Flavien Coton: Das nächste französische Wunderkind?
Frankreich hat nicht nur die Lebruns und Simon Gauzy. Hinter dem Top-Trio wartet unter anderem der 17-jährige Flavien Coton, der bereits U15-Welt- und U21-Europameister ist, auf seine Chance.

Flavien Coton hatte bei seiner ersten Team-Europameisterschaft im Erwachsenenbereich einiges zu tun, auch wenn er in Zadar kein einziges Mal für die französische Mannschaft zum Einsatz kam. So wechselten er und sein Kollege Thibault Poret sich ab, das Top-Trio Felix und Alexis Lebrun sowie Simon Gauzy auf ihre Matches vorzubereiten, sie während der laufenden Partien einzuspielen und sie von der Bank aus anzufeuern. Der Job: die Kollegen in die bestmögliche Form zu bringen - sowohl am als auch abseits des Tisches. Die Goldmedaille, die Flavien Coton von Kroatiens Altstar Zoran Primorac bei der Siegerehrung empfing, war also durchaus verdient. Seine Ambitionen standen ihm aber klar ins Gesicht geschrieben: Beim nächsten Mal will er auch an den Tisch.
Starke Konkurrenz im französischen Team
„Das Ziel ist, in Zukunft selbst zu spielen, aber wir haben ein wirklich starkes Team. Felix, Alexis und Simon haben gemeinsam eine olympische Medaille gewonnen, darum ist es sehr schwer, in Frankreich in die Top drei zu kommen“, beschreibt Coton die Situation im Team. „Aber das wird im nächsten Jahr mein Ziel sein.“ Aktuell ist der 17-Jährige auf Platz 39 der Weltrangliste notiert und damit noch ein Stück von seinen drei besten Kollegen entfernt, die sich allesamt in den Top 20 tummeln. Aufhorchen lässt jedoch die rasante Entwicklung, die der junge Franzose allein im vergangenen Jahr gemacht hat.
Im Jugendbereich hatte er auch vorher schon des Öfteren auf sich aufmerksam gemacht. So wurde er 2022 etwa sowohl U15-Europa- als auch -Weltmeister und holte sich in diesem Jahr Gold bei der U21-Europameisterschaft. 2025 mischte er jedoch auch den Erwachsenenbereich auf, wurde französischer Mixed-Meister, gewann beim Feeder in Havirov sein erstes WTT-Turnier und spielte sich beim WTT Star Contender in Chennai durch Siege gegen Sora Matsushima oder Jonathan Groth bis ins Halbfinale. Ebenso überzeugend war auch sein Auftritt beim China Smash kurz vor der Team-EM, wo er sich bis ins Achtelfinale vorkämpfte. Die Folge war ein rascher Aufstieg in der Weltrangliste: Zum Jahreswechsel hatte er noch Platz 116 belegt, nach seinem Erfolg in Chennai kletterte er auf einen Schlag 43 Plätze nach oben, seit dem China Smash kratzt er an den Top 40, die er in dieser Woche erstmals geknackt hat. Kein Wunder also, dass Frankreichs Nationaltrainer Nathanaël Molin ihn für seine erste Mannschafts-EM der Erwachsenen nominierte.

Eine Familie voller Tischtennisspieler
Wenn der 17-Jährige mit der starken Rückhand und den guten Nerven nicht gerade als Teil der französischen Nationalmannschaft durch die Welt tingelt, bestreitet er sein letztes Schuljahr, das er komplett online absolviert, und spielt in seinem Heimatverein CTT Bruille in der ersten Liga Frankreichs, in die die Mannschaft kürzlich aufgestiegen ist. Der Name Coton ist dabei in der Bruiller Halle wohl geläufig, schließlich ist die ganze Familie im Verein engagiert. Flavien Cotons Mutter ist Vizepräsidentin, sein Vater ist im Vorstand und auf der Trainerbank aktiv. „Meine Eltern haben auch gespielt, aber vor allem auf nationalem Level. Mein Bruder Adrien spielt auch international, zum Beispiel bei der Jugend-EM vor drei Jahren“, erzählt Coton. „Es hat mir sehr geholfen, dass meine Familie im Tischtennis aktiv ist.“
Nach seinen nächsten Zielen gefragt, bleibt der Weltranglisten-39., der in den vergangenen Jahren auch häufig zum Training bei Teamkapitän Gauzy in Ochsenhausen zu Besuch war, auf dem Boden: „Ich will mich einfach weiter verbessern und entwickeln.“ Der finale Traum steht dagegen schon lange fest. Coton will bei den Olympischen Spielen triumphieren. Seine Teamkameraden haben es ihm 2024 in Paris vorgemacht. Wer 2028 zum französischen Olympiateam gehört, steht dagegen noch in den Sternen. Nationaltrainer Molin hat neben seinen drei Assen und Shootingstar Coton auch noch den 21-jährigen Thibault Poret oder den 24-jährigen Lilian Bardet in der Hinterhand. Man hilft sich gegenseitig im französischen Team, aber der Konkurrenzkampf ist dennoch offensichtlich. „Ich trainiere mit ihnen, was richtig gut für mich ist. Ich meine, sie sind auf einem Top-Level, warum sollte ich es nicht auch schaffen?“, lacht Coton. „Also werde ich nicht aufgeben. Ich bin noch jung und habe viel Zeit vor mir.“
3 Kommentare
Um einen Kommentar abzugeben, musst du mit deinem myTischtennis.de-Account eingeloggt sein.
