Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov können auch mit der unerwarteten Bronzemedaille zufrieden sein (©ITTF)

Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov können auch mit der unerwarteten Bronzemedaille zufrieden sein (©ITTF)

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26.05.2023 - Die Individual-Weltmeisterschaft in Durban ist für das deutsche Team beendet. Die beiden letzten Asse im Ärmel stachen nicht, vor allem das Herren-Doppel Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov verpasste das Finale jedoch nur hauchdünn. Gegen die Vize-Weltmeister Jang Woojin/Lim Jonghoon hatten sie bereits mit 2:1 geführt. Deutschlands beste Spielerin Ying Han musste im Einzel-Viertelfinale derweil der Weltranglistenersten Sun Yingsha den Vortritt lassen.

Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska haben die erste WM-Medaille im Herren-Doppel seit 2005 gewonnen - und das als spontan formiertes Duo, das bei diesen Meisterschaften nicht gesetzt war. Doch auch wenn schon der Gewinn der Bronzemedaille ein riesiger Erfolg ist, überwog die Enttäuschung in den Gesichtern der beiden, als sie nach dem Halbfinale gegen Jang Woojin/Lim Jonghoon in die Mixed-Zone kamen. „Wir sind schwer enttäuscht, die Chance, ins Finale einzuziehen, war riesig“, bestätigte Franziska. Auf die Frage, warum man die 2:1-Führung aus der Hand gegeben hatte, hatte er aber auch keine richtige Antwort: „Die haben ein, zwei Bälle mehr auf den Tisch gespielt, so einfach ist das manchmal.“ Ein paar Schlüsselszenen konnte das Duo allerdings definieren, in denen Punkte leichtfertig aus der Hand gegeben wurden und die Koreaner ihre Chance ergreifen konnten. Den letzten von vier Satzbällen der Koreaner im vierten Durchgang zum Beispiel, den Ovtcharov „sonst zu 99 Prozent trifft“, wie Franziska berichtete. Oder sein eigener Fehlaufschlag beim Stand von 4:5 im fünften. „Die Mitte des fünften Satzes war sehr ärgerlich“, bestätigte Ovtcharov. „Da haben wir ihnen Möglichkeiten gegeben, ohne dass sie viel machen mussten.“

Wie im Viertelfinale gegen Liam Pitchford und Paul Drinkhall hatten die Deutschen zunächst zurückgelegen, waren dann aber zur 2:1-Führung davongezogen. Der vierte Satz ging nach kleiner Aufholjagd der Deutschen am Ende doch noch an die Koreaner, den fünften entschieden die Vize-Weltmeister deutlich für sich. Der Schmerz über die verpasste Chance überwog, doch erinnerten sich die beiden Doppelpartner daran, welch großer Erfolg auch die Bronzemedaille ist. „Das ist natürlich toll für uns und für den DTTB. Eine Doppelmedaille hatten wir nicht erwartet“, sagte Ovtcharov. „Aber wir haben zwischendurch heute unsere beste Leistung gezeigt, waren teils auch besser als die Gegner. Von daher hätten wir das Finale auch verdient gehabt.“ „Wir haben beide noch keine WM-Doppelmedaille“, ergänzte Franziska. „Heute Abend schütteln wir die Enttäuschung ab und nehmen noch das eine oder andere Kaltgetränk zu uns.“

Ying Han ohne Chance gegen Nummer eins

Die letzte Deutsche im Einzelwettbewerb, Ying Han, war bis zum Viertelfinale durch das WM-Turnier spaziert. Ohne Mühe hatte sie eine Gegnerin nach der nächsten bezwungen und sichtlich für große Ratlosigkeit am anderen Ende des Tisches gesorgt. Im Viertelfinale sah man sie nun in einer anderen Position - diesmal war es Deutschlands Beste, die keine Mittel gegen ihre Gegnerin fand und sich ohne Satzgewinn aus dem Spiel und damit auch aus dem Wettbewerb verabschiedete. Ihr gegenüber stand ausgerechnet die Weltranglistenerste Sun Yingsha, die sie schon bei der WM in Houston und auch bei den Olympischen Spielen in Tokio aus dem Rennen geworfen hatte. Zwar hatte Han beim WTT-Turnier in Macao vor Kurzem Hoffnung schöpfen dürfen, als sie ihr zumindest zwei Sätze abnahm. Doch dies ließ sich in Durban nicht wiederholen.

„In Macao hat sie sich so schnell an mein Spiel gewöhnt, als ich mal was Neues ausprobiert habe“, erinnerte sich die Abwehrspielerin, die nicht gerade davon profitierte, dass Sun nun öfter gegen sie gespielt hatte. „Ich wollte auch heute etwas probieren, etwas mutiger sein, aber das ist nicht so einfach, wenn man unter Druck steht. Ich habe dann vielleicht zu sehr auf Sicherheit gespielt - und das war eventuell nicht die richtige Taktik.“ Aus dem Turnier geht Han trotzdem mit breiter Brust. Das Erreichen des Viertelfinals ist bisher ihr bestes Ergebnis bei einer Individual-WM - und auch das beste Ergebnis des deutschen Teams im Einzelwettbewerb. „Ich bin super glücklich, es unter die besten Acht geschafft zu haben - da ist mir auch egal, gegen wen ich gespielt habe“, sagte sie im Hinblick auf ihre günstige Auslosung bis zum Viertelfinale. „Und gegen die Nummer eins der Welt zu verlieren, ist auch okay.“ Vielleicht darf sie ja trotzdem vor der Heimreise noch eine Safari machen, auch wenn ihr Mann Lei Yang das eigentlich nur als Belohnung für einen gewonnenen Satz gegen Sun in Aussicht gestellt hatte. Aber beste Deutsche im Einzel zu sein, ist ja wohl auch aller Ehren wert.
 

Die Spiele der Deutschen im Überblick:

Damen-Einzel

Viertelfinale
Ying Han - Sun Yingsha CHN 0:4 (-6,-8,-6,-5)

Herren-Doppel

Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska - Jang Woojin/Lim Jonghoon KOR 2:3 (-7,5,8,-9,-5)

Alle Spiele finden Sie auf der WTT-Webseite, einen Stream auf YouTube.

(JS)