Frankreich weiter - DTTB-Herren verlieren Halbfinale
Die DTTB-Herren haben ihr Ziel, Frankreich zu besiegen, nicht erreicht. Im Team-EM-Halbfinale unterlagen sie den Lebrun-Brüdern und Simon Gauzy, obwohl Benedikt Duda für einen guten Start gesorgt hatte.

Es war das Match, auf das alle gewartet hatten. Das Match der beiden nominell stärksten Mannschaften bei der EM in Zadar. Das Team, das in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat, gegen das Team, das zuletzt ein paar schmerzhafte Niederlagen bei wichtigen Teamturnieren verkraften musste. Frankreich gegen Deutschland. Tatsächlich hatten die Franzosen den Deutschen bei den letzten Gelegenheiten öfter einmal den Rang abgelaufen. Sowohl bei der Team-WM 2024 in Busan als auch bei den Olympischen Spielen in Paris landeten sie vor Deutschland auf dem Siegertreppchen, während die DTTB-Herren leer ausgingen. Zu einem direkten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften war es jedoch seit der Team-WM 2022 in Chengdu nicht mehr gekommen, wo die Deutschen noch jeweils in der Vorrunde und im Viertelfinale gewinnen konnten. Umso mehr lechzte man auf beiden Seiten nach dem direkten Vergleich, der in Zadar, obwohl finaltauglich, bereits im Halbfinale kam.
Duda bärenstark gegen Alexis Lebrun
Die Franzosen werden sich nicht beschwert haben, dass Alexis Lebrun im ersten Einzel auf Benedikt Duda traf, zumal dieser zuvor noch nie gegen den älteren Lebrun-Bruder gewonnen hatte. Vor einem Jahr standen sich die beiden im EM-Einzelfinale in Linz gegenüber, in dem Duda chancenlos mit 0:4 verlor. Was für ein anderes Bild bot sich den Tischtennisfans ein Jahr später! Der Bergneustädter nahm die Challenge an und bestach mit einer Stabilität, der Lebrun nichts entgegenzusetzen hatte. Diesmal war es der Franzose, der kaum Chancen erhielt, selbst Zähler auf seine Seite zu holen. Der zweite Satz war noch der am meisten umkämpfte, doch auch hier nutzte Duda erbarmungslos seinen ersten Satzball. Die Deutschen starteten in dieses Duell der Hochkaräter also mit einer 1:0-Führung. Eine Grundlage, auf der sich aufbauen ließ. Doch die Franzosen kamen zurück.
Patrick Franziska und Felix Lebrun gingen mit einer ausgeglichenen Bilanz an den Tisch - und ausgeglichen verlief auch das Spiel. Lebrun ging mit 1:0 und 2:1 voran, Franziska, der anders als sein Gegner in Zadar bereits ein Einzel verloren hatte, folgte auf dem Fuße. Der Saarbrücker TTBL-Spieler schien seine Niederlage gegen Tomislav Pucar aus dem Viertelfinale erfolgreich abgehakt zu haben und hielt gegen seinen in der Weltrangliste zehn Ränge besser platzierten Gegner gut dagegen. Im fünften Satz war es dann jedoch der Franzose, der sicherer agierte und den ersten von drei Matchbällen nutzte. „Die Sätze zwei und vier hatte ich jeweils aus einer Führung heraus gewonnen, im fünften bin ich dann lange hinterhergerannt“, berichtete Franziska. „Es ist sehr schade, dass ich den Punkt nicht geholt habe, denn ich hatte das Gefühl, dass Felix auch unter Stress stand. Das hat mich nachher sehr geärgert.“
Gauzy zu stark für Qiu
Dang Qiu fiel nun die wichtige Aufgabe zu, die Führung wiederherzustellen. Leichter gesagt als getan gegen einen bestens aufgelegten Simon Gauzy, der in den vergangenen Monaten mit guten internationalen Ergebnissen eine Menge Selbstvertrauen gesammelt hatte. Der ehemalige Ochsenhausener TTBL-Spieler brachte die ersten beiden Sätze recht ungefährdet auf seine Seite, im dritten hatte Qiu bei 9:7 die Chance, zu verkürzen, doch stattdessen machte Gauzy das 3:0 und damit die 2:1-Führung der Franzosen perfekt. „Das 0:3 war enttäuschend, ich bin spielerisch unter meinen Erwartungen geblieben“, kritisierte Qiu, der wegen seiner Schulterverletzung nicht optimal vorbereitet in die EM gestartet war, sich selbst. „Aber er hat es mir auch sehr schwer gemacht und mit viel Qualität angegriffen.“
Duda stand somit bereits mit dem Rücken zur Wand, als er mit Felix Lebrun in die Box stieg. Beide gingen mit breiter Brust an den Tisch, ihr erstes Einzel gewonnen zu haben. Lebrun gewann den ersten Satz und sah bei 10:6 auch schon wie der Gewinner des zweiten aus. Doch Duda demonstrierte erneut seine mentale Stärke und machte sechs Punkte in Folge zum 1:1. Die Retourkutsche folgte mit 2:11 jedoch sofort. Im vierten Satz ging Duda dann zunächst mit 4:0 und 8:5 voran, ließ sich aber jeweils wieder einholen. Bei 9:9 war es diesmal dann Lebrun, der die besseren Nerven bewies und die entscheidenden Punkte machte. „Das war ein unangenehmes Spiel für mich, meine Taktik ist nicht ganz aufgegangen“, erzählte Duda. „Felix hat hier zwei super Spiele gemacht, er hat neulich nicht umsonst im China-Smash-Finale gestanden. Er hat das gegen Franz und mich super gelöst.“
„Wir sind auf einem guten Weg“
Damit steht Frankreich erstmals seit 1998 in Eindhoven im EM-Finale, während Deutschland die Bronzemedaille bleibt. „Wir wollten dieses Spiel, egal, wann. Ob wir nun Zweiter oder Dritter sind, ist letztlich egal“, fand Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Frankreich hat verdient gewonnen. Wir hatten unsere Chancen, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken, und haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es war ein hochklassiges Spiel auf Augenhöhe und wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen.“ Wer Frankreich im Finale gegenübersteht, wird sich im Duell zwischen Slowenien und Rumänien um 19 Uhr entscheiden. Für Deutschland ist das Turnier an dieser Stelle hingegen beendet.
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