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Der Phasendrescher: Typische Tücken der Ergebniseingabe

Schön ordentlich schreiben, damit man bei der Ergebniseingabe später keine Probleme kriegt (©Koch/Laven)

21.05.2018 - Das Spiel ist vorbei, das wohl verdiente Bierchen ist ausgetrunken - jetzt muss der Mannschaftsführer der Gastgeber noch seine Pflicht erfüllen und die Ergebnisse in click-TT eintragen. Welche Schwierigkeiten bei dieser auf den ersten Blick doch recht simplen Tätigkeit auftreten können, erzählt unser ‚Phasendrescher‘ Philipp Hell in seinem Blog. Und damit ist leider auch schon die vorletzte Phase eines typischen Amateurspiels erreicht.

Glücklicherweise sind die ganz alten Tischtennis-Zeiten vorbei. Früher galt es nämlich für den Mannschaftsführer, einen der zahllosen Durchschläge des Spielberichtsbogens in ein eigenes Kuvert zu stecken, eine eigene Briefmarke draufzukleben (die vom Abteilungsleiter vor Saisonbeginn ausgehändigten Unterlagen waren spätestens ab Oktober immer unauffindbar) und das Ganze eigenhändig an den Spielgruppenleiter zu schicken. Anschließend musste noch der Pressewart des Kreises telefonisch über das Ergebnis informiert werden. Meistens diktierte man dann dessen Ehefrau den Endstand, der dann prompt sieben Wochen später im Regionalsportteil des lokalen Käseblattes falsch abgedruckt wurde.

Auch online gibt es Hürden

In Zeiten des Internets ist die Ergebniseingabe nun natürlich deutlich einfacher geworden. Trotzdem drohen online immer noch einige Gefahren und Fallstricke. Zum Beispiel, wenn man seine Login-Daten vergessen hat. Oder aber wenn man sich – nach einem kurzen Telefonat mit dem unverständlicherweise wie immer genervten Abteilungsleiter – zwar wieder einloggen kann, plötzlich aber über die eigene falsche Doppelaufstellung stolpert. Oder den Ersatzspieler des Gegners nicht in der Spielerliste finden kann. Nun könnte man dies zwar auf den unleserlichen Spielbericht schieben und einfach irgendetwas eintragen, doch irgendjemand wird dann morgen sicherlich den Spielgruppenleiter anrufen und diesem sinngemäß Folgendes mitteilen: Mimimimimimi!

Selbst wenn technisch gesehen alles geklärt ist und auch keine unbekannten Ersatzspieler zum Einsatz kamen, so ist es nachts um halb zwei nach mindestens drei Bier trotzdem nicht leicht, so einen Spielbericht richtig einzugeben. Insbesondere, falls bei zahllosen Sätzen mehrere Durchstreichungen und noch mehr Tausch-Pfeile eingetragen und dann doch wieder durchgestrichen wurden, was das Verständnis der Vorkommnisse deutlich erschwert. Zu allem Überfluss war man während des Spiels ständig beim Rauchen und hat daher höchstens rudimentäre Kenntnisse des tatsächlichen Spielverlaufs. Da lobt man sich als Mannschaftsführer doch wieder die oben erwähnte gute alte Zeit, in der solche Kleinigkeiten nie jemandem auffielen, man unplausible Tabellenstände auf Tippfehler des Käseblattes schieben konnte und niemand online täglich seine Statistiken überprüfen konnte. Gerade Gert schickt spätabends gerne mal noch eine SMS mit dem Hinweis, dass er den zweiten Satz gestern 13:11 und nicht 11:9 gewonnen habe und er sich eine umgehende Korrektur wünsche, damit seine Statistiken auch korrekt sind.

Wo ist der Durchschlag?

