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Phasendrescher: TTR-Desaster mit "Race" abwenden

Ewald versucht, seinen TTR-Wert aufzubessern (©Laven)

23.06.2025 - Wer kennt das Gefühl nicht? Beim Blick in die myTischtennis.de-Community stellt man fest, dass sich der eigene TTR-Wert aktuell in Bahnen bewegt, die weder gut für das eigene Selbstbewusstsein sind, noch den Verbleib in der Mannschaft garantieren. Phasendrescher Philipp Hell beschreibt die Gefühls-Achterbahn von Ewald, der eine ganz einfache Lösung für sein Problem gefunden zu haben glaubt: die Teilnahme an einem „Race“-Turnier. Ob das wirklich funktioniert?

Durch übertriebenen Ehrgeiz in der trainingsfreien Zeit ist Ewald bisher noch nie aufgefallen, aber heute fährt er 80 Kilometer zu einem „Race“ der Turnierserie seines Verbandes – dafür muss es doch einen wichtigen Grund geben. Den gibt es tatsächlich und er hat weniger mit begrenzten Freizeitmöglichkeiten in der Heimatgemeinde, mit einem Streit mit seiner Ehefrau, mit einem verregneten Frühsommer oder Ewalds Wunsch nach neuen Bekanntschaften zu tun – nein, nein! Ewald hatte vor wenigen Tagen seinen offiziellen Q-TTR-Wert gesehen und da war ihm fast die gutgefüllte Kaffeetasse aus der Hand gefallen. So niedrig!? Sogar noch hinter Wolf und nur noch äußerst knapp vor Friedhelm – das gibt’s ja gar nicht! 

Vierte Mannschaft? Nie im Leben!

Zunächst in seiner Tischtennis-Ehre verletzt, wollte sich Ewald direkt wieder ausloggen und den TTR-Wert für den Rest der Sommerpause ignorieren – bis er verstand, was ihm mit diesem niedrigen TTR-Wert (abgesehen natürlich von Selbstverachtung und Selbstmitleid) demnächst dräute: die vierte Mannschaft! Und, ganz ehrlich, das kann es für einen Mann seiner Klasse und Routine doch einfach nicht sein, da war sich Ewald mit sich selbst sofort einig. Also hat er sich, statt auszuloggen, spontan für dieses „Race“ angemeldet, welches – zugegeben – nicht gerade vor der eigenen Haustür stattfindet. Und ja, an die genauen Regeln und Bedingungen dieser komischen Turnierserie konnte er sich in diesem emotionalen Moment auch nicht erinnern, seine letzte Teilnahme ist schon einige Jahre her. Aber klar war eben: Es muss sich etwas tun – er muss etwas tun! Für sich – und seinen TTR-Wert.

Nun sitzt Ewald eben seit einer knappen Stunde im Auto und sucht jetzt auch schon minutenlang die gut versteckte Halle, die verbleibende Zeit zum Einspielen wir knapp und knapper. Als er endlich in der Halle eintrifft, findet sich leider kein Partner zum Einspielen mehr: Alle anderen Teilnehmer scheinen sich bestens zu kennen und schon mindestens seit einer halben Stunde warm zu sein. Beste Voraussetzungen also für Ewald, um sich seinen TTR-Wert noch gründlicher zu ruinieren. Da hat er noch gar nicht bemerkt, dass er heute Abend vermutlich vier- oder fünfmal gegen Material spielen wird. 

Nun nimmt, nach einer kurzen Begrüßung des fleißigen Organisators („Ihr kennt euch ja alle bestens aus …“), das Turniergeschehen umgehend seinen Lauf. Ewald kennt keinen einzigen seiner Gegner, er wird also taktisch spontan reagieren müssen – nicht gerade eine seiner Stärken. Andererseits kennt hier noch keiner seine gemeinen Überschnitt-Aufschläge, es hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Dass Ewald zunächst gegen zwei Gegner mit gefühlt doppelt so vielen TTR-Punkten antritt, lässt ihn befreit aufspielen. Zu verlieren hat er in solchen Matches bekanntlich nichts – zu gewinnen gibt’s allerdings auch nichts. Doch dann geht es langsam aber sicher ans Eingemachte: Nun scheinen in etwa gleich starke Gegner zu kommen, gegen die das Spiel über fünf Sätze hin- und herwogt. Für Ewald gibt es Siege und Niederlagen, alles im Rahmen des Erwartbaren. 

Plan B

Doch je später der Abend wird, desto geringer werden seine Getränkevorräte – und die Kraftreserven in seinen Beinen. Hat er vorher noch über einen der Gegner im fortgeschrittenen Alter den Kopf geschüttelt, als dieser ihm von seinen zwei gestern absolvierten „Races“ erzählte, bemerkt Ewald nun, dass der Kerl immer noch topfit ist – während Ewald gerade minutenlang seinen nicht vorhandenen Traubenzucker in der Sporttasche sucht, nur um vor dem nächsten Duell noch ein Minütchen länger durchschnaufen zu können. Von Regeneration kann man ohnehin schon lange nicht mehr sprechen. 

Der Turnierorganisator hat zwar Getränke und Gummibären bereitgestellt, doch von dem alkoholfreien Gesöff wird Ewald leider nicht lockerer und deshalb auch nicht besser – und eine Handvoll Gummibären auf ansonsten leeren Magen (die extra für heute gekauften Bananen hat er daheim leider vergessen) hat auch noch nie zu einer explosiven Leistungssteigerung geführt. So kämpft sich Ewald zwar tapfer durch den Abend, doch mit gerade mal zwei Einzelsiegen hat er heute sicherlich nicht den erhofften Turnaround geschafft. So hadert er im Auto auf der Heimfahrt kurz nach Mitternacht auch lautstark mit seinem Entschluss, hier heute anzutreten – war ja eh klar, dass das nichts wird! Daher nimmt sich Ewald beim Zubettgehen zwei Dinge vor: Erstens, seinen TTR-Wert für den Sommer wirklich nicht mehr zu beachten und, zweitens, nie wieder übermotiviert zu einem „Race“ zu fahren. 

Und die Sache mit der vierten Mannschaft? Tja, vielleicht kann Ewald ja Wolf überreden, demnächst gemeinsam auf ein „Race“ zu fahren – schließlich lernt man da jede Menge nette Leute kennen, hat Spaß am Tischtennis, hält sich auch im Sommer fit und wer bitte schaut da schon auf seinen TTR-Wert!? Es könnte allerdings sein, dass Ewald am Tag des Turniers kurzfristig krankheitsbedingt absagen muss…

Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.

(Philipp Hell)

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