TTBL

Blick in die statistische Glaskugel: Wer gewinnt TTBL?

Die Saisonprognose basiert auf den Q-TTR-Werten der Spieler (©Pixabay)

24.08.2022 - Am Wochenende kehren die TTBL-Vereine aus der Sommerpause zurück und starten in die Saison 2022/23. Wer am Ende der regulären Ligaphase an der Tabellenspitze stehen wird, bevor es in die Play-offs geht, wird in 132 Matches ermittelt. Data Analyst Tim Scheffczyk hat vor dem Saisonstart einen Blick in die statistische Glaskugel gewagt und auf der Grundlage der QTTR-Werte sowie Wahrscheinlichkeiten eine Saisonprognose erstellt. Stimmt Ihre Erwartung damit überein?

Wenn man den Ausgang eines jeden Spiels mithilfe von Wahrscheinlichkeiten zu hundert Prozent bestimmen könnte, würde eine Sportsaison wohl ihren Reiz verlieren. Nichtsdestotrotz gehen Mannschaften und Spieler in den meisten Fällen nicht mit einer Siegwahrscheinlichkeit von 50:50 in eine Partie, so dass sich Aussagen darüber treffen lassen, wer eher als Sieger aus der Box gehen wird. Einer, der sich damit bestens auskennt, ist Tim Scheffczyk, Data Analyst bei einem Versicherungsunternehmen und Tischtennisspieler mit einem Faible für Zahlen. Im Rahmen seiner Masterarbeit entwickelte er unter anderem das „TTR-Modell“ zur Berechnung der Siegwahrscheinlichkeiten in Tischtennisspielen, auf dessen Grundlage er seit der Saison 2018/19 die offiziellen Spielprognosen für die TTBL erstellt. Dafür dienen ihm die TTR-Werte der Spieler als alleinige  Basis, andere Faktoren wie beispielsweise ein potentieller Heimvorteil werden nicht berücksichtigt, weil diese statistisch nicht erwiesen oder nicht genau messbar seien.

Wer steht am Ende ganz oben?

„Treten zwei gleich starke Konkurrenten wie Ricardo Walther und Bastian Steger gegeneinander an, gleicht das Spiel einem Münzwurf, das heißt, beide Spielausgänge sind mit 50 % gleich wahrscheinlich“, gibt Scheffczyk ein Beispiel. „Dieses Bild ändert sich, wenn die TTR-Differenz größer wird. Bei einer TTR-Differenz von genau 105 Punkten - wie z.B. bei einem Einzelspiel zwischen Anton Källberg und Kirill Gerassimenko - entspricht ein Tischtennisspiel einem Würfelspiel. Der Favorit hat dann eine Einzelsiegchance von 83,4 %, der Underdog von 16,6 %. Auf das Beispiel des Würfelwurfs übertragen, gewinnt der Favorit bei den Würfelzahlen 1-5, der Underdog nur bei einer 6.“ Das bedeutet aber nicht, dass der Favorit in Scheffczyks Rechenmodell zugleich auch der sichere Sieger ist, schließlich hat auch der Underdog eine Wahrscheinlichkeit von 16,6 %, das Spiel zu gewinnen. Dies wird bei der Berechnung mit berücksichtigt, so dass der Sieger nicht von vornherein feststeht.

Vor der am Wochenende beginnenden TTBL-Saison wagte der Data Analyst nun eine Prognose und stellte uns seine Berechnung zur Veröffentlichung zur Verfügung. Wer wird nach 132 Saisonspielen die TTBL-Tabelle anführen, wer kommt in die Play-offs und wer ist Abstiegskandidat? Scheffczyk kann die statistisch wahrscheinlichsten Antworten geben. Dabei geht er stets von der Bestaufstellung der Mannschaften und den Q-TTR-Werten der Spieler vom 11. August 2022 aus. Mit 42:2 Punkten würde so der verstärkte TTC Neu-Ulm das Feld klar anführen, gefolgt vom 1. FC Saarbrücken TT und Borussia Düsseldorf, die sich laut Berechnung punktgleich um den zweiten Platz streiten würden. Die Siegwahrscheinlichkeit der beiden Verfolger betrage im direkten Vergleich mit Neu-Ulm jeweils 28 und 27 %. In einer Neu-Auflage des TTBL-Finals 2022 zwischen Düsseldorf und Saarbrücken lägen diesmal die Saarländer mit 51 % knapp vorne.

Schlechte Chancen für den Aufsteiger prognostiziert

Hinter dem Führungstrio erwartet Scheffczyk ein enges Rennen um das vierte Play-off-Ticket. Sowohl Fulda-Maberzell als auch Grünwettersbach und Ochsenhausen kämen nach seinen Berechnungen am Ende der Saison auf dieselbe Punktzahl. Und auch Bad Königshofen und Bergneustadt wären noch in Reichweite. Am anderen Ende der Tabelle sieht Scheffczyk hingegen nur geringe Chancen auf den Klassenerhalt für den 1. FSV Mainz 05. Rein statistisch gesehen würden die Aufsteiger mit lediglich zwei Punkten auf der Haben-Seite ihre erste TTBL-Saison abschließen. Die Siegchance gegen die starbesetzten Neu-Ulmer läge laut Scheffczyk gar nur bei 1 : 8.854. Der TTC Zugbrücke Grenzau würde sich nach den Berechnungen am ehesten auf dem vorletzten Platz wiederfinden, während Bremen und Mühlhausen weder mit dem Abstieg etwas zu tun hätten noch auf einen Play-off-Platz spekulieren dürften. 

Die Flinte schon im Vorhinein ins Korn werfen sollte hingegen keine Mannschaft. Schließlich handelt es sich bei diesen Berechnungen um Wahrscheinlichkeiten und nicht um Sicherheiten. In der Saison 2018/19 hatte das TTR-Modell an den einzelnen Spieltagen laut Scheffczyk zu 79,1 % den richtigen Sieger prognostizieren können und zu 30,9 % das richtige Endergebnis getroffen. Aber alle Spiele müssen erst einmal gespielt werden und nicht nur Tagesform, Aufstellung, Verletzungen und Co. können im Tischtennis für Überraschungen sorgen. Nichtsdestotrotz schauen wir am Ende der Saison gerne noch einmal auf die Statistik-Tabelle, um dann den Blick in die Glaskugel mit der Realität zu vergleichen.


(Abb.: Tim Scheffczyk. Die Saisonprognosen für die punktgleichen Teams unterscheiden sich. Die Rangfolge in der Tabelle entspricht dem Modellranking. Das Modell ermittelt auch ungerade Punktverhältnisse (z.B. 21:23). Sie wurden jedoch für die gewählte Darstellung so gerundet, dass die prognostizierte Punktzahl auch in der Realität eintreten kann.)
 

Wer, glauben Sie, wird am Saisonende ganz oben stehen? Wer schafft es in die Play-offs? Und wer wird am Ende auf den Abstiegsplätzen geführt? Schreiben Sie uns einen Kommentar!

(JS)

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