Taktiktipp: Anspiel auf Ellbogen mit sinnvollem Nachspiel

    Martin Adomeit erklärt, warum das Anspiel auf den Ellbogen ein wirksames Mittel gegen bestimmte Gegner ist. Wer den Wechselpunkt klug nutzt, öffnet Räume und schafft sich taktische Vorteile im Spiel.

    Tomokazu Harimoto beherrscht das Spiel auf den Wechselpunkt in Perfektion. (©WTT)

    Gerade gegen rückhanddominante oder beidseitig agierende Spieler ist das Anspiel auf den Ellbogen ein sinnvolles taktisches Mittel. Gelingt der direkte Punktgewinn nicht, gilt es zu beobachten, ob durch das Anspiel eine Ecke frei geworden ist oder ob noch ein zweiter Ball auf den Ellbogen nötig wird.

    Dieses Anspiel auf den Wechselpunkt lässt sich in vielen unterschiedlichen Spielsituationen einsetzen – vom Aufschlag über den Rückschlag bis hin zum Aktivspiel. Welche Rotationen dabei gewählt werden, hängt stark vom eigenen Spielstil ab. Beim Anspiel in den Ellbogen sollten insbesondere Seitschnittvariationen berücksichtigt werden. Diese sind nicht zu vernachlässigen, da sie die Einschätzung des Gegners zusätzlich erschweren.

    Natürlich wird der Gegner diesen taktischen Ansatz, auf den Wechselpunkt zu platzieren, erkennen und versuchen, durch frühzeitige Entscheidungen und Bewegungen gegenzusteuern bzw. dies zu erschweren. Daher ist es wichtig, stets aufmerksam zu bleiben: Öffnet sich bereits vor dem Ball auf den Ellbogen eine Ecke, sollte diese konsequent genutzt werden.

    1. Übung: VHT auf den Ellbogen und dann irgendwann in eine Ecke

    Spieler ASpieler B
    2-4x VHT auf den WechselpunktB in 1/2 VH
    VHT in eine Eckefrei

    Der Spieler spielt seinen Topspin immer wieder auf den Wechselpunkt. Dabei soll er genau beobachten, wo sich der Ellbogen des Gegners vor jedem Schlag befindet. Öffnet sich nach dem Anspiel eine Ecke, folgt der nächste Topspin gezielt dorthin.

    In der Praxis kommt es bei guter Ausführung allerdings häufig vor, dass der Punkt bereits vor dem Schlag in die Ecke gewonnen wird. Es kommt also nicht immer soweit. In diesem Fall darf die Qualität des Topspins keinesfalls reduziert werden – im Gegenteil, dann ist der Zweck der Übung bereits erfüllt.

    Grundsätzlich gilt: Der erste Topspin wird auf den Ellbogen platziert. Führt das nicht zum Punkt, folgt der zweite ebenfalls auf den Ellbogen. Gelingt auch dann kein Punktgewinn, wird der dritte entweder erneut in eine freie Ecke gespielt.

    2. Übung: lange/halblange Aufschläge auf den Wechselpunkt

    Spieler ASpieler B
    LA/HLA auf den WechselpunktT überall/KR - frei
    B/T in eine Ecke, aus der Spieler B T gespielt hat - manchmal noch mal auf den WPfrei

    Durch den Aufschlag auf den Wechselpunkt muss sich der Spieler B bewegen. Beim RH-Rückschlag öffnet er etwas die RH-Ecke, die dann angespielt wird, beim VHT die VH-Ecke. Ist dies nicht gelungen oder Gegner bewegt sich bereits in die freie Ecke, kommt der nächste Ball noch mal auf den WP. Natürlich kann man den Rückschlag auch einschränken, um die Übung erst mal einfacher zu gestalten: beispielsweise nur in RH.

    3. Übung: Kurze Aufschläge auf den Wechselpunkt

    Spieler ASpieler B
    KA auf den Wechselpunkt (LA in RH - frei)SSCH in TMi/KR
    bei SSCH: T in Ecke mit der R/auf den WP
    bei KR: F/SCH in TMifrei

    Auch hier geht es darum, den Gegner im Entscheidungspunkt zu erwischen, um dann in die freie Ecke oder wieder auf den WP zu spielen. Natürlich kann man, um die Durchführung zu erleichtern, den KR weglassen oder, um es zu erschweren, den Rückschlag auch mit einem Flip oder anderen Platzierungen ergänzen.

    4. Übung: Rückschlag über Wechselpunkt manchmal tief in RH

    Spieler BSpieler A
    KASCH/F auf den WP
    T in RHaggr. B in Ecke mit T (bei R in Ecken: Wechsel der Ecke)
    frei

    Jetzt platziert der Spieler seine Rückschläge auf den WP. Bewegt sich sein Gegner früh, dann in die freie Ecke spielen. Danach nutzt er aus, welche Ecke geöffnet wurde. Spielt er den R in die Ecken, wechselt er sofort die Seite.  

    5. Übung: T auf Ellbogen

    Spieler ASpieler B
    KA überall (LA in TMiI)LR in 1/2 VH
    0-2x T auf den WPB überall
    T nach außenfrei

    Diese Übung lässt sich natürlich vielseitig variieren. So kann beispielsweise der Rückschlag nur auf einen bestimmten Schlag (z. B. Schupf) begrenzt oder die Platzierung des Balles gezielt eingeschränkt werden. Erschwert wird die Übung, wenn der Rückschlag frei wählbar ist und in jede Platzierung gespielt werden darf.

    Der Autor
    Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Nationen (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen und Titel bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der 61-jährige Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen der wenigen unabhängigen TT-Shop. Hier führt er Beratungen und Verkauf nahezu aller gängigen Tischtennismarken durch. Zudem führte er zuletzt zahlreiche Maßnahmen für den DOSB in Afrika und Asien durch und arbeitet als Berater und Werbeträger von Victas. Zu erreichen ist Martin per Telefon unter 02941-273385, per Mail unter ttcenterlippstadt@faszination-tischtennis.de oder unter WhatsApp (01608120572).