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Jochens Blog: Altersbezogene Spielberechtigung grundsätzlich gut!

Auch BTTV-Geschäftsführer Carsten Matthias macht von der altersbezogenen Spielberechtigung Gebrauch (©Thomas)

06.06.2018 - Seit der Saison 2016/17 dürfen Schüler, Jugendliche und Senioren für einen zweiten Verein in einer anderen Altersklasse antreten. Diese altersbezogene Spielberechtigung wurde auch bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Senioren am vergangenen Wochenende fleißig genutzt, wie zum Beispiel von myTischtennis-Geschäftsführer Jochen Lang, der für die Ü40-Mannschaft des Oldenburger TB antrat. In seinem Blog erzählt er, was er von der Regelung hält.

Vor zwei Jahren wurde auf Initiative des bayerischen TT-Verbandes e.V. die „altersbezogene Spielberechtigung“ eingeführt. Im Sprachgebrauch wird oft noch von „doppelter Spielberechtigung“ gesprochen, was es allerdings meines Erachtens nicht ganz trifft.

Ziel war und ist es, einerseits denjenigen, die aufgrund unpassender Altersstruktur im Verein keine passende Mannschaft in den jeweiligen Altersklassen vorfanden, Möglichkeiten zu bieten. Andererseits hatte man so eine Lösung für ein Problem geschaffen, was insbesondere im Nachwuchsbereich schon seit Jahren wuchs. Talentierte Spieler(innen) wechselten die Vereine, um woanders im Nachwuchs- und Erwachsenenbereich spielen zu können, weil im eigenen Heimatverein nur in einer Altersklasse passende Alternativen vorhanden waren. Dies geschah teilweise sogar verbandsübergreifend, was sich negativ (bzw. beim aufnehmenden Verband positiv) auf Fördergelder auswirkte. Mit der altersbezogenen Spielberechtigung hat man zumindest nun ein Werkzeug, um

  1. seinen Heimatverein nicht zwingend komplett verlassen zu müssen,
  2. weitere Spielmöglichkeiten für diejenigen zu schaffen, die gerne noch altersbezogen regelmäßig Wettkämpfe spielen möchten, aber im eigenen Verein nicht die passende Altersstruktur vorfinden,
  3. ein Hauen und Stechen unter Landesverbänden und/oder Vereinen zu vermeiden, wenn (hoch-)talentierte Jugendliche wechseln.

Der bayerische TT-Verband berichtet dann auch stolz von einer positiven Bilanz, die sich zum Beispiel durch einen erstmaligen Seniorenligen-Spielbetrieb darstellt. Regelmäßige Duelle in einer Bayern- oder Landesliga unter Gleichgesinnten – was kann es Schöneres geben?!

Natürlich schafft eine solche Regelung auch Möglichkeiten für Vereine, sich entsprechende Top-Mannschaften zusammenzustellen, was sowohl im Jugend- als auch im Seniorenbereich vereinzelt festzustellen ist. Dies ist sicherlich die Ausnahme, aber trotzdem im Fokus, weil so schnell entsprechende Titel gewonnen werden können. Ich selbst habe in dieser Saison für den TB Oldenburg in der Ü40-Mannschaft aufgeschlagen. Als mich mein langjähriger Freund Torben Wosik kontaktierte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen, musste ich nicht lange überlegen. In meinem Verein war eine Ü40-Truppe nicht zustande gekommen, ich hatte die Möglichkeit, an einer überschaubaren Zahl von Tagen mit netten Leuten zusammenzukommen, nebenbei etwas Tischtennis zu spielen – das hörte sich nach Spaß an. Genau so habe ich es auch empfunden, sowohl bei den Rundenspielen im TTVN, als auch bei der deutschen Endrunde. 

Dass es durchaus Stimmen gibt, die sich wünschen, dass solche „zusammengewürfelten“ Mannschaften nicht zwingend irgendwelche Titel holen sollten, ist für mich nachvollziehbar. Auf der anderen Seite hat es auch in der Vergangenheit immer Teams als Sieger gegeben, deren Spieler nicht seit Beginn ihrer TT-Karriere im jeweiligen Club gespielt haben. Dies ist sicherlich auf allen Ebenen so und gerade diejenigen, die aufgrund ihrer sportlichen Leistungen in höheren Ligen spielen konnten/wollten/mussten, ist ein Vereinswechsel etwas völlig Normales. Eine Vereinshistorie, in der fünf bis acht Vereine auftauchen, ist da nicht selten und hat nichts mit fehlender Vereinstreue zu tun.

Wir dürfen uns nicht vor der Entwicklung in unserem Sport verschließen. Wir werden aktuell bzw. seit Jahren leider weniger und, was genauso schlimm ist, diejenigen, die noch spielen, spielen auch seltener. Jeder von uns macht die Erfahrung, dass Mannschaftskollegen (oder man selbst) nicht mehr jedes Spiel in der Saison machen bzw. machen möchten. Da bietet die Chance der altersbezogenen Spielberechtigung einerseits Möglichkeiten, „mehr” zu spielen, andererseits eventuell auch, seine Wünsche bezüglich des Spielbetriebs besser realisieren zu können.

So wechsele ich in der kommenden Saison zurück zu einem früheren Verein, bei dem ich

  1. zusammen mit Freunden und Bekannten spielen kann,
  2. nur fünf Minuten zur Halle brauche,
  3. die Spiele unter der Woche machen kann, was ich persönlich begrüße,
  4. weiß, dass wir nach dem Spiel zusammensitzen, etwas trinken und ich mich auf jedes Spiel freue.

Daher mag ich die Regelung, weil sie mir genau solche Möglichkeiten bietet. 

Wenn man möchte, dass nur gewachsene Mannschaften oder Mannschaften, die schon lange zusammenspielen, auch zu weiterführenden Veranstaltungen fahren dürfen, muss man die Qualifikationsregel anpassen. Mir wäre das egal, denn das ist nicht ansatzweise meine Motivation. Ich freue mich, dass ich neben der normalen Punktrunde (in der ich auch auf keinen Fall voll spielen werde), meinem geliebten Sport so nachgehen kann, wie ich es gerne möchte.

(Jochen Lang)

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