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Lennarts Universiade-Blog: Pasta, Pfiffe und Idole zum Start

Für Liang Qiu war die Eröffnungsfeier etwas ganz Besonderes (©adh)

04.07.2019 - Zum fünften Mal ist Lennart Wehking schon bei der Universiade, den Olympischen Spielen der Studierenden, dabei. Allerdings schlüpft er in Neapel erstmals in die Rolle des Trainers und hat so einmal einen ganz anderen Blick auf die zweitgrößte Multisportveranstaltung der Welt. In seinem Blog erzählt der Spieler des 1. FC Köln von der etwas chaotischen Ankunft, der emotionalen Eröffnungsfeier und der teils eigenwilligen Unterbringung der Athleten.

Die Universiade-Hymne summt wieder in meinem Kopf! Nach einigen Jahren der Abstinenz bin ich zurück im Kosmos der Olympischen Spiele der Studierenden. In Neapel aber in neuer Funktion: Ich darf das Herren-Team betreuen, das dieses Jahr den Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (ADH) in Süditalien vertritt. Wie schon in meiner aktiven Zeit sind die Zielvorgaben für die Mannschafts- und Individualwettbewerbe klar formuliert: möglichst das Viertelfinale erreichen und damit eine Finalplatzierung für die deutsche Studierendennationalmannschaft sichern! Für die acht jungen Damen (Vivien Scholz, Luisa Säger, Alena Lemmer, Janina Kämmerer) und Herren (Gianluca Walther, Liang Qiu, Florian Bluhm und Nils Hohmeier) eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe im heißen neapolitanischen Sommer. 

Tutto bene?!

Schon bei der Ankunft am Flughafen in Napoli wird klar, dass auch diese Sommeruniversiade ganz eigene Regeln aufstellt. Der Bustransfer zum Hotelressort, in dem wir in diesem Jahr mit allen Teilnehmern der Tischtennis- und Schützenwettbewerbe untergebracht sind, wird auf die chaotisch-sympathische Art gelöst. Auch nach zwei Stunden Wartezeit bleiben die italienischen Organisatoren freundlich, locker und haben jederzeit ein Lächeln für uns übrig. Va bene – läuft schon irgendwie!

Schon am zweiten Tag haben die Organisatoren das zu Beginn der Spiele wirklich unangenehme und anstrengende Transportproblem (dreistündiges Warten auf den Bus zur Wettkampfstätte bei 34 Grad und Frühstück to go) im Griff, die Busse rollen und die Abfahrtszeiten werden eingehalten - more or less. Das Motto #BeUnique passt also auf alle Fälle, denn anders als die in Perfektion vorbereiteten Events in Asien oder Russland wird hier ein ganz eigener Stil an den Tag gelegt und mir wird wieder klar: Jede Universiade steht für sich und auch die zehn Tage in Süditalien werden auf ihre Art unvergesslich. Als Wermutstropfen empfinde ich dabei eindeutig die Unterbringung der Athletinnen und Athleten in über die Stadt verteilten Hotels und anderen Unterkünften. Die besondere Atmosphäre im Athletendorf wird fehlen. Doch unser 80er-Jahre-Resort hat auch Stil. Die drei Poolanlagen und die fußläufig zu erreichende Küste in Kombination mit den großzügigen Zimmern sind mehr als akzeptabel. Rund die Hälfte der 8000 teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler werden derweil von zwei riesigen Kreuzfahrtschiffen im Hafen von Neapel beherbergt. Nach dem Ende unserer Wettkämpfe wollen wir unbedingt an Bord gehen! 

Schlag auf Schlag im Universiade-Rhythmus 

Es gibt aber durchaus Konstante bei der zweitgrößten Multisportveranstaltung der Welt: Ein Empfang der Studierendennationalmannschaft durch den hiesigen deutschen Botschafter fehlt auch am Golf von Neapel nicht. In einem schicken Restaurant mit Blick über die gesamte Stadt werden wir bei feinster Pastaauswahl und leckerem Vino Bianco (für Coaches erlaubt!) in der drittgrößten Stadt des Landes offiziell begrüßt. Sogar der Präsident des internationalen Weltsportverbands, Oleg Matytsin, schaut vorbei und taucht in den sportpolitischen Smalltalk mit einigen ranghohen deutschen Abgeordneten ein. Hintergrund dafür ist sicherlich die sich abzeichnende deutsche Bewerbung für die Sommeruniversiade 2025, zumindest zieht sich diese Botschaft durch alle Grußworte an diesem Abend.  

Und auch die hohe Schlagzahl beim Sammeln von Eindrücken an den ersten zwei Tagen ist mir noch sehr präsent: die ersten Trainingseinheiten in der Wettkampfhalle und der Trainingshalle (naja, eher ein mit schwarzer Plane überzogenes Provisorium, das bei 55 Grad Celsius ganz neue Trainingsreize setzt), die Bekanntgabe des auch in diesem Jahr starken Teilnehmerfeldes samt Auslosung der Teamwettbewerbe (uns erwartet schon im Kampf um den Gruppensieg das international erfahrene russische Team) und mit der Eröffnungsfeier natürlich das erste emotionale Highlight. Nicht zuletzt meine fußballaffine Seite lässt mein Herz auch als Betreuer höher schlagen, denn mit den rund 10 000 Teilnehmern laufe ich ins gut gefüllte Stadio San Paolo ein. Die Heimstätte des SSC Neapel gilt spätestens seit den glorreichen Zeiten des Clubs mit Diego Maradona als eines der stimmungsvollsten Kultstadien Europas. Wie erwartet, entfacht sich in diesem zwar maroden, aber sehr imponierenden Rund das Universiade-Flair. Ganz besonders wird der Einlauf für uns als Tischtennis-Delegation, denn mit Liang Qiu ist nunmehr zum dritten Mal ein Tischtennis-Spieler zum Fahnenträger ausgewählt worden – was für eine Ehre! Beim Einmarsch der italienischen Mannschaft zeigt der Fußballtempel dann auch kurz seine ganze Magie: Die „Italia, Italia“-Rufe dröhnen durch das Rund, die Zuschauer feiern ihre heimischen Sportlerinnen und Sportler frenetisch, während wir Deutsche durchaus mit einigen Pfiffen bedacht werden. Die rund zweitstündige Zeremonie wirkt auf mich deutlich bodenständiger und weniger pompös als die gigantischen Feiern zuvor. Mir fehlt der Glitzer aber nicht. Im Gegenteil, der Zuspruch der italienischen Fans ist überaus authentisch und zeigt: Die Neapolitaner freuen sich auf die Universiade und sind stolze Gastgeber. Am Ende der Feier wird es noch einmal richtig furios: Erst feuert Lorenzo Insigne, seines Zeichens Superstar des SSC Neapel, den (leicht animiert) brennenden Fußball in den Himmel Neapels, um die Universiade-Flamme zu entzünden, dann schmettert Andrea Bocelli einen Song in die heiße Nacht. Va bene Napoli 2019 – es kann losgehen!

Hier geht's zu einer kleinen Bildergalerie!

(Lennart Wehking)

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