.

Die bisherige Drittligateam soll jedoch nicht einfach eins zu eins ersetzt werden. „Wir wollen aus beiden Mannschaften eine machen“, verrät Junker. Die eine oder andere Spielerin wollte ohnehin etwas kürzertreten. Bei einem Zugang habe zudem die Familienplanung begonnen. Im 20 Kilometer von Hannover entfernt liegenden Großburgwedel soll mit dem Vierfach-Neuzugang auch die Zeit von externen, eingeflogenen Spielerinnen vorbei sein. Der Teamgeist steht an erster Stelle. „Die Spielerinnen trainieren zusammen und fahren auch mit zu den Auswärtsspielen, wenn sie mal aussetzen müssen. Das ist nicht selbstverständlich und teilweise nicht mal in der Kreisliga so“, betont Junker.

Hannover plant Neustart in der Regionalliga – TTK vorsichtig beim Thema Aufstieg 

Noch befindet sich der TTK Großburgwedel mitten im Abstiegskampf in der Nordstaffel der 3. Damen-Bundesliga. Nur vier Punkte trennen die Niedersachsen bei einem Spiel vom letzten Tabellenplatz. Hannover 96 liegt dagegen auf Rang zwei und ist der erste Verfolger des noch ungeschlagenen Spitzenreiters TSV Langstadt II. Durch das personelle Aufrüsten hat sich die Zielsetzung in Großburgwedel allerdings verändert. „Wir wollen oben mitspielen. Ob wir den Aufstieg im Fall der Fälle wirklich wahrnehmen würden, ist fraglich“, sagt Michael Junker. Finanziell müsste der Klub noch eine „ordentliche Schippe draufpacken. Wir haben es selbst erlebt und wollen deshalb nichts forcieren.“

Die Spielklasse sei in Großburgwedel weniger entscheidend. Viel mehr möchte Junker den Zuschauern etwas präsentieren. „Die Heimspiele sind gut besucht. Bei uns gibt es keine Hinterhofmentalität. Wir wollen den Leuten schönes Tischtennis präsentieren. Das ist fast wichtiger als der sportliche Erfolg“, so der TTK-Manager. Die Hannoveranerinnen hingegen haben im Gegensatz zu WRW Kleve von einem vorzeitigen Rückzug abgesehen und wollen die Spielzeit würdig zu Ende bringen, um in der nächsten Saison aller Voraussicht nach mit einer neuen, jungen Mannschaft in der Regionalliga zu starten. Ob das gelingt sei laut dem Vorsitzenden Hans Teille zwar noch nicht zu 100 Prozent sicher. „Aber es sieht ganz gut aus“. 

Am 2. April treffen beide Teams in der laufenden Serie in Großburgwedel aufeinander. Die Gästespielerinnen und Trainerin Natalie Horak können sich dann schon mal an die neue Halle gewöhnen. 

(FKT)

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