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Fabians Blog: Gefährden Vierermannschaften den Teamgedanken?

Bei der Wahl des korrekten Spielbogens sollte dringend aufgepasst werden. (©DJK Käfertal)

26.11.2019 - Während im Amateurbereich früher vorwiegend im Sechserpaarkreuz gespielt wurde, gehen heute in den unteren Tischtennisklassen immer mehr Viererteams an den Start. Unser Redaktions-Volontär Fabian Kleintges-Topoll hat diese Umstellung vor der laufenden Spielzeit selbst erlebt. In seinem Blog stellt er die Vor- und Nachteile der beiden Spielweisen gegenüber. Seit dieser Saison gilt das Bundessystem in seinem Kreis (Niederrhein) erstmals sogar auch in der 1. Kreisklasse.

Zu meiner Jugendzeit kannte ich eigentlich nichts anderes, als gemeinsam mit meinen drei Mitspielern in der Meisterschaft anzutreten. Vor ziemlich genau sieben Jahren musste ich mich dann zum ersten Mal umgewöhnen, als ich mit 17 mein erstes Herrenspiel bestreiten durfte. Da ging es in der 2. Kreisklasse noch zu sechst an die Tische. Neben den Doppeln gab es im schlechtesten Fall aber auch nur ein Einzel. Als Nummer sechs saß ich bei einer eindeutigen Partie dann auch schon mal bis zu 60 Minuten auf der Bank, bis ich dran war. Da hätte ich mich eigentlich nochmal richtig warmspielen müssen. 

Kleine Vereine profitieren von der Änderung

Genauso gestaltete sich der graue Alltag aus der letzten Serie. Wir stiegen sang- und klanglos aus der 1. Kreisklasse ab, gefühlt jede Woche gab es einen auf den Deckel. Eine Liga tiefer läuft es aber wieder rund. Allerdings sind wir jetzt zwei Mann weniger – anfangs eine ganz schöne Umstellung. In unserem Kreis Niederrhein waren Vierermannschaften in der 2. Kreisklasse bereits im Vorjahr möglich, seit dieser Saison gibt es dort gar keine Sechsermannschaften mehr. Für viele unverständlich, für mich aber völlig in Ordnung. Meine anfängliche Skepsis war schnell verflogen. Alles eine Sache der Gewohnheit. Aber was sind die Vorteile?

Ganz einfach: Zunächst einmal sollte angeregt werden, dass viele kleine Vereine ohne Jugend große Probleme haben, auf Dauer überhaupt zu überleben. Mit Blick auf den allgemeinen Mitgliederschwund sind Vierermannschaften im Erwachsenenbereich eine logische Konsequenz, um als Verein mehr Teams bilden zu können. Allerdings haben wir in dieser Saison aber auch nur noch acht statt zuvor elf Spiele. Die Gruppen wurden gemischt und gleichzeitig leider auch kleiner. Aber zurück zum System: Im Gegensatz zum Sechserpaarkreuz hat man seine zwei Einzel jede Woche sicher. Dafür gibt es nur zwei Doppel, die übrigens ganz frei aufgestellt werden können. Viel Spielraum zum Taktieren besteht ohne das Schlussdoppel nicht mehr.

Punktgewinne trotz Niederlage möglich – alles geht viel schneller

Speziell mit Blick auf diesen Fall ist jedoch Vorsicht geboten, dass auch der richtige Block verwendet wird. Das Bundessystem sollte nicht mit dem Werner-Scheffler- (Sieg bei acht erreichten Punkten) oder dem Braunschweiger System (Dreiermannschaft möglich) vertauscht werden, wie es bei unserer ‚Vierten‘ vor Kurzem fast passiert wäre. Das Bundessystem ist quasi eine Verknüpfung aus den eben genannten Spielsystemen. Zu dritt darf man zwar nicht antreten, dafür werden alle zehn Spiele (zwei Doppel und acht Einzel) immer bis zum ‚bitteren Ende‘ durchgespielt.

Der Spannungsfaktor ist so bis zum letzten Spiel zu jeder Zeit geboten, da nicht nur bei einem 5:5 noch Punkte mitgenommen werden können, sondern auch bei einer 3:7- oder 4:6-Niederlage. Was vorher das mittlere Paarkreuz war, ist jetzt das untere. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch, dass die Spiele deutlich schneller vorbei sind – zweieinhalb Stunden überbietet so gut wie kein Match. Gerade die ‚älteren Herrschaften‘ sind meistens froh darüber, früher zu Hause zu sein. Zudem ist ein intensiveres und schnelleres Einspielen im Vorfeld möglich. 

Kaum Zeit für Coaching und Gespräche

Ganz nebenbei reicht ein besetztes Auto für ein Auswärtsspiel aus und der Verpflegungsaufwand im Nachgang (Essen und Trinken) ist deutlich geringer. Da macht es schon einen Unterschied, ob nun acht oder zwölf Personen gespielt haben. Viele kritisieren hingegen, dass das Mannschaftsgefühl unter der Neuerung leiden würde. Klar, wenn man nicht gerade selbst am Tisch steht, muss man zählen. Gespräche oder Coaching-Tipps sind in der kleineren Mannschaft nur eingeschränkt möglich, weil alle durchweg beschäftigt sind. Ein weiteres Manko: Durch das ‚ausbaufähige Zuschaueraufkommen‘ in der 2. Kreisklasse müssen auch die Doppel meist selbst gezählt werden – das ist ein bisschen nervig.

Wir, der TuS Borth III, haben uns aber schnell damit abgefunden, der Mannschaftsgedanke stimmt nach wie vor. Für mich persönlich überwiegen sogar die positiven Aspekte. Und da das Bundessystem in unserem Kreis seit dieser Saison auch in der 1. Kreisklasse gespielt wird, könnten wir im kommenden Jahr mit exakt derselben Viererkonstellation auch dort um Punkte kämpfen. Voraussetzung ist natürlich der Aufstieg, den wir natürlich gerne erreichen wollen. Gedanken über Aufstockungen zu einer Sechsermannschaft oder gar einen Aufstiegsverzicht gehören durch die Vierermannschaften aber endgültig der Vergangenheit an. 

Wie urteilen Sie über die Umstellung von Sechser- auf Vierermannschaften von der 1. Kreisklasse abwärts. Ist es der richtige Weg? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarleiste! 

(Fabian Kleintges-Topoll)

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