Geruhsame Mannschaftsführer verschieben die Spielerfassung aber gerne auch mal auf den nächsten Morgen. Nur blöd, wenn dann die dreijährige Tochter auf dem Durchschlag fleißig Elefanten zeichnen übt (mit Edding) oder die fleißige Ehefrau bereits das Altpapier eingesammelt hat („Ach, ich dachte, den Fetzen brauchst du nicht mehr!“) und im Keller in die Tonne für 60 Wohneinheiten geworfen hat. Alternativ ist der Durchschlag in der Hosentasche der Sporthose in der Waschmaschine gelandet, abends im Auto des Mitspielers, der einen noch nach Hause gebracht hat und nun drei Wochen auf Mauritius weilt, verschollen, aus anderen unbekannten Gründen einfach unauffindbar – oder aber es stellt sich heraus, dass das „Durchschlagen“ des Durchschlages nicht so recht geklappt hat und man nun auf einen unbeschriebenen Zettel blickt. Ein Umstand, der einem gestern Abend in der plötzlichen Abbau-Hektik gar nicht aufgefallen war und der der Tatsache geschuldet ist, dass man – nachdem man vergangene Saison aus Versehen einmal einen ganzen Spielberichtsblock auf einmal vollgeschrieben hat – nun nur noch äußerst zärtlich die Ergebnisse einträgt.

Nun gilt es natürlich, umgehend den Mannschaftsführer des Gastvereins um den zweiten Durchschlag zu bitten. Dessen Kontaktdaten lassen sich zwar online schnell finden, doch seine Handynummer hat sich anscheinend bereits vor Jahren geändert, wie eine gewisse Cindy am anderen Ende der Leitung eindringlich beteuert. Da ist guter Rat teuer für so einen Heim-Mannschaftsführer und teuer wird es wohl auch, wenn er die vom Verband bestimmt bald ausgesprochene Strafe berappen muss. Schließlich wurde ihm vom Abteilungsleiter beim letzten Mal mitgeteilt, dass das Bezahlen von Strafen auf Grund von Schusseligkeit künftig aus eigener Tasche zu geschehen hat. So hadert man einmal mehr damit, vor Jahren dieses undankbare Amt überhaupt angenommen zu haben.

Digital auch nicht optimal

Da hilft es nur, voll und ganz auf die Digitalisierung zu setzen: Fortschrittliche Mannschaftsführer füllen überhaupt keinen Spielberichtsbogen mehr aus, sondern tragen die Ergebnisse mit ihrem Handy direkt online ein. Das ist offiziell zwar natürlich strengstens verboten, doch da sollen sich die Verbandsfritzen mal nicht so anstellen! Zwar weiß niemand sonst in der Halle, wie es gerade steht und ob Uwe am zweiten Tisch noch eine Siegchance hat, aber hey! Wer wird denn wohl gegen den Fortschritt sein!? Nur blöd, wenn sich gegen Ende der Partie der Akku des Handys plötzlich verabschiedet. Oder das Mobilfunknetz zusammenbricht. Oder ein dringendes Update das Handy erst lahmlegt, um anschließend einen Neustart zu produzieren, an dessen Ende der Mannschaftsführer dann an der nötigen PIN-Eingabe scheitert. 

Da kann Haudegen Hans nur müde lächeln über diese neumoderne Technik: In seiner fast dreißigjährigen Karriere als Mannschaftsführer wäre ihm das nicht passiert. Stattdessen hat er heute noch ordnerweise die Spielberichte von 1978 zu Hause stehen, fein säuberlich in Klarsichthüllen abgeheftet und für alle Ewigkeiten für die wenig interessierte Nachwelt aufbewahrt. Doch als er spätabends noch die kleine Wette mit seinem Gegner aufklären will, ob er in der Saison 1988/89 nun das Hin- oder das Rückspiel zwischen ihnen gewonnen hat, da muss Hans feststellen, dass die Kugelschreiber-Tinte der späten Achtzigerjahre leider nicht ewig hält. Schade um das Bier, welches er sicherlich gewonnen hätte.

(Philipp Hell)

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