Buntes

Nur Hokuspokus? Mit Hypnose zum besseren TT-Spieler

Alles läuft schief? Wichtig ist, auch in diesen Situationen mental stark zu sein (©Roscher)

25.07.2014 - Ein langer schwarzer Mantel, dazu ein Pendel, das hin und her schwingt, und ein ganz und gar durchdringender Blick - solche und ähnliche Bilder kommen uns sofort in den Sinn, wenn wir das Wort 'Hypnose' hören. Dass diese Technik nicht nur auf dem Jahrmarkt zu finden ist, sondern auch von vielen Leistungssportlern genutzt wird, ist dagegen weniger bekannt. Heilpraktiker und Hypnoseausbilder Heinz Kreher erzählt, wie auch TT-Amateure davon profitieren können.

Eigentlich lief das Spiel doch ganz nach Ihren Vorstellungen. Die ersten beiden Sätze locker gewonnen, den Sieg schon auf dem Schläger - doch dann verlieren Sie plötzlich den Faden. Und ehe Sie sich versehen, stehen Sie im fünften Satz und alles hängt von den nächsten paar Minuten ab. Können Sie unter diesem Druck noch Ihre beste Leistung abrufen? Oder meldet sich der gefürchtete Eisenarm? Nicht selten zeigen Spieler in solchen Situationen Nerven und verkrampfen völlig. Gute Technik, Taktik und Athletik allein sind bei einem Tischtennisspieler eben nicht genug - er sollte auch mental fit sein. Glaubt man dem gelernten Heilpraktiker Heinz Kreher, muss die Auflösung mentaler Blockaden kein langwieriger Prozess sein. Der Darmstädter setzt auf Hypnose.

 

Als 'Mentalcoaching' auch im Leistungssport verbreitet

 

Spätestens wenn dieses Wort fällt, machen die meisten Menschen dicht. Hypnose? Das ist doch was für die Zirkusarena und eh nur Betrügerei! Und selbst wenn man der Hypnose eine gewisse Wirksamkeit zuspricht, ist es immer noch eine ganz andere Sache, sich selbst in Trance versetzen zu lassen - und in fremde Hände zu begeben. Dabei trauen sich laut Kreher immer mehr Menschen, und vor allem auch Leistungssportler, in Hypnose. "Dort wird sie jedoch nicht als solche deklariert. Man spricht hier von 'Mentalcoaching', macht allerdings nichts anderes als Hypnose", weiß der 48-Jährige, der in diesem Jahr eine Fachschule bei Darmstadt, genannt Hypnocollege, eröffnet hat. "Ich bekomme immer häufiger Anfragen von Sportlern: Tennisspieler, die jedes Mal im Tiebreak verlieren. Sportschützen, denen die Hand zittert, wenn es eng wird. Auch Schachspieler und Golfer kommen in meiner Praxis in Mühltal vorbei. Nur Tischtennisspieler durfte ich noch nicht bei mir begrüßen." 

 

Dabei gibt es auch hier genügend Situationen, in denen der Kopf streiken kann. "Spiele ich die gefährlichen, aber risikoreichen Schläge, auch wenn es brenzlig wird? Kann ich in der Verlängerung weiterspielen wie zuvor und lasse mich nicht von der Angst vorm Verlieren lähmen?", nennt Kreher, der selbst beim TSV Nieder-Ramstadt in der Bezirksklasse spielt, mögliche Ansatzpunkte für eine Hypnose. "Wir können an der Konzentration am Tisch, einer gewissen Gelassenheit und Fokussierung arbeiten, aber nichts herbeiführen, was nicht angelegt ist. Also plötzliche Wunderschläge kann man nicht erwarten." Auch in anderen Lebenslagen kann Hypnose laut Kreher helfen. So brauche er zur Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion und Stressbewältigung nur wenige Sitzungen, bis sich anhaltender Erfolg einstellt. Besonders beeindruckend erscheint allerdings die Vorstellung, dass sich Patienten, die eine Vollnarkose fürchten, in hypnotischer Trance operieren lassen.

