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Phasendrescher: Ein verkaterter Blick auf die TTR-Historie

Der Blick auf die eigene TTR-Historie löst nicht immer Jubelstürme aus (©Laven)

25.06.2018 - Nachdem unser Phasendrescher Philipp Hell in seinen letzten Blogs das Eintragen des Ergebnisses, den Kneipenbesuch und den Abbau nach dem Spiel thematisiert hat, steht heute der Tag nach der Partie im Fokus. Es ist Hells letzter Blog zu den Phasen eines einzelnen Spiels. Zur neuen Spielzeit dürfen Sie sich dann auf eine neue Blogsserie freuen, in der es um die einzelnen Phasen einer Saison geht!

Mit schwerem Kopf und noch schwereren Gliedern erwacht man am Morgen (oder eher schon am Mittag) nach dem Punktspiel. Gott sei Dank ist Samstag – keine Ahnung wie das die Jungs von der Dritten machen, die immer am Mittwoch ihre Heimspiele austragen und trotzdem bis in die Puppen in der Kneipe bleiben. 

Dankenswerter Weise wurde man auch von der besseren Hälfte nicht frühzeitig geweckt. Allerdings findet sich auf dem Küchentisch ein wenig freundlich gehaltener Zettel mit dem Hinweis, dass sie mit den Kindern alleine zum 85. Geburtstag ihres Vaters gefahren sei, dass man doch gefälligst die beiliegende To-Do-Liste abarbeiten solle und dass man, sollte es jemals zu einem Telefonat mit einer gewissen „Jacqueline“ kommen – deren Telefonnummer sich rein zufällig auf der Rückseite dieses Zettels findet –, mit einer äußerst hässlichen Scheidung rechnen könne.

Nun denn. Ein kurzer Blick auf die mehrseitige To-Do-Liste lässt wenig Erfreuliches für den weiteren Tagesablauf erahnen (Rasen mähen, Getränke einkaufen, Bad putzen, Rasieren etc.) und so schlurft man – nach dem Einwurf mehrerer Kopfschmerztabletten – ins Wohnzimmer. Schnell den Laptop hochgefahren, damit man den einzigen und damit auch wichtigsten Punkt der eigenen To-Do-Liste angehen kann: Die Prüfung des gestrigen Punktspiel-Ergebnisses sowie dessen Auswirkungen auf Tabelle und persönlichen TTR-Wert.

Schließlich steckt man mitten im Abstiegskampf, hat gestern – zumindest laut Internet – tatsächlich einen überraschenden Punkt beim Spitzenteam vom TSV geholt und hofft nun darauf, dass die ärgsten Konkurrenten vom FC ihr Spiel vergeigt haben. Doch ach! Wieder einmal ist das Ergebnis des Spiels vom FC online noch nicht zu finden. Da hilft auch eine mehrmalige Aktualisierung der angezeigten Tabelle nicht. Jede Woche das Gleiche! Mal sehen, ob sie es dieses Mal wenigstens innerhalb der vorgeschriebenen 24 Stunden schaffen, das Ergebnis einzugeben. Hatte doch vor wenigen Wochen der Spielgruppenleiter berichtet, dass er diese Saison dem FC bereits dreimal eine Geldstrafe wegen verspäteter Ergebniserfassung androhen musste und dass er beim nächsten Mal dann aber ganz sicher…

Der war nur Ersatzspieler aus der Fünften?!
In der Zwischenzeit kann man ja mal den eigenen neuen TTR-Wert kontrollieren. Prinzipiell sollte sich nach der Bilanz von einem Sieg und einer Niederlage gestern ja wenig getan haben. Umso erschrockener ist man dann, wenn plötzlich -12 Punkte zu Buche stehen. Wie jetzt? Der ältere Herr mit den gefährlichen Noppen gegen den man so richtig schlecht aussah spielt normalerweise als Ersatz in der fünften Mannschaft des Gegners? 1014 Punkte??? Ohje! Da droht man ja in der Rangliste wieder hinter den ungeliebten „Karsten mit K“ zurückzufallen, das geht nun wirklich überhaupt nicht.

