Schöne Spiele, aber keine Zuschauer. In Schwechat mag nicht so recht Stimmung aufkommen (©Stosik)
09.10.2013 - Es ist bereits viel zum Sportlichen gesagt worden - vornehmlich natürlich zu den Erfolgen der deutschen Mannschaften. Doch so toll das ist, was Roßkopfs und Schöpps Schützlinge hier zeigen, wirkliche Feierstimmung kommt im Schwechater Multiversum leider nicht auf. Auf den Zuschauerrängen gähnt die Leere leider allzu oft - und dadurch auch der eine oder andere Besucher. myTischtennis-Redakteurin Janina Schäbitz über nicht vorhandene Atmosphäre.
Der Vergleich ist gemein, drängt sich aber leider auf. Vor etwa fünf Monaten habe ich den Pariser Palais Omnisports zum ersten Mal betreten und hatte gleich eine Gänsehaut. Nicht nur, weil diese Halle riesig ist und mit ihren 14.000 Sitzplätzen auch bei nur halb besetzten Zuschauerrängen noch was hermacht. Nein, die ganze Atmosphäre - wozu sicher auch der Musikeinsatz, die Lightshow und die grölenden Franzosen gehörten - hat einem einfach direkt das Gefühl vermittelt, dass hier gerade etwas ganz Großes stattfindet, nämlich die Tischtennis-Weltmeisterschaften. Hier in Schwechat kommt bei mir leider gar nichts an. Keine Stimmung, keine Atmosphäre - und das ist für so ein Turnier einfach nur schade.
Wieso denn bloß?
Na klar, das Multiversum kann mit seiner Kapazität von etwa 2400 Personen nicht mit der Pariser Eventhalle mithalten - keine Frage. Aber trotzdem habe ich auch schon in kleinen Hallen klasse Stimmung erlebt. Wem soll man also nun die Schuld dafür in die Schuhe schieben? Schwer zu sagen… Sind es die Veranstalter? Die geben sich eigentlich durchaus Mühe. Der eingespielte Sirtaki beim Erfolg der Griechen war durchaus nett und auch der Radetzky-Marsch, der stets den Einmarsch der Schiedsrichter begleitet, lässt einen mitwippen. Sind es die Zuschauer? Bei den gerade laufenden Qualifikationsspielen hält sich die Begeisterung zwar noch in Grenzen, aber dass sie die Spieler durchaus anfeuern können, hat man zum Beispiel beim Damen-Finale zwischen Deutschland und Rumänien gesehen.
Das Problem ist wahrscheinlich einfach, dass durchweg zu wenig los ist. Selbst am Tag der Team-Endspiele sah man hier eine Menge leerer Plätze - und von denen, die besetzt waren, gehörten einige auch noch akkreditierten Personen. Liegt es an der Absage so mancher prominenter Spieler wie Werner Schlager, den der eine oder andere Tischtennis-begeisterte Österreicher hier vermissen könnte? Oder gibt es einfach zu wenig Tischtennis-begeisterte Österreicher? Was auch immer der Grund sein mag, das Ergebnis ist auf jeden Fall schade.
Solja wird von den Sicherheitsleuten "hinausgezerrt"
Doch - und das muss man ihnen lassen - auch wenn das Multiversum nicht gerade aus allen Nähten platzt, nehmen die Sicherheitsleute ihre Aufgabe, die Spieler vor dem Volk zu schützen, wirklich sehr ernst. So kam es laut laola1.at vor dem ersten Spiel der Österreicherinnen zu einem witzigen Fauxpas. Amelie Solja, ehemals deutsche, jetzt österreichische Nationalspielerin, hatte dort vor Aufregung wohl ihre Akkreditierung vergessen, aber zumindest ihr Teamdress getragen. Für die Security war das aber offensichtlich nicht Beweis genug und so habe man sie nach Soljas eigener Darstellung "an Armen und Beinen gepackt und hinausgezerrt". Da kann den Spielern ja dann wirklich nichts passieren.
Naja, wollen wir hoffen, dass sich die Ränge zum Wochenende hin füllen, wenn es hier richtig um die Wurst geht. Zunächst müssen wir aber noch die Durststrecke der Qualifikationsrunde hinter uns bringen, die mit drei Tagen ungewöhnlich lange dauert. Der Grund dafür liegt wiederum in den Räumlichkeiten hier in Wien, weil nicht genügend Tische aufgestellt werden können, um das Ganze schneller über die Bühne zu bringen. Dadurch ergibt sich nicht nur für die gesetzten Spieler ein ziemlicher Leerlauf. Der kleine Schwung aus den Teamwettbewerben ist nun auch wieder verebbt. Ich freue mich jedenfalls auf Freitag, wenn es hier zumindest auf dem Spielfeld wieder richtig los geht.
(JS)
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