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Sportler aus DTTB-Clubs bei Special Olympics ganz vorne

Hartmut Freund überzeugte bei den Nationalen Spielen der Special Olympics in Kiel (©Krier)

28.05.2018 - Bei den Nationalen Spielen der Special Olympics für Sportler mit einer geistigen Behinderung haben sich in den stärksten Tischtennis-Leistungsklassen überwiegend Spieler durchsetzen können, die auch in Regelsportvereinen des Deutschen Tischtennis-Bunds (DTTB) aktiv sind. Zugleich wurde der inklusive Charakter der Spiele durch den erhöhten Stellenwert des so genannten Unified-Doppels gestärkt, bei dem jeweils ein behinderter und ein nichtbehinderter Spieler gemeinsam antreten.

Unter den rund 300 geistig behinderten Tischtennis-Sportlern in Kiel ragte Hartmut Freund vom TTC Bietigheim-Bissingen heraus, der nicht nur zum dritten Mal hintereinander nach 2014 und 2016 Gold im Herren-Einzel holte, sondern sich auch in der stärksten Leistungsklasse des Unified-Doppels mit seinem nichtbehinderten Partner Heinrich Schullerer vom TSV Schmiden durchsetzte. Die beiden Schwaben gewannen das Finale gegen das hessisch-bayerische Brüderpaar Steffen Michel/Tobias Michel (TTV Eibingen/TG Würzburg-Heidingsfeld) mit 11:7 und 11:7. Bei den Special Olympics wird auf zwei Gewinnsätze gespielt. Nach dem Regelwerk des Weltverbands Special Olympics International (SOI) müssen die Partner im Unified-Doppel etwa die gleiche Spielstärke haben, damit die behinderten Spieler am Tisch nicht zu Statisten degradiert werden. Zugleich sollen die Partner altersmäßig nicht mehr als 20 Jahre auseinanderliegen. Die beiden sollten dem inklusiven Konzept zufolge regelmäßig miteinander spielen, doch darf es sich beim nichtbehinderten Doppelpartner nicht um den Trainer des behinderten Sportlers handeln.

Luxemburgerin dominiert Damenkonkurrenz

Freund (50) und Schullerer (58) spielen im Regelsport jeweils in der Bezirksklasse. Damit setzte sich das am ausgeglichensten besetzte Duo durch. Bei den Doppeln, die auf den Plätzen zwei bis vier landeten, hatten die nichtbehinderten Spieler jeweils einen höheren QTTR-Wert als Schullerer, doch erreichten deren behinderte Partner nicht die Spielstärke von Freund. Dieser wird beim TTC Bietigheim-Bissingen, für den er im Nichtbehindertensport spielberechtigt ist, seit 2010 aktiv gefördert. Seit sechs Jahren ist Freund auch Mitglied des TSV Schmiden, bei dem er einmal pro Woche gemeinsam mit Schullerer am Vereinstraining teilnimmt. Nachdem der Bietigheimer kürzlich auch ein internationales Special-Olympics-Turnier in Luxemburg gewonnen hatte, gelten die beiden als Anwärter für eine Entsendung zu den Weltspielen 2019 von SOI in Abu Dhabi.

Bemerkenswert: Die Damenkonkurrenz der Nationalen Spiele in Kiel wurde von der 26-jährigen luxemburgischen Gastspielerin Danièle Jankovoy dominiert, die ebenfalls zweimal Gold holte – im Einzel in der stärksten Leistungsklasse der Juniorinnen unter 30 Jahre und im Unified-Doppel mit ihrer nichtbehinderten Partnerin, der früheren luxemburgischen Nationalspielerin Corinne Bremer (41). Ihnen musste sich im Finale auch das stärkste deutsche Unified-Damen-Doppel geschlagen geben, das von zwei Thüringerinnen gebildet wurde - der Teilnehmerin an den letzten Weltspielen von SOI vor drei Jahren in Los Angeles, Katrin Kerkau, und ihrer nichtbehinderten Partnerin Uta Schellenberger, die beide dem SV Schleusingen 90 angehören. Der Verein hatte im vergangenen Jahr den erstmals ausgeschriebenen Inklusionspreis des Landessportbunds Thüringen erhalten.

Neue Gesichter

Wer genau hinsah, konnte in den stärksten Leistungsklassen der behinderten Spieler neben vielen bekannten Spielerinnen und Spielern wie Ariane Tillmann (TuS Einigkeit Kirchberg), Angelika Peters (Lebenshilfe Oberhausen), Daniel Reckziegel (TSV 2000 Rothenburg ob der Tauber) und Patrick Kilian (SG Waldfischbach), die in ihren Altersklassen jeweils Gold im Einzel holten, auch einige neue Gesichter entdecken. So konnte sich in der Junioren-Konkurrenz der Herren (unter 30 Jahre) Michael Walter vom TTC Blau-Gold Hamburg ganz nach vorne spielen. Er gewann das Finale gegen Sebastian Rösenberg vom SV Ettenkirch (Württemberg) in zwei Sätzen. Mit dem Hanseaten, der bisher im vorderen Paarkreuz der 1. Kreisliga spielte, wird auch in Zukunft zu rechnen sein. In der nächsten Saison tritt er für den Niendorfer TSV in der 2. Bezirksliga an.

Die Nationalen Spiele von Special Olympics Deutschland (SOD) fanden vom 14. bis 18. Mai in Kiel statt. Bisher wurden sie im zweijährigen Rhythmus ausgetragen, künftig sollen sie nur noch alle vier Jahre stattfinden. SOD erhält jährlich rund 500.000 Euro an Fördermitteln aus dem Leistungssportetat des Bundesinnenministeriums, die auch für die Entsendung von Sportlern zu den Weltspielen von SOI bestimmt sind. Das ist weniger als ein Zehntel der Summe, die der Deutsche Behindertensportverband (DBS) erhält, der Athleten zu den Paralympics schickt. Während der DBS überwiegend körperbehinderte Sportler organisiert, sind bei SOD nur Athleten mit einer geistigen Behinderung oder einer Mehrfachbehinderung aktiv. SOD organisiert wesentlich mehr geistig behinderte Sportler als der DBS. Es gibt aber auch zahlreiche geistig behinderte Sportler, die in beiden Sportverbänden gleichzeitig aktiv sind. Anders als die körperbehinderten Sportler im DBS werden die geistig behinderten Athleten bei den Special Olympics nicht nach ihrem Behinderungsgrad, sondern ausschließlich nach ihrer Leistungsstärke klassifiziert. Seit einigen Jahren gibt es einen Kooperationsvertrag des DTTB mit SOD, der eine Zusammenarbeit beider Verbände bei Sportveranstaltungen und im Bildungsbereich vorsieht.

Zu den Ergebnissen!

(Norbert Freund)

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