Nun ist aber wenigstens klar, warum Anton gestern nach seiner Pleite gegen den gleichen Noppen-Spieler so unfassbar deprimiert war. Klar, hätte man auch gleich draufkommen können: Anton kennt die TTR-Werte aller Spieler der Liga bekanntlich tagesaktuell auswendig und kann sich seinen neuen TTR-Stand auch immer im Kopf ausrechnen. Muss ein Mathe-Genie sein! Wie dem auch sei, gestern kam er auf jeden Fall nicht mehr mit in die Kneipe.

So analysiert man dann eben noch gemütlich auf der Couch liegend an seinem TTR-Wert herum, prüft die aktuellen Statistiken im Verlängerungs- und im Entscheidungssatz, labt sich an seinem historischen Sieg im November gegen den Star der Liga und ignoriert die ebenso historische Niederlage eine Woche später gegen den Deppen der Liga. Erneute Prüfung des Spielplans: Das Ergebnis vom FC ist immer noch nicht online.

Schnell schreibt man eine Nachricht in die Whatsapp-Gruppe des Vereins: Weiß jemand was? Hat irgendwer jemanden getroffen, der irgendetwas weiß? Wie immer gibt es darauf keine Antwort. Nur „Karsten mit K“ schickt wenig später mal wieder irgendeine Schweinerei herum, auf die innerhalb von Sekunden zahllose Mitglieder des Vereins mit diversen Smileys antworten. Danke.

Ein weiterer Blick ins Internet verrät immer noch keine Neuigkeiten. Ah, hatte gestern nicht noch die erste Mannschaft ihr wichtiges Auswärtsspiel um den Aufstieg-Relegationsplatz? Drei Klicks später steht dieser Aufstieg-Relegationsplatz in den Sternen, gab es doch eine üble 2:9-Packung. Verwundert über das klare Ergebnis klickt man sich durch den Spielbericht – nur um festzustellen, dass alle drei Doppel im fünften Satz verloren gingen, Spitzenspieler Heiner offenkundig mal wieder kurzfristig ausfiel und zu allem Überfluss als einziger Ersatzmann der alte Adi aufgetrieben werden konnte – als Adi zuletzt ein Spiel gewann, gab es in Deutschland noch vierstellige Postleitzahlen.

Wie haben die ehemaligen Kollegen gespielt?
Weil es sonst auch nichts weiter zu tun gibt (die Existenz der berüchtigten To-Do-Liste ist bereits wieder vergessen), kann man ja noch einen Blick darauf werfen, wie sich eigentlich die Mannschaften seines Ex-Vereins schlagen. Zwar ist diese Phase des Lebens nun auch schon wieder fast 20 Jahre her (damals gehörte man noch zu den jungen und aufstrebenden Talenten), doch ist es immer mal wieder interessant zu sehen, wie sich Manni und Hanni – alte Kumpel aus Jugendtagen – in der dritten Kreisliga schlagen. Zum eigenen Entsetzen muss man feststellen, dass inzwischen sowohl Manni als auch Hanni deutlich mehr TTR-Punkte haben als man selbst. Ein weiterer kurzer Check ergibt, dass „inzwischen“ in diesem Zusammenhang seit ca. fünf Jahren bedeutet und so klappt man unzufrieden den Rechner wieder zu – nicht ohne vorher einen weiteren Blick auf die immer noch nicht aktualisierte Tabelle zu werfen.

Als man wenige Stunden später von zwei auf einem herumspringenden Kindern geweckt wird, ist die Not natürlich groß. Erstens, weil man nun leider nicht mehr in Ruhe die Tabelle überprüfen kann. Und zweitens weil sich in der Zwischenzeit die To-Do-Liste bekanntlich nicht von alleine erledigt hat. Zu allem Überfluss hat auch die Gattin das in der Küche brummende Handy vernommen, anscheinend hat eine gewisse „Jacqueline“ größeren Redebedarf und nun auch noch selbst die Initiative übernommen.

Kommt man dann am sehr späten Sonntagabend – nach zahllosen nächtlichen Debatten mit der Liebsten sowie noch zahlloseren Haushalts-Tätigkeiten am frühen Sonntagmorgen – endlich wieder dazu, einen Blick auf die Tabelle zu werfen, stellt man fest, dass das Spiel des FC anscheinend auf den späten April verlegt wurde.

(Philipp Hell)

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