WTT-Silber! Winter schreibt Geschichte, Herren-Gold für Moregardh

    Sabine Winter verpasste beim WTT Champions Montpellier den Titel nur um einen Punkt. Als erste Europäerin im Finale und neue Nummer eins Europas schreibt sie dennoch Tischtennis-Geschichte.

    Sabine Winter konnte ihr Glück kaum fassen. (©WTT)

    Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Zuschauer in der ausverkauften Sud de France Arena ihren Publikumsliebling. Sabine Winter bot im Finale des WTT Champions Montpellier eine herausragende Leistung, verpasste den größten Triumph ihrer Karriere jedoch um Haaresbreite. Trotz eines vergebenen Matchballs unterlag die 33-Jährige der chinesischen Weltranglistenfünften Wang Yidi nach großem Kampf mit 3:4 Sätzen.

    Trotz der Finalniederlage ist Winter die große Gewinnerin des Premium-Events in Südfrankreich. Die Spitzenspielerin des TSV Dachau schrieb als erste Europäerin überhaupt Tischtennis-Geschichte, indem sie ein Champions-Finale erreichte – und wird in der am Dienstag erscheinenden ITTF-Weltrangliste auf Rang 17 klettern. Damit steht sie erstmals in den Top 20 der Welt und zugleich an der Spitze Europas.

    Spektakuläres Finale mit Matchball

    Wie schon beim USA Smash vor wenigen Monaten lieferten sich Winter und Wang ein Duell auf Augenhöhe. Die Deutsche führte 2:0 und später 3:2 in Sätzen, hatte beim Stand von 10:9 im sechsten Durchgang sogar den Matchball zum Titelgewinn – doch Wang wehrte ihn mit einem brillanten Ballwechsel ab, rettete sich in den Entscheidungssatz und drehte dort ein 4:7-Rückstand mit fünf Punkten in Serie. Winters Ausgleich zum 9:9 sorgte für ein letztes Raunen im Publikum, ehe Wang die Partie nervenstark beendete.

    „Natürlich tut die Niederlage weh, denn ich hatte meine Chance“, sagte Winter nach dem Krimi. „Aber ich weiß auch, dass ich ein fantastisches Turnier gespielt habe – und darauf bin ich sehr stolz.“ Mit Dang Qiu hatte sich der letzte deutsche Herren-Profi am Samstag gegen Truls Moregardh verabschiedet. Der Schwede triumphierte nach seinem Finalerfolg über den Japaner Sora Matsushima bei den Herren.

    Turnier der Superlative

    Schon der Weg ins Finale war eindrucksvoll. Winter bezwang in Montpellier unter anderem Ying Han (3:1), Bernadette Szöcs (3:0) und Doo Hoi Kem (4:3 nach 0:3-Satzrückstand), ehe sie im Halbfinale Shin Yubin aus Südkorea mit 4:1 ausschaltete. Dreieinhalb Sätze lang dominierte Winter die Olympia-Dritte im Halbfinale nahezu nach Belieben. Nur im vierten Durchgang konnte Shin, die tags zuvor Chinas Weltranglisten-Achte Chen Yi ausgeschaltet hatte, einen Rückstand noch in einen Satzgewinn drehen. Winters souveräner 11:8-, 11:2-, 11:7-, 8:11- und 11:6-Erfolg geriet aber nie ernsthaft in Gefahr.

    Kaum eine andere Spielerin überzeugte in Südfrankreich mit so viel Variabilität, Präzision und mentaler Stärke. Ihre Weiterentwicklung in den vergangenen Monaten ist unübersehbar: Seit dem Wechsel auf ein langsameres Material hat Winter ihre Rückhandseite, lange ein Schwachpunkt, zu einer echten Waffe gemacht. Ihr verbessertes Halbdistanzspiel und die kompromisslose Vorhand-Dominanz machten sie in Montpellier zu einer der auffälligsten Spielerinnen des gesamten Turniers.

    Ankunft in der Weltspitze - Nächste Station: Frankfurt

    Mit ihren Auftritten in Montpellier hat sich die Team-Europameisterin endgültig in der absoluten Weltelite etabliert. Winters Erfolg ist nicht nur ein persönlicher Meilenstein, sondern auch ein Signal für den europäischen Tischtennis-Sport, dass der Abstand zu den asiatischen Topnationen kleiner geworden ist. Zum Durchatmen bleibt kaum Zeit. Bereits am Dienstag startet die neue Nummer eins Europas beim nächsten Großevent, dem WTT Champions Frankfurt (500.000 Dollar Preisgeld) in der Süwag Energie ARENA.

    Die Finalspiele im Überblick:

    Damen-Einzel

    Halbfinale

    Sabine Winter - Shin Yubin KOR 4:1 (7,2,8,-8,6)
    Wang Yidi CHN - Joo Cheonhui KOR 4:2 (6,6,-6,-8,5,10)

    Finale
    Sabine Winter - Wang Yidi CHN 3:4 (8,10,-5,-4,6,-10,-9)

    Herren-Einzel

    Halbfinale

    Alexis Lebrun FRA - Truls Moregardh SWE 1:4 (-10,-7,13,-4,-5)
    Sora Matsushima JPN - Jang Woojin KOR 4:1 (10,9,-7,10,8)

    Finale
    Truls Moregardh SWE - Sora Matsushima JPN 4:0 (9,8,7,9)

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    4 Kommentare

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