Bundesligen

„Neue Ära“ - Frickenhausen ist zurück in der Bundesliga

Thomas Brüchle (vorne rechts) spielt künftig für TT Frickenhausen in der Rollstuhl-Bundesliga. (©nz/Ralf Just)

09.04.2020 - Fünf Jahre nach dem freiwilligen Rückzug des TTC Frickenhausen aus der TTBL wird es in der baden-württembergischen Gemeinde künftig wieder Bundesliga-Tischtennis zu sehen geben. „Wir wollen eine neue Ära nach dem Profigeschäft einleiten“, sagt Erich Unger, der Präsident des aus TTC und TSV fusionierten Vereins „Tischtennis Frickenhausen“. Der Klub hat eine eigene Behindertensportabteilung gegründet und spielt ab Herbst in der Rollstuhl-Bundesliga.

Die Liste der deutschen Topspieler, die einst für Frickenhausen spielten, ist lang. Namen wie Torben Wosik, Steffen Mengel, Patrick Baum oder Bastian Steger stehen in Verbindung mit der glorreichen Vergangenheit des TTC, der 2006 mit dem Gewinn des ETTU-Pokals sowie zwei deutschen Meisterschaften (2006 und 2007) die größten Erfolge in seiner 49-jährigen Vereinsgeschichte feierte. Nach dem Ausstieg wichtiger Sponsoren hielt sich der Klub noch drei Jahre in der zweiten Liga, ehe sich der Verein im vergangenen Jahr komplett aus dem Profisport zurückzog. Heute ist die erste Mannschaft in der Landesklasse gemeldet. Doch TT Frickenhausen ist dabei im Behindertensport einen völlig neuen Weg einzuschlagen. 

Optimale Bedingungen für den Behindertensport

Teil des Teams, das künftig in der höchsten Rollstuhl-Spielklasse an den Start gehen wird, ist unter anderem der zweimalige Paralympics-Teilnehmer Thomas Brüchle. Der Weltranglistenvierte der Schadensklasse WK 3 spielte zuletzt bereits fu¨r den SV Salamander Kornwestheim in Deutschlands höchster Rohlstuhlklasse. Seine bisherige Bilanz ist beeindruckend. Der 43-Jährige sammelte insgesamt 13 Medaillen bei den Paralympics, Welt- und Europameisterschaften. 2016 bekam er vom Bundespräsidenten das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung für Sportler in Deutschland, übergeben.

Durch eine plötzliche Rückenmarksblutung wurde Brüchle im Alter von zehn Jahren über Nacht in den Rollstuhl gezwungen. Die Umstellung war gar nicht so leicht, wie sich der 43-jährige Lehrer einer Grund- und Werkrealschule erinnert. „Rollstuhltischtennis ist etwas komplett anderes. Es ist viel mehr von Taktik geprägt, weil man immer auf die Schwäche des Gegners spielt, wo er sich nicht hinbewegen kann. Bei den Nichtbehinderten geht es mehr über Schnelligkeit, und ich versuche, den Gegner auszublocken.“

Die Begeisterung im Verein ist zu spüren

Jetzt gilt seine ganze Konzentration seinem neuen Verein TT Frickenhausen: „Ich trainiere ja bereits seit etwa zwei Jahren regelmäßig in Frickenhausen. Die Bedingungen dort sind ideal. Beim Bundesligaspieltag im November, der von TT Frickenhausen ausgerichtet wurde, konnte man schon die Begeisterung und das Engagement des Vereins deutlich erkennen!“ Auch bei Manager Jürgen Veith ist die Vorfreude bereits zu spüren. „Der gesamte Verein hat die Planungen von Anfang an sehr positiv und aufgeschlossen aufgenommen, und unser Ziel ist es, eine Anlaufstelle und eine Hochburg für Spielerinnen und Spieler mit körperlichen Einschränkungen zu werden.“

Wesentlich vorangetrieben wurden die jüngsten Entwicklungen in Frickenhausen durch Anika Müller. Die 24-jährige Sonderpädagogin spielt selbst in der Damen-Oberligamannschaft. Müller lernte Thomas Brüchler als Trainerin des Landeskaders im Rohlstuhl-Tischtennis kennen. Die beiden wurden ein Paar. Auf ihre Initiative hin richtete TT Frickenhausen im November 2019 einen Spieltag der Rollstuhl-Bundesliga aus. „Die Resonanz sowohl bei den Besuchern als auch in der Berichterstattung war außergewöhnlich gut“, blickt sie zurück.

TT Frickenhausen möchte im Behindertensport an die großen Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen. Thomas Brüchle könnte parallel zur Rollstuhl-Bundesliga auch in der Landesklasse spielen. Der 43-jährige Rechtshänder ist voll motiviert und bereitet sich nebenbei voll und ganz auf die Paralympics 2021 in Tokio vor.

(FKT/TT Frickenhausen)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.