 

Gezielte Veränderungen im Unterbewusstsein

 

Was aber passiert in Trance mit dem Körper? Warum können Angewohnheiten und Ängste in diesem veränderten Bewusstseinszustand beeinflusst werden? Zwischen unserem Bewusstsein und Unterbewusstsein befindet sich - so die Theorie - eine Art Filter, kritischer Faktor genannt, der regelt, welche der vielen Informationen, die auf uns einprasseln, bis ins Unterbewusstsein vordringen können. Unter Hypnose kann der kritische Faktor umgangen werden, so dass das Unterbewusstsein Anweisungen entgegennimmt, mit deren Hilfe gezielt Veränderungen vorgenommen werden können. Faszinierend - aber nicht auch gefährlich? "Jeder Patient entscheidet selbst, wie tief das geht", beruhigt der Hypnoseinstructor. "Und man kann auch nicht in der Trance stecken bleiben. Wenn der Hypnotiseur nichts mehr sagt, geht die Trance einfach in Schlaf über und man wacht ganz normal auf."

 

Während der Trance versucht der Hypnotiseur, das Gefühl, das man zum Beispiel im entscheidenden fünften Satz hat, positiv zu verändern. Oder der Patient wird zu einem besonderen Erfolgserlebnis, einem klassischen 'Sahnetag', zurückgeführt und dies so verankert, dass dieses Gefühl in brenzligen Lagen wieder abgerufen werden kann und man positiv in die gefürchtete Situation geht. Mit dem Selbstbewusstsein, das man dadurch erhält, hätten dann auch die Schläge, die im Training immer funktionieren, im Wettkampf eine höhere Erfolgsquote. Wenn es so einfach ist, warum setzen dann nicht viel mehr Menschen auf Hypnose? "Weil sie es nicht wissen", glaubt Kreher. "Und weil sie sich von Vorurteilen abschrecken lassen." 

 

Selbst Hypnosport-Coach werden

 

Mit diesen Klischees will der Darmstädter aufräumen und dieses "wertvolle Instrument an Sportler, Trainer und Vereine weitergeben." So bietet Kreher nicht nur an, sich selbst hypnotisieren zu lassen und den eigenen Blockaden zu Leibe zu rücken, sondern bildet auch Interessierte zum Hypnotiseur aus. In der Nähe von Darmstadt bieten er und seine vier Mitarbeiter an, die Technik selbst zu lernen und schließlich zum - von der größten Ausbildungsstätte NGH anerkannten - zertifizierten Hypnotherapeuten zu werden. Innerhalb von drei Tagen kann man den Grundkurs (Kosten: 550 Euro) oder die Ausbildung zum Hypnosport-Coach (1100 Euro) machen und anschließend sich selbst oder seine Mannschaftskameraden zu besseren Leistungen hypnotisieren.  

 

Apropos: Wie ist es eigentlich um Heinz Krehers mentale Stärke bestellt? Die myTischtennis-Statistiken verraten, dass er im vergangenen Jahr kein Spiel nach 2:0-Führung verloren hat und 73 % der Sätze in der Verlängerung gewinnen konnte - damit steht er sogar besser da als Timo Boll. An seiner ausgeglichenen Entscheidungssatz-Quote von 50 % kann er dagegen im Vergleich zum Rekord-Europameister noch arbeiten. Ob in der Trainingshalle oder in der nächsten Hypnosesitzung.

 

 

myTischtennis-Redakteur Daniel Koch hat den Selbstversuch gewagt und sich in Hypnose begeben. Seinen Erlebnisbericht finden Sie hier. Wenn auch Sie Ihren mentalen Blockaden auf diese ungewöhnliche Art und Weise entgegenwirken wollen, machen Sie bei unserem Gewinnspiel mit und gewinnen eine kostenlose Sitzung bei Heinz Kreher im Wert von 150 Euro.

 

(JS)

 

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