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Janinas WM-Blog: Die Ruhe vor dem Iron Man

Das Tickern war am ersten Turniertag vor allem in der zweiten Halle gar nicht so einfach (©Thomas)

22.04.2019 - Mit insgesamt fünf Spielen des deutschen Teams ist die Individual-WM in Budapest gestern ziemlich ruhig angelaufen. Dass sich das spätestens morgen abrupt ändern wird, weiß myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz, die sich schon mal auf möglicherweise 22 Spiele mit deutscher Beteiligung am morgigen Dienstag einstellt. Ist man in Budapest auch organisatorisch bereit, dass es richtig losgeht? Das überlegt Schäbitz nach WM-Tag Nummer eins in ihrem Blog.

Team-Weltmeisterschaften können den Presseleuten schon manchmal wie ein Marathon vorkommen. Man hat eine Woche lang alle Hände voll zu tun, eilt zwischen Computer und Mixed-Zone hin und her und verbringt eine Menge Zeit auf der Pressetribüne, weil die Spiele naturgemäß lange dauern. Dass man sich hier aber noch in der ‚Chillout-Zone‘ befindet, weiß man erst, wenn man auch mal Individual-Weltmeisterschaften mitgemacht hat. Denn wenn eine Team-WM ein Marathon sein soll, dann ist eine Individual-WM der Iron Man. Am morgigen Dienstag könnte es 22 (!) Spiele mit deutscher Beteiligung geben, wenn alle DTTB-Spieler den Sprung in die Hauptrunde schaffen und ihr erstes Spiel dort gewinnen. Und dann hat man noch nicht die vielen anderen Partien berücksichtigt, in denen Topchinesen, Japaner und Co. womöglich ebenfalls hochinteressanten Gegnern gegenüberstehen, worüber man natürlich auch berichten möchte. Also: Reizüberflutung pur ist angesagt. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich schreibe das nicht, um mich zu beklagen, dass ich hier in Budapest über die WM berichten darf. Nichts liegt mir gerade ferner. Nein, ich möchte deutlich machen, dass es bei 22 Spielen, die man am Tag womöglich begleitet, um so wichtiger ist, dass man sich um die Bedingungen vor Ort keine Gedanken machen muss. Man kann dann keinen Internetausfall gebrauchen und will sich nicht den Hals verrenken müssen, um die Anzeigetafel sehen zu können. Bei solch einem Pensum am Tag ist eine funktionierende Orga einfach um so wichtiger.

Internet- und Kaffeesorgen, aber sonst kaum Beschwerden

Wie ist also die WM in Budapest organisatorisch aufgestellt? Der erste Eindruck ist prinzipiell gut, auch wenn am ersten Turniertag noch lange nicht alles funktioniert hat. Aber hey, bei welcher WM war von Beginn an schon alles perfekt? Nun, Düsseldorf vor zwei Jahren war schon ziemlich nah dran… Aber sonst ist es (leider) völlig normal, dass am ersten Tag, wenn erst mal alle ankommen und sich zurechtfinden, noch nicht alles im Lot ist. So streikte auch in Budapest gestern das Internet, was besonders in der zweiten Halle ziemlich ungünstig war, weil man hier - bei nur vier Tischen in der Haupthalle - zu Beginn halt sehr viel Zeit verbringt. Das Datenvolumen meines Handys ist nach einem Tag Tickern über den Hotspot nun aufgebraucht - ich hoffe, heute funktioniert das WLAN, sonst wird das mit dem Tickern etwas zähflüssig. Und den lieben Kollegen vom DTTB drücke ich zudem die Daumen, dass sich die Kaffeeversorgung noch signifikant verbessert. Das dem Koffeinentzug geschuldete Gemecker von gegenüber kann ja keiner länger ertragen… ;-)

So viel erst mal zu den Dingen, die noch nicht so recht funktionieren. Aber kommen wir zu den Pluspunkten. Von tropfenden Dächern über kaputte Spielstandanzeigen bis hin zu wehenden Winden in der Halle habe ich bei Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahren schon so einiges erlebt. Hier in Budapest sucht man solche Katastrophen erst mal vergeblich. Die Volunteers sind sehr bemüht, einem die Wünsche von den Lippen abzulesen. Die Wege zwischen den Hallen sind für ein Messegelände erfreulich kurz. Und selbst in der zweiten Halle funktionieren die elektronischen Spielstandanzeigen für die Zuschauer, so dass man das Spiel auch von der Tribüne aus anständig verfolgen kann (das ist keine Selbstverständlichkeit!). Wenn der Magen knurrt, geht man in den Außenbereich zwischen den Hallen, wo einige Essensbuden ungarische Spezialitäten verkaufen, die man im Sonnenschein zu sich nehmen kann. Hier tanken übrigens nicht nur die Zuschauer und Journalisten (die leider bisher nur spärlich verpflegt werden), sondern auch viele Spieler ihre Energiereserven auf. So habe ich zum Beispiel gestern mein Mittagessen am Tisch neben Michael Maze und dem Rest der dänischen Mannschaft eingenommen. Wer Stars zum Anfassen sucht, wird hier, zumindest zum Turnierbeginn, sicher fündig.

Ab morgen geht’s zur Sache!

Die großen Zuschauermassen sind aber natürlich auch noch nicht da. So befinden wir uns wohl in so ziemlich allen Bereichen noch in der Ruhe vor dem Sturm. Ab morgen entscheidet jedes Spiel über Ausscheiden oder Weiterkommen; ab morgen verkürzt jeder Sieg den Weg zum Siegertreppchen; ab morgen sehen wir endlich auch die gesetzten Spieler, die absoluten Topfavoriten, in Aktion; ab morgen sind selbst 22 Spiele mit deutscher Beteiligung möglich; und ab morgen funktioniert hoffentlich spätestens das Internet gescheit. Ich bin bereit für meinen Iron Man - auf die Plätze, fertig, los!

(JS)

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