WM 2017

WM-Zeitzeuge Geiger: „Zwei von Chinas Bank verwiesen“

Bevor er DTTB-Präsident wurde, war Michael Geiger als Schiri bei TT-Events unterwegs (©Roscher)

11.03.2017 - Die WM 2017 in Düsseldorf wird Michael Geiger als Präsident des Deutschen Tischtennisbundes erleben, 2006 in Bremen beobachtete er das Geschehen vom Zählgerät aus. Der Blue Badge-Schiedsrichter leitete damals das erste WM-Finale seiner Karriere und musste gleich tief in die Brusttasche greifen. In unserem WM-Countdown, der sich mit Zeitzeugen der bisherigen Heimweltmeisterschaften beschäftigt, blicken wir auf Bremen 2006 und lassen Michael Geiger berichten.

myTischtennis.de: Sie haben noch weitere WM-Finals geleitet und andere Großereignisse als Schiedsrichter miterlebt. Welchen Stellenwert hat dabei das Finale von Bremen?

Michael Geiger: Keine Frage – aus der großen Anzahl von Schiedsrichtern für ein solches Topspiel bei einer WM im eigenen Land ausgewählt zu werden, ist schon ein absolutes Highlight gewesen. Das gleiche Finale später bei der WM in China war auch eine sehr schöne Sache, genauso wie vor Bremen die Spiele bei den Paralympics 2004 in Athen, aber das erste WM-Finale ist nun einmal etwas Besonderes.

myTischtennis.de: Wie ist denn die WM in Bremen für Sie als Schiedsrichter abgelaufen? Von den Spielern weiß man, dass sie trainieren, im Hotel sind, in die Halle kommen und wieder ins Hotel zurückkehren. Aber bei Schiedsrichtern…

Michael Geiger: Bei den Schiedsrichtern ist es fast umgekehrt wie bei den Spielern – sie sind viel in der Halle und wenig im Hotel. Es gibt lange Spiele, doch weil die Schiedsrichter für den Veranstalter auch ein Kostenfaktor sind, ist ihre Anzahl begrenzt. Bei Mannschaftsturnieren ist man anders als beim automatisch kleiner werdenden Feld der Einzelturniere wegen der auszuspielenden Platzierungen auch fast bis zum Schluss als Schiedsrichter ziemlich eingespannt. Es herrscht auch viel Anspannung: man muss sich akklimatisieren, es finden Beobachtungen statt, und man macht sich schon einige Gedanken über seine Beurteilungen, aber auch über mögliche Partner.

myTischtennis.de: Wie viele Spiele hatten Sie in Bremen mit ihrem Endspiel-Partner vor dem Finale geleitet?

Michael Geiger: Wir hatten ein Spiel vorher zusammen. Von allen infrage kommenden Schiedsrichtern war Silva auch mein Wunschpartner. 

myTischtennis.de: Warum Silva?

Michael Geiger: Man beobachtet ja auch als Schiedsrichter die anderen Schiedsrichter und bekommt mit, wie jemand ein Spiel leitet, welche Haltung jemand hat. Die Schiedsrichter sind sich gegenseitig wohl die größten Kritiker. 

myTischtennis.de: Bereitet man sich denn auch als Schiedsrichter auf eine WM besonders vor wie die Spieler?

Michael Geiger: Man geht das Handbuch noch einmal durch, es gibt ein Briefing und ein Bulletin. Beim Briefing der Schiedsrichter unmittelbar vor Turnierbeginn gibt es aber auch manchmal nützliche Hinweise darauf, was anders ist als sonst. Mir war immer wichtig, die Besonderheiten dieses Turniers, bei dem ich gerade im Einsatz bin, zu erfahren. Weniger wichtig war mir, nochmals die wichtigen Regeln in Erinnerung gerufen zu bekommen, die sollte man auch so drauf haben.

myTischtennis.de: Haben Sie in Bremen als Schiedsrichter aus der Gastgebernation für Ihre Kollegen auch einmal den Fremdenführer gegeben?

Michael Geiger: In diesem Fall tatsächlich, denn ich war sechs Jahre vorher schon bei der EM in Bremen, wo ich im Mixed auch mein erstes großes Finale leiten durfte, und 2003 auch bei den German Open und kannte die Stadt deswegen bereits. Ich sehe „einheimische“ Schiedsrichter bei den großen Veranstaltungen auch immer etwas in der Verantwortung, den Kollegen aus anderen Ländern die Stadt und etwas von Deutschland zu zeigen, damit sie mit einem positiven Eindruck von der WM und von Deutschland wieder nach Hause reisen.

myTischtennis.de: Was bewegt Sie beim Gedanken an Bremen über das Finale hinaus?

Michael Geiger: Mein Sohn hat 2006 als Fan in Bremen seine erste Tischtennis-WM erlebt. In ein paar Wochen bei der Einzel-WM in Düsseldorf ist er selbst als Schiedsrichter dabei. Das freut mich sehr.

myTischtennis.de: Welche Erfahrungen des Schiedsrichters Geiger von 2006 in Bremen helfen dem DTTB-Präsidenten Geiger elf Jahre später noch bei der Vorbereitung der WM in Düsseldorf?

Michael Geiger: Wir wollen in Düsseldorf die Eventisierung, die in Bremen an Stellen wie dem Einmarsch eigentlich schon begonnen hat, weiter fortführen. Wir wollen Aha-Erlebnisse schaffen, auch um die einzelnen Ballwechsel herum. Übrigens nicht nur in der Haupthalle sondern auch in den anderen Bereichen wie dem Funpark. Die WM soll die Menschen eben auch über die Spiele hinaus begeistern und faszinieren. Es wird drumherum etwas passieren. 

Hier geht's zum Zeitzeugen der WM 2012 in Dortmund, Thomas Weikert!

(Interview: Dietmar Kramer) 

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