11.08.2016 - Die amtierende Weltmeisterin ist nun auch Olympiasiegerin. Ding Ning setzte sich im Finale des Einzelwettbewerbs in Rio de Janeiro gegen ihre Landsfrau Li Xiaoxia durch, die vor vier Jahren in London noch die Nase vorn gehabt hatte. In einem hochklassigen Kopf-an-Kopf-Rennen sicherte sich Ding den 4:3-Sieg. Bronze gewann die Nordkoreanerin Kim Song I, die sich damit selbst ein Geburtstagsgeschenk machte. Ai Fukuhara ging leer aus.

Déjà-Vu oder Revanche? Das war die große Frage vor dem Damen-Finale im olympischen Tischtennis-Einzelwettbewerb. Denn die Konstellation Ding Ning gegen Li Xiaoxia hatte es schon vor vier Jahren im Londoner Endspiel gegeben. Damals ließ sich Ding vom Schiedsrichter aus der Ruhe bringen, der mehrmals ihre Aufschläge abzählte, und musste am Ende ihrer Landsfrau zum Olympiasieg gratulieren. Diesmal holte sich die amtierende Weltmeisterin selbst die Goldmedaille. Ding Ning durfte in Rio ihren ersten Olympiasieg im Einzel feiern.

Der Weg auf die oberste Podeststufe war allerdings am Ende etwas beschwerlich. Nach einem tadellosen Turnier zogen beide Goldanwärterinnen im Halbfinale souverän an ihren Gegnerinnen vorbei, lieferten sich dafür aber im Endspiel einen harten Sieben-Satz-Kampf, der von hoher Qualität geprägt war. Die beiden Chinesinnen beeindruckten das Publikum durch starke Ballwechsel und ein irres Tempo. Bis zum fünften Satz war es Ding Ning, die den Ton angab und sich zweimal die Führung erspielte. Abschütteln ließ sich Li Xiaoxia allerdings freilich nicht und ging im fünften Durchgang erstmals selbst in Führung. Die Weltmeisterin - mit dem Rücken zur Wand - rettete sich in den siebten Satz und holte sich dort die ersten drei Punkte, was Li dazu veranlasste, ihr Time-Out zu zücken. Zwar konnte sie daraufhin wieder zu ihrer Kontrahentin aufschließen, die eilte im nächsten Schritt allerdings auf 9:4 voraus und sicherte sich fünf Matchbälle. Nachdem sie die ersten beiden vergeben hatte, nahm auch die Weltmeisterin ihr Time-Out. Eine weise Entscheidung - denn der nächste Ball brachte ihr die Goldmedaille.

"Das ist unglaublich, ich kann es nicht glauben, dass ich Olympiasiegerin bin", jubelte Ding Ning, die nach dem Spiel in Tränen ausbrach. "Ich habe so lange darauf gewartet, ein Traum ist wahr geworden." Sie habe schon viele Titel gewonnen, aber noch nie habe sie ihren Coach Chen Bin nach einem Sieg umarmt. Am Mittwochabend war alles anders. "Vor dem Finale gegen zwei Abwehrspielerinnen zu spielen, hat meine Schulter etwas belastet, aber ich habe es endlich geschafft!" Ding Ning reiht sich damit in die Liste der Chinesinnen ein, die den Damenwettbewerb bei Olympischen Spielen seit Einführung der Disziplin 1988 ausnahmslos beherrschen.

Die Bronzemedaille sicherte sich derweil die Nordkoreanerin Kim Song I, die im Halbfinale von Olympiasiegerin Ding Ning bezwungen worden war. Im 'kleinen Finale' schlug die Nordkoreanerin an ihrem 22. Geburtstag Japans Superstar Ai Fukuhara mit 4:1. Einzig der vierte Satz war der Abwehrspezialistin knapp entglitten. "Obwohl ich nur Bronze gewonnen habe, bin ich sehr glücklich. Ich möchte diese Medaille unserem großen Führer präsentieren", sagte die Nordkoreanerin, die ihrem Land die vierte olympische Medaille bei Tischtenniswettbewerben bescherte.
 

Han Ying und Dimitrij Ovtcharov waren gestern als letzte Deutsche im Einzel-Wettbewerb ausgeschieden.
 

Die Ergebnisse im Überblick:

Damen

Halbfinale
Li Xiaoxia CHN - Ai Fukuhara JPN 4:0 (4,3,1,1)
Ding Ning CHN - Kim Song I PRK 4:1 (5,-9,6,3,9)

Spiel um Platz drei
Kim Song I PRK - Ai Fukuhara JPN 4:1 (7,7,5,-12,5)

Finale
Ding Ning CHN - Li Xiaoxia CHN 4:3 (9,-5,12,-9,-8,7,7)

(JS)