Buntes

Fall „Fulda/Buschhausen“: So entschied das Sportgericht

Die Spielwertung gegen Fulda II wird nicht aufgehoben (©Quelle: click-TT)

06.02.2017 - Erinnern Sie sich noch an den Fall „Fulda/Buschhausen“ aus der Regionalliga West? Der Oberschiedsrichter hatte die Doppel falsch vom oberen in den unteren Teil des Spielberichtsbogens übertragen und niemandem war aufgefallen, dass die falschen Doppel gegeneinander gespielt hatten. Fulda legte gegen die nachträgliche Spielwertung Protest beim Sportgericht ein, welches inzwischen eine Entscheidung gefällt hat. Diese wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.

Selbst schuld? Oder ist die Spielwertung zu hart? Muss das Regelwerk angepasst werden? Oder ist alles gut so, wie es aktuell geregelt ist? Im Fall „Fulda/Buschhausen“ gingen die Meinungen sowohl unter den myTischtennis.de-Usern als auch unter den Beteiligten und Experten sehr stark auseinander. Was war passiert? Am 1. Oktober fand das Regionalligaspiel zwischen dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell II und dem SC Buschhausen statt, das letztlich mit 9:4 an die Reserve des Bundesligaclubs ging. Im Nachhinein fiel auf, dass der Oberschiedsrichter die ersten beiden Fuldaer Doppel beim Übertragen vom oberen in den unteren Teil des Spielberichtsbogens versehentlich vertauscht hatte, so dass Doppel 1 gegen Doppel 1 und Doppel 2 gegen Doppel 2 spielten. Aufgefallen war dies in der Halle offensichtlich niemandem. Das Spiel wurde also im Nachhinein gegen die Fuldaer gewertet, weil die Mannschaften laut § F 5.4.3 der Bundesspielordnung selbst dafür verantwortlich sind, dass der Spielberichtsbogen korrekt ausgefüllt wird. Durch ihre Unterschrift hatten die Fuldaer dies bestätigt, obwohl der Übertragungsfehler auf ihrer Seite passiert war. Die Mannschaft fühlte sich ungerecht behandelt und legte Einspruch beim Sportgericht ein. Doch wie ging die Sache aus? Inzwischen wurde eine Entscheidung getroffen.

Wie von allen Seiten erwartet, bestätigte das Sportgericht Spielleiter Lars Czichun und wies den Einspruch ab. Czichun hatte aufgrund der geltenden Regeln keinen anderen Weg gesehen, als das Spiel gegen Fulda zu werten, auch wenn er selbst fand, dass die Strafe nicht im richtigen Verhältnis zum Vergehen stehe. Das Sportgericht sah dies ganz ähnlich. In einem vorläufigen Erklärungsschreiben zum Urteil lässt die Institution zwar keinen Zweifel daran, dass völlig richtig entschieden worden ist. Allerdings weiche die Regelung vom allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden und der Lebenswirklichkeit ab, zumal es für die Fuldaer deutlich besser gewesen wäre, wenn sie zu dem Doppel gar nicht erst angetreten wären. Das Sportgericht empfiehlt dem DTTB, darüber nachzudenken, ob dem Oberschiedsrichter nicht mehr Verantwortung übertragen werden sollte - zumindest wenn ein neutraler Oberschiedsrichter mit der entsprechenden Lizenz vor Ort ist.

Wie DTTB-Generalsekretär Matthias Vatheuer erklärt, wolle man sich diesen Rat zu Herzen nehmen. Der zuständige Ausschuss für Leistungssport habe sich das Thema schon auf die Agenda der nächsten Sitzung gesetzt. „Man kann die Verantwortung für die Einträge ins Formular hinsichtlich der Spielreihenfolge auf den Oberschiedsrichter übertragen, aber was ist dann die Folge, wenn ein solcher Fehler passiert? Spielwiederholung? Das führt insbesondere in den Bundesligen zu erheblichem Aufwand“, gibt Vatheuer zu bedenken. „Insofern würde ich die Verantwortung bei den Mannschaften belassen. Man könnte aber die Sanktion verändern. Wer falsch antritt, verliert nur die falschen Doppel. Andere Möglichkeit: Falsche Doppel, die regulär zu Ende gespielt werden, bleiben in der Wertung. Der WTTV hat zum Beispiel noch eine andere Regelung und nimmt falsche Spiele einfach aus der Wertung. Alle Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile.“ Die bisher praktizierte Vorgehensweise, nach der eine komplette Spielwertung erfolgt, ist aber auch für Vatheuers Geschmack zu hart.

Dass das Sportgericht diese harte Strafe nicht aufgehoben hat, kam für die Fuldaer nicht überraschend, weil sie sich aufgrund der recht eindeutigen Rechtsgrundlage nicht viele Chancen ausgerechnet hatten. Dennoch begrüßt es Fuldas Mannschaftssprecher Johannes Hodes, dass über eine Anpassung nachgedacht werden soll. „Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, dies anzupassen, damit unser Fall ein Einzelfall bleibt - auch wenn uns das jetzt nichts mehr nützt“, führt Hodes aus. Doch obwohl der Fleck auf Fuldas weißer Weste - eine Niederlage bei inzwischen elf Siegen - nicht entfernt wurde, ist die Mannschaft aktuell auf dem besten Weg, trotzdem das Saisonziel Aufstieg zu erreichen. „Ob wir mit null oder zwei Verlustpunkten aufsteigen, ist letztlich völlig egal. Aber es kann natürlich alles passieren. Man muss nur einen schlechten Tag erwischen und schon kann einem solch ein Spiel womöglich noch zum Verhängnis werden“, überlegt der Mannschaftssprecher. „Aber wenn alles normal läuft und wir verletzungsfrei bleiben, sollte die ganze Sache gut für uns ausgehen.“

(JS)

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